Udo Lindenberg / Stärker als die Zeit
Stärker als die Zeit Spielzeit: 62:24
Medium: CD
Label: Warner, 2016
Stil: Deutsch Rock

Review vom 15.05.2016


Wolfgang Giese
Acht Jahre ist es nun auch schon wieder her, dass Udo Lindenberg mit dem Album Stark wie Zwei eine Art Comeback feiern konnte. Nun ein weiteres Studioalbum, das im Grunde genommen die Linie der obigen Platte fortschreibt, was möglicherweise wohl auch die Absicht der gleichen Produzenten war. Bereits vorab gab es die Single-Veröffentlichung "Durch die schweren Zeiten" und die zeigte eigentlich schon die Marschrichtung der Musik. Das heißt, es gibt eine starke Ausrichtung auf Balladen, auf ruhige und teils in schleppendem Rhythmus vorgetragene Umsetzungen typischer Lindenberg'scher Texte.
Texte, die sich anhören wie Geschichten aus dem Leben des Musikers, mit allen Höhen und Tiefen, dabei geprägt von subjektiver Meinung. So scheint es, oder ist es mittlerweile Masche geworden?
Wortspielereien waren ja schon immer sein Ding, manchmal wirkt das dann auch schon ein wenig in Richtung sanften Klamauks: »Schon als Kind, das war doch klar, check ich meine DNA, hab 'ne ganz geile Matrix. Den Planeten kaum betreten, da fingen sie schon an an mir rumzukneten - doch da lief ja gar nix.«
Aber dann wirken die Texte auch sentimental und auf gewisse Weise lyrisch, wenn es zum Beispiel heißt: »Seinen alten Kumpel Hoffnung hält er fest, so fest er kann, wir wollten doch die Welt verändern - irgendwann. Und er fragt sich, ob er mit seinen Liedern überhaupt was erreichen kann. Wir wollten doch die Welt verändern - irgendwann. Sag mir wann.«
Yeah - rocken kann er aber dann doch noch: "Einer muss den Job ja machen", "Coole Socke" und "Dr. Feeel Good", das ein bisschen an den alten Udo erinnert - oder bedingt uptempo läuft es zum Beispiel mit "Blaues Auge".
Und zum Schluss wird ein Symphonieorchester aufgefahren, eingespielt in den Londoner Abbey Road-Studios. Ganz großes Drama wird mit dem Titelsong geboten. Es bleibt der Eindruck, dass diese Musik weitestgehend 'pflegeleicht' wirkt, im Verhältnis zu früheren Sturm- und Drangzeiten relativ weichgespült, aber auch schön, wirklich schön, und angenehm zu konsumieren.
Ja, Lindenberg hat mittlerweile einen Kultstatus erreicht, und so liest man fast überall positive Kritiken zu seinem Werk. Klar, dass auch er einem Erfolgsrezept treu bleiben wird, denn es geht schließlich ums Geld. Insofern mag man zwiegespalten sein hinsichtlich der Güte der neuen Platte. Subjektiv betrachtet, mag Jede/r eine eigene Auffassung vertreten, einige werden alten Zeiten nachtrauern, dem Spektakulären, andere den neuen Schmeichelkurs begrüßen. Doch letztlich ist es doch so, dass Lindenberg mit eigenen Maßstäben gemessen werden muss, er ist halt ein eigener Kosmos, und Vergleiche sind fehl am Platz. Er ist nun mal wie er ist, und so reimt er bisweilen banal vor sich hin, geht auch einmal in die Tiefe, aber es bleibt alles locker und cool, oder?
Und ob er nun hinter dem steht, was er verkündet, steht schließlich nicht für ihn allein, auch andere Musiker muss man dann daran messen. Wie es auch immer sei, sein neues Album halte ich für ein sehr gutes, ein sehr gelungenes und eines, das zum manchmal melancholischen Genießen einlädt. Insgesamt ist eine Atmosphäre entstanden, die reichlich Wärme und angenehme Beschaulichkeit ausstrahlt. Und - irgendwie hat er sich sein Image bewahrt, mit diesem leicht übercoolen Ausdruck, und irgendwie ist er ja auch eine 'Coole Socke'. Und obwohl der Nuschler ja irgendwie gar nicht singen kann, hat das offensichtlich nie jemanden wirklich gestört, daher bietet auch die neue Platte erneut ein abgerundetes Gesamtpaket.
Line-up:
Udo Lindenberg (Gesang)
Ole Feddersen (Background Gesang, E-Gitarre - #14)
Nathalie Dorra (Background Gesang)
Pascal Kravetz (Background Gesang - #3,5,14, Piano, Orgel)
Kids On Stage (Background Gesang - #10)
Justin Balk (Background Gesang -#12, E-Gitarre, Akustik-Gitarre)
Sandi Strmljan (Background Gesang -#12, Orgel -#12)
Tim Lorenz (drums - #1,4,9,12, percussion - #1,4,9,10,12)
Simon Gattringer (drums - #2,3,7,10,14)
Bertram Engel (drums - #5,8,11,13)
Peter 'Jem' Seifert (percussion - #1,2,4,7, bass - #3,7,10, E-Gitarre, Piano, keys)
Patrick 'Pyke' Salmy (percussion - #3, keys)
Andreas Herbig (percussion - #11,12, E-Gitarre, Akustik-Gitarre, Piano, keys)
Stephan Gade (bass - #1,4,9,12)
Achim Seifert (bass - #2)
Steffi Stephan (bass - #5, 8,11,13)
Henrik Menzel (bass - #14, E-Gitarre, Akustik-Gitarre, Piano, keys, Orgel, Wurlitzer -#1)
Jörg Sander (E-Gitarre, Akustik-Gitarre)
Simon Triebel (E-Gitarre, Akustik-Gitarre)
Ali Zuckowski (E-Gitarre, Akustik-Gitarre)
Daniel Flamm (E-Gitarre, Akustik-Gitarre)
Kieran Hilbert (E-Gitarre)
Hannes Bauer (E-Gitarre)
Timmy Rough (E-Gitarre)
Martin Gallop (E-Gitarre, E-Piano, keys, Mundharmonika -#9, Glockenspiel - #9, Pedal Steel - #9)
Carola Kretschmer (E-Gitarre)
Jörn Heilbut (E-Gitarre - #10,13)
Zoran Grujovski (Piano, Mandolinenorchester - #14)
Jean-Jacques Kravetz (Piano)
Johannes Arzberger (Piano, Orgel)
Martin Tingvall (Piano)
Hendrik Schaper (E-Piano, Orgel)
Steve O' Connor (Orgel)
Stefan Pintev (Violinen & Violas -#1)
Dana Anka (Violinen & Violas -#1)
Boris Matchin (Cello -#1)
Ulrich Röser (Posaune -#13,14)
Doris Decker (Baritonsax & Solo Tenorsax - #14)
Noah Fischer (Tenorsax - #14)
Jotham Bleiberg (Trompete - #14)
Daniel Kramer (Mundharmonika - #4)
Jürgen Dahmen (Moog - #6)
Der Schöne mit dem Schwanz (cowbell - #14)
London Creative Orchestra (orchestra - #15)
Tracklist
01:Durch die schweren Zeiten (03:55)
02:Plan B (03:46)
03:Einer muss den Job ja machen (04:41)
04:Eldorado (04:20)
05:Göttin sei Dank (04:00)
06:Der einsamste Moment (03:34)
07:Blaues Auge (03:59)
08:Mein Body und ich (03:59)
09:Wenn du gehst (04:01)
10:Coole Socke (04:12)
11:Muss da durch (04:51)
12:Wenn die Nachtigall verstummt (03:51)
13:Kosmosliebe (04:51)
14:Dr. Feeel Good (04:11)
15:Stärker als die Zeit (04:07)
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