Amy Mendoza / Suicide On The A M Dial
Suicide On The A M Dial Spielzeit: 38:07
Medium: CD
Label: Cactus Rock Records, 2015
Stil: Rock, Roots Rock

Review vom 09.03.2016


Markus Kerren
In ihrer Heimat Tucson, Arizona galt Amy Mendoza bereits seit jungen Jahren als hochtalentierte Bassistin und Songwriterin, was ihr in den letzten Jahren zu jeder Menge Jobs in vielen Bands verhalf. Und wie der Lauf der Dinge so ist, dauert es dann auch oft nicht mehr lange, bis es zum ersten eigenen Album kommt. "Suicide On The AM Dial" heißt der etwas forsch titulierte Erstling, den Cactus Rock Records nun auch in Deutschland noch einmal auf den Markt gebracht hat.
Die Stammband, bestehend aus Amy selbst (an Gitarren, Bass und Gesang), ihrem Ehemann E.E. Mendoza (Schlagzeug, selbst eine Ikone in der Tucson-Szene) und Damon Barnaby (Lead-Gitarre), ist eigentlich nur ein Trio, das sich für Live Gigs aber immer wieder gerne auch mal Gäste einlädt, was auf dem mir vorliegenden Silberling nicht anders war. Beispielsweise war L.L. Cooper mit seiner Gitarre für den fein nach vorne gehenden Rocker "Suffer On Me" sowie den sehr melodischen Rausschmeißer "Ghosts" zur Stelle und überzeugt damit genauso, wie erst vor kurzem mit seinem Album Dust Devil.
Um ganz ehrlich zu sein, hat es eine gute Weile gedauert, bis sich mir die Tracks und der Gesang von Amy Mendoza eröffneten. Zwar nicht sperrig, aber auch nicht wirklich zupackend oder einprägsam kamen sie mir zunächst vor. Bis die Scheibe dann plötzlich beim etwa vierten Durchlauf in meinem Kopf geradezu explodierte. Wie aus dem Nichts war auf einmal alles da: klasse Songwriting, sehr schöne Gesangsmelodien, eine clever in Szene gesetzte dichte Atmosphäre und auch die Eigenheiten der einzelnen Musiker. Daher sei bereits an dieser Stelle empfohlen, etwas Zeit in diese Platte zu investieren. Zeit, die sich garantiert lohnen wird.
Ob es Absicht war, oder nicht? Auf jeden Fall wehen auch immer wieder einige Körnchen Wüstensand durch die einzelnen Tracks von Amy Mendoza, was der Scheibe aber eine ganz besondere Farbe verleiht. Gesanglich liegt die Amerikanerin sehr angenehm irgendwo in der Schnittstelle zwischen Patti Smith und Chrissie Hynde, während die Tracks zumeist stark vom Rock geprägt sind, ohne dabei mit der Axt rüber zu kommen. Bereits im Opener "On The Walls" wird eine dichte, etwas melancholische Atmosphäre gewebt, aus der man nach kurzer Zeit aber gar nicht mehr heraus will.
Einer meiner absoluten Favoriten nennt sich "Just Ok", eine Uptempo-Nummer mit hypergeilem Refrain, der im Hintergrund auch noch von der brodelnden Orgel Duncan Stitts verfeinert wird. Klar ist aber auch, dass das noch lange nicht alles ist, denn "Better Left Unsaid" oder das akustische "Killing Me Alive" packen den Hörer irgendwann ebenfalls ganz fest an den Hörnern und lassen nicht mehr los. Der Lead-Gitarrist Damon Barnaby wirkt dabei nie aufdringlich oder zu weit im Vordergrund, versteht es aber immens gut, mit seinen Einwürfen und Licks die jeweiligen Stücke gehaltvoller zu gestalten. Kann auch nicht jeder.
Nein, ganz leicht hat es mir die gute Amy Mendoza mit ihrem Debüt anfangs nicht gemacht. Mittlerweile würde ich die Scheibe aber nicht mehr aus dem Haus geben, da sie mit jedem Durchlauf hinzu gewinnt. Kleine Perlen sind diese Stücke eigentlich alle, außer den bereits genannten lege ich euch zum Anchecken aber auch noch das fabelhafte "Forgot How To Care", "Lost In Bakersfield" oder das richtig starke Duett "Say It" mit Carlos Arzate ans Herz.
Davon abgesehen kann ich "Suicide On The AM Dial" jedem empfehlen, der auf diesen Stil steht. Und nicht vergessen: Falls das Album beim ersten Mal noch nicht direkt zündet, bitte bloß nicht den Fehler machen und gleich aufgeben. Es lohnt sich!
Line-up:
Amy Mendoza (guitars, bass, lead vocals)
E.E. Mendoza (drums)
Damon Barnaby (lead guitars)

With:
Duncan Stitt (keyboards - #2,4,7)
Heather Hardy (violin - #2,8)
Rich Hopkins (lead guitar - #5)
L. L. Cooper (lead guitar - #6,11)
Mike Sydloski (lead guitar - #9)
Carlos Arzate (duet vocal - #9)
Lisa Novak (background vocals - #3,6)
Tracklist
01:On The Walls
02:Forgot How To Care
03:Better Left Unsaid
04:Killing Me Alive
05:Chasm
06:Suffer On Me
07:Just Ok
08:Lost In Bakersfield
09:Say It
10:All Your Secrets
11:Ghosts
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