Spielzeit: 54:32 Medium: CD Label: Continental Coast, 2013 Stil: Old Time Jazz Review vom 20.08.2013 Wolfgang Giese

Meschiya Lake stammt aus South Dakota. Im Alter von neun Jahren begann sie zu singen und gewann einen Gesangswettbewerb. Als junge Frau reiste sie mit einem Zirkus umher und so verschlug es sie schließlich nach New Orleans. Dort lebt und musiziert sie noch heute, dreizehn Jahre danach. Wichtige Stationen in der musikträchtigen Stadt am Mississippi waren für sie die Bands The Loose Marbles, The Magnolia Beacon und letztlich jene Band, mit der auch diese neue Platte aufgenommen wurde, The Little Big Horns.

Ach, das klingt so richtig altmodisch. Kein Wunder, denn neben Eigenkompositionen finden sich eine Menge richtig alter Songs aus einer Ära des Schmelztiegels New Orleans, als dort so manch ein Stil gepflegt wurde. Sei es Old Time Jazz, Ragtime oder Dixieland - eben jener alte Jazz, wie er ab den Zwanzigern in der Stadt gespielt wurde, inklusive vieler dortiger Einflüsse.
Gleich der erste Song shuffelt und swingt und der Dixie jubiliert, viele Stile in einem Stück, ganz klasse gemacht. Nur den Gesang halte ich für etwas 'neben der Spur', nicht immer stimmt die Abstimmung mit der Band. Aber bei den langsamen Titeln ist das besser. Viel authentisches Gefühl versprüht "Don't Start With Me" mit einem lasziven unwiderstehlichen Charme.

Und "My Man" packt mich dann vollends. Als großer Fan der für mich besten Jazzsängerin, Billie Holiday war ich natürlich gespannt, ob diese Version konkurrieren konnte. Braucht sie aber gar nicht, weil der Song ganz anders dargeboten wird und das auf ganz gefühlvolle Weise, ganz klasse! Überhaupt passt der Mix aus alten Originalen und neuen Kompositionen blendend, wird so doch der Brückenschlag zwischen Gestern und Heute perfekt symbolisiert.
Die Little Big Horns sind eine hervorragend eingespielte Band, die es verstehen, die damalige Stimmung nicht krampfhaft, sondern locker darzustellen. Alles wirkt leidenschaftlich, aber eben auch mit der für New Orleans typischen musikalischen Unbeschwertheit. Ja, Humor ist eine ganze Portion enthalten, auch schwarzer, wie im Song von Cole Porter: "Miss Otis Regrets" (»And the moment before she died, She lifted up her lovely head and cried, Madam, Miss Otis regrets she's unable to lunch today.«) "It's The Rhythm In Me", der Titel von Louis Prima, ist in der Tat prima. Er swingt und rockt satt ab, da sollte keine Extremität ruhig bleiben.

Die Preservation Hall Jazz Band - heute noch aktiv - sei unter anderem als Beispiel heranzuziehen, um eine ungefähre Richtung auszumachen, die aber letztlich nur Teil des Ganzen ist. So verwendet Lake auch Material des Countrymusikers und Singer/Songwriters Mac Davis, beim letzten Song der Platte. Doch von Country keine Spur, auch dieser Song wird gnadenlos im Melting Pot von New Orleans assimiliert. Geige und jazzige Gitarrenakkorde bestimmen "The Fragrance Of Your Charms", in der Tat einer der charmantesten Songs der Platte, ganz im Gegensatz zum teuflisch ruckelnden "Satan, Your Kingdom Must Come", vielleicht ist ja hier auch Voodoo im Spiel?

Auf jeden Fall haben die Musiker eine Platte vorgelegt, die sich auf der Basis alter Jazzklänge ein breites Entfaltungsfeld geschaffen hat. Meschiya Lake könnte meines Erachtens bei einigen Songs gern noch etwas zupackender und frecher agieren, wie das in Ansätzen bereits geschieht.

Line-up:
Meschiya Lake (vocals, background vocals)
Ben Polcer (trumpet, piano)
Charlie Holloran (trombone)
Russell Welch (guitar)
Jason Jurzak (sousaphone, bass)
Michael Voelker (drums)
Ray Moore (saxophone - #1,13,14)
Ryan Burrage (clarinet - #3)
Bruce Brackman (clarinet - #1,3,6)
Jason Mingledorff (baritone saxophone - #7,13, alto and tenor saxophone - #7)
Matt Rhody (violin - #6,12)
Erika Lewis (background vocals - #7)