Loggins And Messina / Same
Loggins & Messina Spielzeit: 37:49
Medium: Hybrid SACD
Label: Audio Fidelity, 2015 (1972)
Stil: Westcoast


Review vom 29.12.2015


Markus Kerren
Nachdem Jim Messina (zusammen mit Richie Furay) aus den kläglichen Überresten der einst so starken Band Buffalo Springfield ein ganz neues Projekt mit dem Namen Poco zusammengestellt hatte, verließ er diese Combo aber nach nur zwei Studio- und einer Live-Platte bereits wieder, weil er - nach eigener Aussage - dem Stress des Tourlebens nicht wirklich gewachsen war. Somit nahm er wieder eine Stelle als Produzent und Sound-Ingenieur in Los Angeles an, wo er im Jahr 1970 den vollkommen unbekannten Singer/Songwriter Ken(ny) Loggins traf. Zum Spaß spielten die beiden und nahmen in privaten Sessions zusammen auf, was allen offensichtlich großen Spaß bereitete.
Mit starker Unterstützung von Messina konnte sich Loggins schließlich einen Plattenvertrag über sechs Scheiben bei Columbia Records sichern, von denen der gute Jim zumindest die erste produzieren sollte. Als die beiden dann im Studio zugange waren bzw. die Platte "Sittin' In" (1971) im Kasten hatten, war der Input von Jim Messina letztendlich so drastisch ausgefallen, dass eigentlich keiner der Beteiligten mehr drum herum kam zu akzeptieren, dass der Name Messina ebenfalls auf das Cover sollte bzw. musste. Letzten Endes war so eher durch einen Unfall statt geplant ein neues Duo entstanden, das allerdings noch gehörig für Wirbel sorgen sollte.
Im Jahr darauf, also 1972, erschien der mir nun vorliegende gleichnamige Nachfolger, auf dem sich das Duo vor allem das Songwriting und den Gesang erneut fast brüderlich geteilt hatte. Abgesehen von dem deutlich Fusion/funkigen "Good Friend" lag man damit ansonsten auf der damals so populären Westcoast-Schiene, die von The Eagles, Jackson Browne und Konsorten angeführt wurde. Sprich, die enthaltenen elf Tracks bestehen aus einer Mischung von Pop, Rock, Singer/Songwriter und Folk, wobei nur wenige Country-Elemente auszumachen sind. Der bekannteste Track (und mit Platz 4 größte Single-Erfolg) ist sicherlich die Nummer "Your Mama Don't Dance", ein grooviger Midtempo-Stomp mit sehr einprägsamem Refrain, den die allermeisten von uns ganz sicher irgendwann und irgendwo schon mal gehört haben.
Einen ganz gehörigen Buffalo Springfield bzw. Neil Young-Einschlag weist "Golden Ribbons" durch seine Stilistik und Gesangsmelodien auf. Apropos Gesang: Was die beiden Protagonisten im Verbund mit ihren Bandmitgliedern hier an mehrstimmigen Vocals auffahren, ist allererste Sahne und schindet auch heute noch gewaltigen Eindruck. Ach ja, wenn wir schon bei den 'Apropos' sind, dann muss auch erwähnt werden, dass hier absolut hochklassiges Musiker-Material am Start war, dessen Beiträge man sich durchgängig geradezu auf der Zunge zergehen lassen kann. Auch das Poco-Mitglied Rusty Young hat einen Gastauftritt.
Klar hatte Jim Messina auch für diese Scheibe wieder die Produktion übernommen und was auf der mir hier vorliegenden Hybrid SACD nochmal aus dem Sound herausgekitzelt wurde, ist aller Ehren wert. Sehr stark kommt auch das abschließende, fast acht Minuten lange "Angry Eyes" (ein Pendant zu Pocos "Crazy Eyes"?), das sowohl durch strukturiertes Songwriting, als auch einem Jam im Mittelteil glänzt. Bezüglich der Instrumentierung wurde auf der Platte von Bläsern über klasse Pianos bis hin zu Flöte, Oboe oder Fiddle die komplette Palette ausgereizt.
Loggins And Messina traten mit diesem zweiten Album einen großartigen Siegeszug für die nächsten Jahre an, der sich mit insgesamt 16 Millionen verkaufter Alben (alleine fünf davon landeten in den Top25 der US Billboard Charts) manifestierte. Mit "Loggins And Messina" wurde ein sehr cleverer Mix aus guten Melodien, relativ lockerem Material und einem Gesamtkonzept, das niemandem weh tut, vorgelegt. Jim Messina zog sich nach der Trennung im Jahr 1976 erstmal zurück, bevor er drei Jahre später solo weitermachte und ab 1989 auch an Poco-Reunions teilnahm, während Kenny Loggins 1977 eine Solokarriere einschlug, die ihm in den Achtzigern auf neuem Terrain Megahits der Marke "Footloose" oder "Danger Zone" bescherte.
Diese Scheibe ist ein cooler, wenn auch etwas locker-seichter-leichter Ausflug in die frühen Siebziger und ins sonnige Los Angeles, der nach wie vor jede Menge Spaß macht, allerdings nie die ganz große Klasse der weiter oben erwähnten Referenz-Bands bzw. Musiker erreicht.
Line-up:
Jim Messina (lead guitars, acoustic lead guitar, mandolin, lead vocals)
Kenny Loggins (rhythm guitars, harmonica, lead vocals)
Larry Sims (bass, background vocals)
Al Garth (recorder, fiddle, tenor & alto saxophones)
Merel Bregante (drums, background vocals)
John Clarke (flute, recorders, baritone & tenor & soprano saxophones, oboe)
Michael Omartian (piano, organ, clavinet)
Milt Holland (percussion)
Rusty Young (steel Dobro - #4)
Tracklist
01:Good Friend
02:Whiskey
03:Your Mama Don't Dance
04:Long Tail Cat
05:Golden Ribbons
06:Thinking Of You
07:Just Before The News
08:Till The Ends Meet
09:Holiday Hotel
10:Lady Of My Heart
11:Angry Eyes
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