Luna Rise / Dark Days & Bright Nights
Dark Days & Bright Nights Spielzeit: 51:21
Medium: CD
Label: NRT Records, 2015
Stil: Pop Rock/New Wave/Gothic

Review vom 22.07.2015


Daniel Daus
Das nenn ich mal eine vorbildliche Promotion-Arbeit. In meiner gesamten Laufbahn als Schreiberling für Rockmusikmagazine bin ich eigentlich noch nie so umfangreich mit Materialien zu einer neu erscheinenden CD-Produktion bemustert worden. Man könnte schon fast sagen: bis auf Band-Sticker, Tasse und T-Shirt ist so ziemlich alles dabei, was geht: Schön gestaltete CD mit aufwendigem Booklet, jede Menge Ausdrucke mit Infos/Bandfotos auf hochgrammarturigem Papier, eine zusätzliche CD-ROM mit weiteren Infos MP3-Versionen der Tracks, Videos, und, und, und… Alles verpackt in eine dickwandige DIN A4-Pressemappe, die das Cover des Silberlings ziert. Vorbildlich! Ich bin der Meinung, dass es sich angesichts solcher Mühen im Vorfeld durchaus gehört, über dieses Werk zumindest ein paar Worte zu verlieren, auch wenn das nicht meine bevorzugte Stilrichtung ist.
Genug rum lamentiert, um was und wen handelt es sich denn nun? Das Werk heißt "Dark Days & Bright Nights" und stammt von einer jungen österreichischen Truppe namens Luna Rise, die bisher lediglich mit einer EP namens "Smoking Kills, But Love Can Break A Heart" auf sich aufmerksam gemacht hat. Das Album wie auch die Lieder sind konzeptionell angelegt und bis auf einen Track allesamt von Sänger/Gitarrist Chris Devine komponiert und produziert worden.
Das Thema Gegensätzlichkeit im Sinne des Yin und Yang wurde hier musikalisch als auch optisch verarbeitet: klasse das Album-Cover, auf dem sich die glühende Sonne über den kühlen Mond streift und im Gesamtbild zu dem berühmten YY-Logo verschmilzt. Toll gemacht! Sämtliche Texte und Bilder der (weiteren) Bandmitglieder (alle mit Kunstnamen: L.X., Andy Earth, Rob Rocket, Loup-Garou) sind im 16-seitigen Farb-Booklet in Szene gesetzt.
Man erfährt, dass die jungen Burschen scheinbar innige Beziehungen zu Mädels wie Doris, Carolina, Christina, Jessica, Iris, usw. führen, geführt haben (ich vermute mal spontan, dass es nicht ihre Omis sind…), denn jeder Track ist in unserer widmungsfreudigen Zeit (ich denke da nur z. B. an unsere tollen Fußballbundesliga-Künstler…) jeweils einer anderen Dame gewidmet. Handwerklich machen die fünf Musiker ihre Sache ordentlich, wobei Leadgitarrist Andy Earth mit markanter Rhythmusarbeit, einigen Fills und quirligen Soli am meisten zu gefallen weiß.
Das Quintett hat sich im Großen und Ganzen dem damaligen MTV-dominierten Pop Rock der 80er Jahre verschrieben und so verwundert es auch nicht, dass "Dancing With Tears In My Eyes" von der New Wave-Legende Ultravox als einziger Coversong ausgewählt wurde, das perfekt auf den Gesang von Bandleader Chris Divine zugeschnitten erscheint, der vokal hier einem Midge Ure wirklich in Nichts nachsteht. Der Song wurde nun durch ein paar E-Gitarrenläufe und die deutlich zeitgemäßere Produktion aufgepeppt.
Auch die restlichen Tracks bewegen sich in diesen Sphären, allerdings etwas gitarrenlastiger in Szene gesetzt. Melodic Rock/Pop, viel New Wave und etwas Gothic Rock wurden hier in neue Kreationen verpackt. Das Problem dabei: Während o. a. Song, den ich übrigens damals schon fürchterlich fand, aufgrund seines markanten Refrains trotzdem im weitesten Sinne so etwas wie eine Aura versprüht (wie man auch immer dazu stehen mag), bleibt von den Luna Rise-Nummern auch nach dem mehrmaligen Hören eher nur marginal was hängen.
Anstrengend für mich vor allem das britisch infizierte, andauernde Rumgejanke im Gesang (wie es einst typisch war), das sich natürlich wie ein roter Faden durch den gesamten Verlauf der CD zieht und für mich, dem Liebhaber von amerikanisch angerauten Country-Stimmen auf Dauer zu einer echten Nervenbelastungsprobe wird, wobei ich dem Fronter Chris Divine hier keine Vorwürfe machen möchte. Zur angebotenen Musik passt es in jedem Fall, es ist eben nicht mein Ding (wie zusätzlich auch noch das durchgängige Synthie-Gefiepe bei vielen Liedern).
So gehen insgesamt Stücke wie der rockige Opener "Demons Inside", die ein wenig mit Hooters-Flair umwobenen "Valentine" (erste Single/Video) und "Worshippin' Shadows", das atmosphärisch verschachtelte "For A Reason" und "Until The Stars Have Come" nicht zuletzt wegen einiger netter E-Gitarrenparts noch einigermaßen in meine Richtung, Letztgenanntes bietet aufgrund der Einbindung von Melanie Hirner als weibliche Duettpartnerin vorübergehend etwas wohltuende gesangliche Variation. Der Rest von "Dark Days & Bright Nights" ist zumindest im Sinne des angedachten Konzepts durchdacht komponiert und strukturiert und im Sinne der passenden Klientel sicherlich verwendbar und kompatibel.
Fazit: Das Label NRT Records scheut keine Mühe und Geld, der jungen talentierten Band Luna Rise eine gute Basis für eine aufstrebende Karriere zu schaffen. In wie weit der Markt für die beschriebene Art von Musik heute noch zugänglich ist (besonders bei jungen Leuten), entzieht sich aufgrund meines anders gepolten Musikgustos/-interesses meiner Kenntnis. Allen Beteiligten sei aufgrund der ambitionierten Vorgehensweise und getätigten Arbeit trotzdem viel Erfolg meinerseits von ganzem Herzen gegönnt!
Line-up:
Chris Divine (lead vocals, acoustic guitar, talkbox)
Andy Earth (lead guitar)
L.X. (keys, backing vocals)
Rob Rocket (bass)
Loup-Garou (drums)

Gäste:
Bernie Pfeiffer (screams)
Tanja Ilic (backing vocals)
Lisa Untermayr (backing vocals)
Melanie Hirner (lead & backing vocals)
Tracklist
01:Demons Inside
02:RZRKT
03:Valentine
04:Dancing With Tears In My Eyes
05:For A Reason
06:The Secret In You
07:Silent Screams
08:Worshippin' Shadows
09:Until The Stars Have Come
10:In Your Arms
11:The Storm
12:The Anthem Of The Night
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