Amy Millan / Masters Of The Burial
Masters Of The Burial Spielzeit: 31:28
Medium: CD
Label: Arts & Crafts, 2009
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 18.10.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Keine Sorge, das zweite Album der Broken Social Scene, Sixteen Tons, Stars-Vorsängerin ist nicht so morbid, wie es der Titel vermuten lässt.
Amy Millan steht mit ihrer Veröffentlichung "Masters Of The Burial" einer wundervollen Solokarriere gegenüber.
Auch wenn sich die Chanteuse auf ihrer Platte mit wenigen Coverversionen umgibt, ist hier alles echt Millan und von Hand gefertigt.
Die Gitarristin und Sängerin ist ungestüm, denn sie fällt mit der Tür ins Haus. Nach meinem ganz persönlichen Empfinden setzt bereits "Bruised Ghosts" die Duftmarke des musikalischen Gebäudes der Millan. Ha, alleine schon der Titel des Songs lässt einiges erhoffen. Viele Zimmer hat es und groß sind sie nicht gerade, aber was die sympathische Frau daraus macht, ist bemerkenswert.
'Zerschrammte Geister', das passt ja vorzüglich zum 'Thema' der Platte. In weiter Ferne ertönen aus dem Morgennebel eine Posaune und dahinter eine Trompete. Verschlafen taktet das simpel gehaltene Schlagzeug und eine Lap Steel erinnert an die sich schnell abkühlende Abendluft des Vortages.
Einem Gemälde gleich kommend, passt dazu die Stimme der Millan. Wie können keine drei Minuten so eine Effektivität haben? Nebenwirkungen werden mit in Kauf genommen.
Dieses Album ist keine echte Soloplatte der Protagonistin, denn zum Gelingen haben so einige ihrer Freude und Freundinnen beigetragen. Dennoch verderben viele Köche hier nicht den Brei. Im Gegenteil!
Die Musiker sind, je nach Songarrangement sehr gut gewählt worden und der Hörer bekommt das Gefühl, als wenn er seinen vor lauter Gedanken surrenden Kopf durch die elf Lieder auf einem großen Kissen niederlegen kann. Die Songs sorgen in einem hohen Maß für Entspannung und die möchte man sich doch öfter gönnen.
Selbst das kaum zwei Minuten lange "Lost Compass", nur zur Gitarre gesungen, hat seine unwiderstehlichen Reize, die hier im Speziellen durch ihre intensive Stimme angeregt werden.
"Masters Of The Burial" könnte man auch als die Entdeckung der Schwerelosigkeit beschreiben. Losgelöst schweben die Tracks wie eine Feder. Minimalistisch ausgelegt, wird der Hörer Zeuge des Spruches: Weniger ist mehr.
Immer wieder ist es die Intensität der Stücke, die eine unausweichlich überzeugende Sprache zum Ausdruck bringt. Mit diesen Songperlen darf man Amy Millan auf keinen Fall unterschätzen.
Mit ihren atmosphärischen Kompositionen und auch durch ihre eigenwillige Interpretation von Fremdmaterial hat sie sich in mein Herz gespielt. Was sie aus der Death Cab For Cutie-Vorlage macht, zeugt von einem ungemeinen Feeling für das, was ein Original zu sagen hat.
Herrliche Tracks, fassettenreich dargeboten, haben trotz aller Melancholie einen Freudefaktor. Neben ihrem bereits gelobten Gesang bringen Mandoline, Violine, Keyboards/Drums (sehr sparsam), Cello und andere Instrumente die Tracks zum Glänzen.
Ein echter Hinhörer ist unter anderem das in Millanscher Art und Weise groovende "Towers". Welch ein Edelstein im Singer/Songwriter-Milieu! Hier sind die zart eingesetzten Backing Vocals zu hören, die auch an anderen Stellen der Platte einen Hauch von Wehmut verbreiten.
Die Kanadierin setzt sich deutlich von der Musik der Bands Broken Social Scene oder Stars ab. Das ist auch gut so!
"Masters Of The Burial" ist ein großes Kleinod in Sachen Emotionalität und diese Scheibe hat einfach nur einen Knackpunkt: Sie ist zu kurz. Allerdings sind die elf Songs so gehaltvoll wie gut gereifter Wein. Elektrisch verstärkte Instrumente haben echten Seltenheitscharakter. Von Amy Millans Musik bin ich sehr angetan und diese Künstlerin sollte man weiterhin im Auge behalten.
Tracklist
01:Bruised Ghosts (2:41)
02:Low Sail (2:39)
03:Old Perfume (3:15)
04:Towers (3:14)
05:Day To Day (2:25)
06:Bury This (3:03)
07:Finish Line (2:32)
08:Run For Me (3:12)
09:I Will Follow You Into The Dark (3:23)
10:Lost Compass (1:53)
11:Bound (3:13)
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