Luder / Adelphophagia
Adelphophagia Spielzeit: 62:33
Medium: CD
Label: Smallstone Recordings (Cargo), 2013
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 31.12.2013


Markus Kerren
Luder... fast schon logisch, dass sich da bezüglich des Bandnamens in deutschsprachigen Gebieten zumindest die männlichen Ohren ein paar zusätzliche Millimeter in die Höhe strecken. Das hier zu reviewende Quartett stammt allerdings aus Detroit, Michigan und der Bandname existiert als Wort im Englischen lt. den gängigen Dictionaries eigentlich gar nicht. Ob der Vierer aus dem Mittleren Westen der USA den deutschen Begriff kennt, sei mal dahingestellt, soll hier aber auch nicht wirklich weiter interessieren.
Die Band setzt sich aus den ehemaligen Five Horse Johnson-Mitgliedern Phil Dürr und Eric Miller, Sue Lott (Ex-Slot) und Smallstone Recordings Labelchef Scott Hamilton zusammen. Im Jahr 2009 erschien das Debüt "Sonoluminescence", nachdem zwar vereinzelte Shows - zusammen mit beispielsweise Kyuss - gespielt wurden, die von der Anzahl her aber sehr überschaubar waren. Mit "Adelphophagia" steht nun allerdings seit einigen Wochen das zweite Werk in den Plattenregalen, das soundtechnisch und stilistisch auf das erste (mir nicht bekannte) aufbauen soll.
Was die vier Amerikaner hier am Start haben, ist ein feiner Mix aus Psychedelic und Stoner Rock. Die Combo selbst pocht darauf, dass ihre Musik genau soviel mit Black Sabbath wie auch mit Portishead zu tun haben soll. Von den erstgenannten kann ich hier eigentlich nicht besonders viel heraushören, vielmehr geht die erste Nummer "Never Liked You" trotzdem erstaunlich rockig auf die Piste. 'Trotzdem', weil die restlichen Stücke dies zwar im Prinzip auch noch sind, aber durch viele psychedelische Soundeffekte dann nicht mehr unbedingt so wirken.
Die Gitarren, aber vor allem auch der eher zarte und dazu im Sound doch in den Hintergrund gemixte Gesang von Sue Lott erzeugen eine unwirkliche psychedelische Stimmung, die sich durch alle neun Tracks zieht. Natürlich brechen die Gitarren immer wieder mal stärker durch diese Soundwolke, tauchen im Anschluss aber meist genau so schnell wieder in den Hintergrund ab. Richtig stark ist der von der Frontlady gespielte Bass, der mit einem sehr fetten Sound daher kommt. Die meist langen Stücke (bis zu knapp zehn Minuten) bewegen sich grundsätzlich im Midtempo-Bereich, was der Kompaktheit der Scheibe natürlich sehr von Nutzen ist.
Ein Song, der dann doch aus dem Rahmen fällt, ist die mutige Coverversion von David Bowies "I'm Afraid Of Americans", bei der der Gesang von Miss Lott dann doch viel mehr im Vordergrund steht, als bei den restlichen Titeln. Das kommt dann natürlich schon ein ganzes Stück anders als auf der Originalversion, aber ehrlich gesagt auch gar nicht schlecht, sodass man durchaus von einem gelungenen Experiment sprechen kann.
Beim Rausschmeißer und längsten Stück der Scheibe ("Remember What I Said") wirft Luder dann noch einmal alle Zutaten ihres Sounds in die Waagschale und erzeugt mit hypnotischen Gitarren, dem (fast schon zu) schönen Gesang, pumpendem Bass und den exakt passenden Drums eine psychedelische Reise nach... wohin es den jeweiligen Hörer dann halt trägt. Und um das nicht zu vergessen: Was die Gitarren von Scott Hamilton und Phil Dürr auf der gesamten Platte abziehen, ist auch alles andere als von schlechten Eltern.
Der positive Aspekt von "Adelphophagia" ist, dass hier alles fließt und ineinander übergeht, ganz so, als wären sämtliche neun Tracks ein Ganzes. Die Kehrseite allerdings, dass sich die einzelnen Titel (mit Ausnahme des Bowie-Covers) für meinen Geschmack doch etwas zu wenig voneinander unterscheiden bzw. abgrenzen. Stoner- und Psychedelic Rock-Freunde sollten aber auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren.
Line-up:
Eric Miller (drums & percussion)
Sue Lott (bass, lead vocals)
Phil Dürr (lead guitars)
Scott Hamilton (guitars, effects)

With:
Eric Hoegmeyer (piano, percussion, sound effects)
Matthew Richards (background vocals & other noises)
Tracklist
01:Never Liked You
02:Astrolabe
03:One Eye
04:Heartfelt
05:Ask The Sky
06:You Try It
07:Dirge
08:I'm Afraid Of Americans
09:Remember What I Said
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