Late / Remember The Time
Remember The Time
Anfang der 80er gab es eine Band namens Pancake (ursprünglich Nyrvana Pancake), die laut Pressetext eine der einflussreichsten Prog-Rock Bands Baden Württembergs gewesen ist.
Als Nicht-Schwabe sei mir verziehen, dass mir die Band nichts sagt (Do baisst koi maus koin fada a).
Walter Negele (guitar) und Uli Frank (keyb, programming, drums, bass) waren seinerzeit im harten Pfannkuchen-Kern, der damalige Drummer und Texter Hans Derer steht bei Late nicht mehr im Line-up, sorgt aber als 'EMG' Chef für die Verbreitung der Nachfolgeband, die mit Jürgen Schneider am Micro dann komplett wäre. Fast jedenfalls, denn für das Saxofon in "Profit's Place" holte man Martin Kiemers ins Studio.
Progrock - da mag das jazzige Instrumentalstück "Panmade" gar nicht so richtig passen. Der Song stammt, wie auch einige der anderen Tracks noch auch seligen Pancake-Zeiten. Die Nummer hat Drive und schwebt im Grenzbereich zwischen Rock und Jazz.
Auch "Mann aus Eis", auf deutsch gesungen, stammt aus den 80ern und wird hier in einer aktualisierten Fassung gebracht. Was die Lyrics angeht, kann man sagen, dass sich nicht viel verändert hat seit damals: es geht um Machtmenschen.
Nun zum Progteil der Scheibe. "Remember" etwa, eine neue Nummer erinnert mich spontan an eine Mischung aus "Beggars Opera" und "It's A Beautiful Day". Gegen Ende rockt die Gitarre aber ungleich deutlicher als bei den beiden Bands, die durch meinen Kopf geistern.
Herrlicher, harmonischer Prog auch "Sunshine". Überhaupt wurde viel Wert auf Harmonien, Melodien und einfache, aber wirksame Songstrukturen gelegt. Keine aberwitzigen Breaks, die oftmals gerade im Progbereich zum Handwerkszeug gehören. Sei es nun "Remember Classic" (ohne die Gitarre am Ende), "Ensueño", "Music Inside": schöne, straighte Titel, immer wieder garniert mit Gitarrenriffs und Keyboardlines.
Und welchen Stellenwert der Melodie beigemessen wird verrät schon der Blick in den Waschzettel:".....zu einem Zeitpunkt, an dem es den jungen Hüpfern in der Rockmusik oft an starken Melodien ebenso mangelt wie an Rückgrat...".
"2x 2000 Watts", wieder ein Pancake" 'Überbleibsel'. Schön gewebt und wer sich BJH zusammen mit Pink Floyd in einem Song vorstellen kann, wird diese Nummer mögen.
Ebenfalls 'made by' Pancake ist "Vulcano's Peak". Damals hieß das "Tanz auf dem Vulkan", und hier darf das Keyboard schon mal etwas mehr 'zeigen'. Auch Jürgens Röhre kommt zu verstärktem Einsatz.
Schön sphärisch der "Starship Dreamer". Hier greifen die Drei tief ins Progrock-Klischee. Und das gefällt mir außerordentlich. Die Jungs kommen spät, aber nicht too late. Und für das nächste Album wünsche ich mir mehr Mut zum Ausbrechen aus den trotzdem schönen, harmonischen Spuren.
Mein Fazit: 'ne zeitlose, neue Platte, die genausogut 30 Jahre alt sein könnte.
Der Presse-Info entnehme ich, dass die Musik vor allem für Melodic-Rock stehen dürfte. Ich bleibe bei Prog-Rock bzw. lasse mich viel lieber zu Melodic-Prog überreden. Das trifft es ziemlich punktgenau.


Spielzeit: 52:19, Medium: CD, EMG Music, 2005
1:Ensueño 2:Remember 3:Profit's Place 4:2 x 1000 Watts 5:Sunshine 6:Vulcano's Peak 7:Panmade 8:Music Inside 9:Starship Dreamer 10:Remember Classic 11:Mann aus Eis
Ulli Heiser, 31.08.2005