Lightnin' Guy / Inhale My World
Inhale My World Spielzeit: 50:45
Medium: CD
Label: Dixifrog, 2013
Stil: Blues, Jazz, Rock

Review vom 24.05.2014


Mike Kempf
Erst kürzlich bin ich auf Lightnin' Guy, der am 9. Mai ein Gastspiel im Berliner Quasimodo gab, aufmerksam geworden. An diesem Tag spielte er mit seiner Live-Band fantastische drei Stunden und damit die Zeitzeugen, inklusive meiner Person, an den Rand des Begeisterungswahnsinns. Slidegitarrist, in diese Sparte lässt sich der belgische Musiker Lightnin' Guy prima einordnen. Doch damit nicht genug, denn er besitzt auch ein sehr ansprechendes Stimmvolumen, mit dem er die Texte vom im letzten Jahr eingespielten Album "Inhale My World" glänzend vorträgt. Live sorgte er auch mit seiner Mundharmonika für einige spektakuläre Showeinlagen und machte den Gesamtvortrag zu einem tollen Konzerterlebnis. Schade, denn bei "Inhale My World" verzichtet er komplett auf seine Harp, hat sich aber dafür mit Joris Minten, Karl Zosel, Joop Wijnen und Tim Paters vier Akteure ins Boot geholt, die sich allesamt mit Gebläse in Form von Trompete, Saxofon, Horn oder Posaune bestens auskennen.
Für mich beginnt das Album erst mit "Powered By The Blues", denn die ersten vier Stücke, mal vom Opener "Mr. Maxwell Street" abgesehen, spiegeln nicht ansatzweise den Berlin-Gig wider, bei dem es recht Blues-rockig zuging. Das soll aber nicht heißen, dass die Qualität der Lieder nicht gut wäre. Nein, die Songs sind schon recht anspruchsvoll entworfen worden, dürften aber vorrangig den Musikliebhabern der soften Töne gefallen. Auch folgendes "Here I Am Baby" verfällt ins vorherige Schema, geht bei mir als astreiner Slow-Blues durch und dürfte vor allem die Frauenherzen erfreuen. Nun gut, mir ist es eine Spur zu soft, und während des Zuhörens ist anstatt des Verzehrs eines herben Bierchens eher ein Biotee angesagt.
Auch wenn sich meiner Meinung nach beim Konsumieren der Scheibe kein Trinkgelage heraufbeschwören lässt, habe ich mit "So Much Love Inside" ein Teil parat, welches mir richtig gut gefällt und sich prima als Hörprobe empfiehlt. Hier spielt Lightnin' Guy eine sehr ansprechende Blues-Gitarre mit tollem Solo. Kaum zu Ende gedacht legt er mit "Silent Violence" eine Slide-Nummer nach, die ich ebenfalls mit einem Plus versehe.
Als RockTimes-Redakteur ist es meine Pflicht, vorrangig die Qualität der Platte zu bewerten und die ist ohne Zweifel gut. Lightnin' Guy kann mehrmals mit sehr gefühlvollen Gitarrenläufen punkten, trägt sein Textgut mit prägnanter Stimme vor und unterstreicht insgesamt sein gutes Gespür, wenn es darum geht, gute Songs zu entwerfen. Dennoch, da bin ich mir sicher, werden sich Konsumenten in zwei Lager spalten: Dem einen wird es richtig gut gefallen und dem anderen wird es einfach zu langweilig sein. Wer ihn, so wie ich, einmal live erlebt hat, wird es vermutlich schwer haben, mit "Inhale My World" richtig warm zu werden. Im Gegensatz zum Berlinkonzert plätschert mir die CD zu sehr dahin, wohl wissend, welch explosives Temperament in ihm steckt. Wer sich aber völlig neutral den Tonträger zu Gemüt zieht, wer auf soften Blues, Roots und etwas Jazz steht, für den dürfte das Album durchaus interessant klingen.
Line-up:
Guy Verlinde (vocals, electric guitar, Weissenborn guitar, resonator guitar)
Chris van Nauw (electric guitar - # 1-11)
Tom Beardslee (electric guitar - # 1,5)
Thomas Vanelslander (electric guitar - # 2,3,4,11)
Karl Zosel (bass, horn arrangements - #1,5,6,8,11)
Marcus Weymaere (drums - # 1-11 - percussion - # 1,3,4,7,9)
Patrick Cuyvers (backing vocals, hammond - #3, 8)
Joris Minten (trumpet - #1,5,6,8)
Tim Paters (saxophone - # 1,5,6,8)
Ibernice MacBean (backing vocals - # 2,3,5,7,9,10,11)
Joop Wijnen (trombone - # 5,6,8)
Tracklist
01:Mr. Maxwell Street (5:16)
02:Inhale My World (4:17)
03:Caged Paradise (3:26)
04:Start Jo Dance (4:40)
05:Powered By The Blues (5:10)
06:Here I Am Baby (4:47)
07:Four Hands (3:32)
08:So Much Love Inside (3:28)
09:Silente Violence (4:55)
10:Into Your Arms (4:29)
11:Breakin' Out (3:51)
12:St. Raphaèl Blues (1:54)
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