Latexxx Teens / Cold Hearts And Old Scars
Cold Hearts And Old Scars Spielzeit: 42:20
Medium: CD
Label: Crank Music Group, 2013
Stil: Gothic Metal

Review vom 09.02.2014


René Francke
Hoppala! Bei einem so knuddeligen Bandnamen wie diesem hätte man vor vierzig Jahren, also zu Zeiten des Kalten Krieges, noch sicherlich schnell mal die Sittenwächter am Hals gehabt, aber heutzutage kann man doch damit nun wirklich nicht mehr schocken. Zur Erklärung: Die Latexxx Teens (Alter, fett ist der Klabautermann! Dreimal X! Unterschreiben die auch so ihre Verträge?) sind nicht etwa eine Sadomaso-Rasselbande, deren Broterwerb in der Pornoindustrie beheimatet ist, sondern dahinter verbirgt sich eine italienische Industrial-/Gothic Metal-Combo. Latexxx Teens sind vier italienische und düster, durch breite Kajalringe dreinblickende Knaben, die bereits Ende 2013 zum zehnjährigen Bandbestehen ihren bislang zweiten Longplayer "Cold Hearts And Old Scars" auf den Markt geworfen haben.
Darauf hört man allerlei trübsinniges Industrial-/Gothic Metal-Geschmetter, das man sicher schon einmal bei Künstlern wie The 69 Eyes, HIM, Marilyn Manson oder Sisters Of Mercy gehört hat. Der ideale Herzschmerz-Soundtrack für pubertierende Jugendliche, deren Welt äonenlang im Liebeskummer zu versinken droht. Bei Erwachsenen, die auf diese Form von Gothic Metal stehen, könnte der dunkle Schmalz der Latexxx Teens aus dem Stiefelland auf Dauer jedoch rasch anstrengend werden.
Um die besagte klangliche Klebrigkeit und die digitale Perfektion von "Cold Hearts And Old Scars" auf die Spitze zu treiben, hat die Band bei einigen Songs sogar mit dem Brechreiz verursachenden Auto-Tune gearbeitet, deutlich zu vernehmen bei "Crawling" und "Black Dream". Auch der übermäßige Synthesizer-Einsatz kann schnell übel aufstoßen, da er sich nicht immer mit der übrigen Instrumentierung verträgt ("Edge Of Insanity").
Der daraus dicht gewobene Soundteppich ist wuchtig - manchmal zu wuchtig. Die metallenen Industrial-Riffs kommen unter dieser Last bedauerlicherweise nur selten zur vollen Entfaltung. Stücke wie "Crawling" und "Call Me" (90er-Trauerdancepop lässt grüßen) wirken saft- und kraftlos. Das Finale "Lullaby For The End" beginnt mit einem verheißungsvoll theatralisch-hallenden Drum-Synthie-Duett, dessen Anziehungskraft allerdings mit dem Einsetzen des Gesangs von Kami Kopat in den Tiefen des Alls verpufft.
Am überzeugendsten ist noch der Eröffnungstrack "Die" mit seinem synthetisierten Dudelsack-Getöse. Auch der Metal-Hammer "Love You To Death" weiß zu begeistern. Und die treibende Bridge von "World Collapse" fetzt. Der Rest ist in etwa so, als würden sich in circa dreißig Jahren Héroes Del Silencio, Sisters Of Mercy und White Zombie ein gemütliches Stelldichein für kajalgetränkte, pubertierend-kreischende Heulsusen in schwarzen Kluften geben, die man bei ihrem Bad im Topf des Trübsals besser in Ruhe lässt, denn in ihrem auserkorenen Reich der Finsternis kann ein wohlwollendes Lächeln schnell einer Kriegserklärung gleichkommen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Eine Gothic Metal-Platte, auf der zwar die ein oder andere interessante Nummer enthalten ist, denen allerdings allesamt die gewinnbringenden Hooks fehlen. Für nach innovativen Strömungen suchende Musikkenner ist das zu wenig, für leichtgläubige Teenager in der Selbstfindungsphase mag's reichen.
Line-up:
Kami Kopat (lead vocals, guitar)
Cris La Muerte aka Icy-X (bass, backing vocals)
Andy Muff (drums, backing vocals)
Fabrice La Nuit (guitar, backing vocals)

Tracklist
01:Die
02:We Only Come Out At Night
03:Love You To Death
04:Edge Of Insanity
05:Crawling
06:World Collapse
07:Black Dream
08:Call Me
09:Crying At The Moon
10:Wendigo
11:Lullaby For The End
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