Sonny Landreth / Grant Street
Grant Street
'Grant Street Dancehall', Lafayette, Louisiana.
Deshalb der Albumtitel, denn in dieser Location hat Sonny Landreth seine neues Werk live aufgenommen.
Neues Werk ist etwas falsch ausgedrückt, denn bis auf drei Songs stammen alle Titel aus den Alben "Down in Louisiana, South of I-10, The Road We're On, Levee Town" und "Blues Attack".
Apropos Attacke, mit den Studioversionen haben die Intepretationen auf dieser Live-CD nicht viel gemein, denn live bietet uns Sonny eine wahre Slideorgie, mehr noch: man kann sagen, es ist eine Slide-Schlacht.
Mr. Landreth kann man getrost zur Weltelite der Slidegitarre zählen. Er spielt anders als etwa 'Gefühlslider' Ry Cooder, oder Tausendsassa David Lindley. Härter, forscher und viel ungestümer.
Schon beim Opener muss man sich festhalten, damit einem der entfesselte Saitensturm nicht umbläst. Ohne Vorwarnung und ohne das Röhrchen auch nur einmal abzusetzen rutscht Sonny durch das Instrumental.
Ruhig und spannend in Form von einem 'Pulsschlag-Bass' startet "Broken Hearted Road". Slide-Blues in Perfektion, auch was die Stimmung angeht. Fast schon Rock'n'Roll kann man bei "Gone Pecan" sagen, so geht die Nummer ab und diese irren Slideläufe....
"Port Of Calling" ist wieder eine instrumentales Stück und der Hörer kann sich demnach voll auf die Gitarrenarbeit konzentrieren. Interessant und mit Sicherheit jeden Gitarristen begeisternd ist die Spielweise, denn Melodie und Slidespiel kommen gleichzeitig. Da wird nicht nur einfach das Röhrchen den Steg rauf und runter bewegt. Herrlich!
Der Name ist Programm: "Blues Attack". Power Blues mit einer gehörigen Portion Drive und weil das gerade so schön kommt, passt "Z. Rider" tempomäßig wunderbar dahinter. Die 'Grant Street' dürfte gekocht haben.
Nicht minder flott "U.S.S. Zydecoldsmobile". Schön die rollenden Bassläufe von David Ranson und das perfekte Timing an den Drums durch Kenneth Blevins.
"Wind In Denver" ist vom Kaliber 'schwerer Delta Blues' und eigentlich müsste jetzt ein Alligator in meiner Badewanne auftauchen. Das Trio schafft es mühelos, eine der Musik angepasste Stimmung ins traute Heim zu zaubern.
Rockiger, die nächste Bluesnummer: "All About You". Ich wippe mit der gedachten Schuppenechse im Badezimmer um die Wetter und die Slide gibt den Takt vor.
"Pedal To Metal" gallopiert fast nach vorne und der Alligator schaut ganz verdutzt. Sonny hat bei dieser Nummer mit Sicherheit alle Augen des Publikums auf seinen Fingern ruhen. Soli und Slides konkurrieren miteinander.....Saitenorgie sag ich mal.
Den Abschluss macht mein Lieblingssong "Congo Square". Fast elf Minuten kracht es swampig aus den Speakern und Sonny zieht nochmal alle Register.
Vorsicht: wer bei dieser CD ein paar Slideeinlagen erwartet, liegt absolut falsch. Das Album wendet sich an diejenigen, die Slide nicht satt kriegen können und sich eine Liveshow geben möchten, die jeden Nutria zum Alligator mutieren lässt. Wer solch geballte Röhrentechnik liebt, sollte bedenkenlos zuschlagen.


Spielzeit: XX:XX, Medium: CD, Sugar Hill, 2005
1:Native Stepson 2:Broken Hearted Road 3:Gone Pecan 4:Port of Calling 5:Blues Attack 6:Z. Rider 7:U.S.S. Zydecoldsmobile 8:Wind In Denver 9:All About You 10:Pedal to Metal 11.Congo Square
Ulli Heiser, 10.06.2005