Lightnin' Malcolm / Renegade
Renegade Spielzeit: 46:58
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2011
Stil: Blues, Rock

Review vom 15.08.2011


Jürgen Bauerochse
Viel ist über den Menschen Lightnin' Malcolm nicht herauszukriegen. Auch das World-Wide-Web bietet nicht all zu viele Informationen über den Mann aus Northern Mississippi. Lediglich seine Liebe zu den alten Bluesern wird immer wieder erwähnt, von der der Sänger/Gitarrist erfasst wurde und die ihn auch bei der Produktion seines neuen Albums "Renegade" beeinflusst hat.
Und doch hat der Mann den traditionellen 12-Takter erheblich weiterentwickelt, sodass der ursprüngliche Blues zwar noch die Grundlage dieses ungewöhnlichen Longplayers bildet, aber nur ganz selten herauszuhören ist. Mit "Precious Jewel" gibt es Ausflüge in den Reggae-Bereich und bei "North Mississippi" ist sogar der Rap angesagt. Das ist schon ganz schön schwere Kost und erfordert durchaus mehrmaliges Anhören, um sich mit den Titeln anzufreunden.
Und trotzdem haben die dreizehn Songs, die allesamt aus der Feder von Lightnin' Malcolm stammen, so ein gewisses Etwas. Der amerikanische Musiker gehört mit Sicherheit nicht zu den 'Gitarrenhelden', die ihr Instrument von vorn bis hinten brillieren lassen, sondern er stellt die Klampfe ganz und gar auf die erforderlichen Effekte eines jeden Songs ein und sorgt so durch minimalen Einsatz für den gewünschten Sound. Hier wird absolut nichts übertrieben. Weniger ist mehr, und es wird eher ein Ton weggelassen als einer zu viel gespielt.
Eine weitere Besonderheit dieses Albums, das in den Clarksdaler Soundstage Studios aufgenommen wurde, ist das Band-Line-up. Neben Malcolm ist nur noch der Schlagzeuger Cameron Kimbrough, seines Zeichens Sohn von Kent Kimbrough und Enkel der Blueslegende Junior Kimbrough mit von der Partie. Auch auf den Bass wurde (bis auf den Opener "Ain't Even Worried") gänzlich verzichtet. Und den spielte Malcolm auch noch selber ein. Der Mann versteht eben sein Handwerk!
Außerdem wirken auf drei Songs noch die Lucero Horns mit, die diesen Titeln dann sogar noch einen gewissen Big Band-Sound verpassen. Man sieht also, dieses Album ist in vielerlei Hinsicht wirklich ungewöhnlich.
Es ist schon erstaunlich, welch geilen Sound die beiden Musiker auf den Silberling produziert haben. In keiner Phase ist herauszuhören, dass hier nur ein Duett am Werk war. Selbst die fehlende Bassgitarre wird absolut nicht vermisst. Obwohl ein richtig roher und dreckiger Klang vorherrscht, ist jede musikalische Feinheit der Instrumente deutlich herauszuhören. Dabei steht Kimbroughs Schlagzeugarbeit auf einem ganz hohen Niveau und strotzt nur so vor sehr differenzierten Parts. Hier gibt es also von vorn bis hinten ungeschliffene, druckvolle Songs auf einem sehr hohen Level auf die Ohren.
Wie inzwischen schon fast normal, ist die CD in schwarzem Vinyl-Look herausgekommen, was meiner Meinung nach immer sehr gut ankommt. Lediglich beim Cover hätte man etwas mehr Aufwand erwarten können. Zwei Fotos, das Line-up und eine kurze Danksagung sind doch etwas dürftig, zumal Lightnin' Malcolm ja noch keinen Superstar-Status in der alten Welt genießt, sondern bisher wohl nur Insidern bekannt sein dürfte. Ansonsten hat uns Ruf Records erneut einen Künstler näher gebracht, an den man sich nach einigen Hördurchgängen durchaus gewöhnen kann.
Line-up:
Lightnin' Malcolm (guitar, vocals, bass - #1)
Cameron Kimbrough (drums)

Guests:
Nadirab Shakoor (vocals - #6)
J. Grubbz (Rap - #10)
Rosalind Wilcox (tambourine - #9)
Dave Herrero (drum programming - #1)
Lucero Horns (tracks - #5,8,10)
Jim Spake (baritone sax)
David Meknight (tenor sax)
Nahshon Benford (trumpet)
Tracklist
01:Ain't Even Worried (3:18)
02:Stop Fightin' Over Me (2:38)
03:Renegade (3:29)
04:So Many Women (4:46)
05:Guilty Man (3:21)
06:My Lyin' Ass (2:51)
07:Last Nite I Held An Angel (3:40)
08:Precious Jewel (3:46)
09:Come Go With Me (3:30)
10:North Mississippi (3:45)
11:Foxfire Ranch (3:58)
12:Tell You Girl (3:48)
13:You Better Recognize (3:40)
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