Leroy Justice / Above The Weather
Above The Weather Spielzeit: 51:49
Medium: CD
Label: Elm City Music, 2013
Stil: Roots, Southern, Jam

Review vom 30.05.2013


Steve Braun
Ganz Deutschland redet derzeit über das (miese) Wetter - Leroy Justice tun's auch... Obwohl sich der Titel "Above The Weather" eher aus einem Running Gag ergeben hatte. Eine Zeitlang schien es nämlich so, als ob sich bei jedem Leroy Justice-Gig die berühmten Himmelspforten öffnen würden. Wenn sich unsere Wetterlage analog zur Qualität des vorliegenden Albums entwickelt, steht uns ein großer Sommer bevor!
Nach ihrem Debüt "Revolution's Son" (2006) und "Loho Sessions" (2009) setzen die Jungs mit ihrem ersten Album für eine Plattenfirma im Hintergrund eine ganz dicke Duftmarke im magischen Dreieck zwischen Roots Music, Jam- und Southern Rock. Sie bewegen sich damit durchaus im Fahrwasser von Bands wie den Vegabonds und die haben bereits nachhaltig bewiesen, dass sie auch Deutschland rocken können!
Leroy Justice ist in New York City beheimatet (mit Proberaum im benachbarten Pennsylvania) und die Weltoffenheit dieser Kulturmetropole ist ziemlich deutlich wahrnehmbar. Mit dem ausgeprägt lässigen Songwriting bewegt man sich im Sog großer amerikanischer Bands, von Crazy Horse bis The Band. Aber anders als bei den Genrevertretern, die südlich der Mason-Dixon-Linie beheimatet sind, klingen bei dem Fünfer viele verspielt-'poppige' Einflüsse durch. Sprich: Leroy Justice verkörpern eher die Leichtigkeit von moe. oder My Morning Jacket denn die 'Lockenwickler-Fraktion' für jammige 'Zwirbelköppe'. Trotz aller Vielschichtigkeit wirkt hier nichts wirr sondern wohlstrukturiert.
Bestechend ist das überaus kurzweilige Songwriting, das nicht nur mit Tempo und Dynamik spielt, sondern auch jede Menge Leidenschaft offenbart und transportiert. Ein sehr schönes Beispiel ist da gleich der Opener "Up On The Mountain", dessen erste Hälfte von weinerlichen Americana-Klängen bestimmt wird, um dann mit einem glutvollen Riff in einen typischen Black Crowes-Rocker abzudriften. Die »NaNaNaNaaah«-Chöre bringen noch ein deutliches Psychedelic-Flair in diese 'abgefahrene Kiste'. Crowes-a-like stürmt man sogleich in den rumpeligen Rocker "Blue Eyed Blues", mit dem sich sicher auch Maultier-Liebhaber anfreunden können. Ein abwechslungsreich strukturiertes, packendes Teil. Der improvisierte Schluss belegt, dass die Aufnahmen hierzu tatsächlich live eingespielt wurden.
Für "A New Island" packt der eindrucksvolle Sänger Jason Gallagher wieder seinen klagenden Gesang aus. Die Band dahinter agiert überaus luftig und federnd, während sie einen leicht psychedelischen Teppich darunter legt. Erneut breitet "Watch Him Fall" stimmungsvolles Americana-Feeling mit lässigem Country-Einschlag aus. Der packende Song knistert nur so vor Spannung. Glutvolles The Band-Fieber erzeugt der schrammelige Rocker "Heroine", ebenso einer meiner Favoriten wie der imposante Longtrack "Before I Die" - ein lupenreiner Jam-Rocker mit großem Southern-Feeling und enormen Suchtpotenzial. Double Leads gibt es zuhauf, allerdings klingen diese eher nach Thin Lizzy denn nach den üblichen Southern-Verdächtigen.
Warren Haynes trifft moe. könnte man die schmachtende Ballade "So Long" charakterisieren. Ein weiteres Highlight stellt "Two Trees" dar. Ein breiter Strom mitten in einer Klanglandschaft in Moll mäandert zwischen depressiven und hoffnungsvollen Passagen - mit angezogener Handbremse zwar, aber spürbaren 500 Pferdestärken unter der Haube. Ein richtig großer Song!! Lässig schnippend werden wir mit "Row Boat" aus einem stimmungsvollen Album geleitet.
In dieser Verfassung dürfte Leroy Justice für das flippige Bonnaroo-Festival wie prädestiniert sein. Die Band vereint und transportiert verschiedenste Stilrichtungen und Einflüsse in einen eigenständigen Sound. Es zeigt sich wieder einmal: Es kommt auf das Songwriting an! In Verbindung mit fünf überaus talentierten Musikern entsteht dann eben folgerichtig ein derart grandioses Album wie "Above The Weather". Holt die Truppe schnellstmöglich zu uns auf Tour!!
Line-up:
Jason Gallagher (vocals, guitars)
Josh Karis (drums, percussion)
Sloan Marshall (organ, piano)
Justin Mazer (guitars)
Bradley Wegner (bass)

Additional Musicians:
Germaine Gallagher (background vocals)
Joseph Miraglia (background vocals)
Mr. Tabs (percussion)
Tracklist
01:Up On The Mountain (4:23)
02:Blue Eyed Blues (5:11)
03:A New Island (4:27)
04:Watch Him Fall (3:14)
05:Worry (4:16)
06:Heroine (4:45)
07:Before I Die (8:29)
08:So Long (6:16)
09:Two Trees (5:32)
10:Row Boat (4:56)
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