A.P. Meister / Above & Below
Above & Below Spielzeit: 66:45
Medium: CD
Label: CD Baby, 2013
Stil: Folk, Singer/Songwriter

Review vom 01.11.2013


Günther Klößinger
Die Fraktion der dauernuschelnden Sänger im Folk- und Rockbusiness hat ihren Meister gefunden - egal, ob Bob Dylan nasal krächzt, Tom Waits bronchial röchelt oder Van Morrison beseelt vor sich hin knödelt: Im Gegensatz zu A.P. Meister, dem Folkie aus dem Norden, versteht man bei ihnen die Songtexte vergleichsweise noch wort- und silbengetreu. Selbst Joe Cockers Artikulation nimmt sich gegenüber der Vokalartistik des vorliegenden Albums glasklar und deutlich aus. Wer ähnliche Laute selbst kreieren möchte, kann ja einen whiskyseligen Abend in einer von Tabakrauch eingenebelten Kneipe verbringen und dann frühmorgens ins Studio wanken. Die angeschrammten Stimmbänder werden eine höchst authentische Phrasierung ermöglichen.
Wie immer, wenn man solchen Gesang hört, ist klar: Der Typ weiß, wovon er singt. Raue Stimmen zeugen von den rauen Seiten des Daseins, von Lebenserfahrung und einem unverstellten Blick auf die Realität. Meine Güte - was hat dieser Typ wohl schon so alles durchgemacht? Mal abgesehen von den endlosen Nächten in verqualmten Bars? Der sonore, verkrächzte Nuschelbass von Herrn Meister passt wie kaum ein anderer in ein solches Ambiente.
Dennoch kann man über den Lebenswandel des klampfenbewehrten Düsterbarden nur mutmaßen - denn biografische Daten über ihn sind sehr rar gesät. Laut seiner eigenen Homepage stammt der Musiker aus Schweden und sein vorliegendes Album "Above & Below" erhält zeitweilig verstärktes Airplay von niederländischen Radiostationen.
Im Laufe seiner Karriere experimentierte der Meister der rauchigen Reibeisenstimme mit unterschiedlichen Musikstilen, kehrte aber zum schlichten Folksong mit spartanischer Gitarrenbegleitung zurück, was ihn, nach eigenen Angaben, von Anfang an begeisterte. Melodisch und inhaltlich präsentiert sich A.P. Meister als unverwüstlicher Romantiker, besingt den letzten Hobo und weiß, wo's langgeht (siehe "How The Story Goes"), wagt sich z. B. mit "Levitation" auch in die Bereiche spiritueller Erfahrungen vor.
Sicher ist die stilistische Bandbreite eher eine enge Angelegenheit und Abwechslungsreichtum ist nicht die Stärke von "Above & Below". Dennoch klingen die Stücke nicht per se austauschbar, die melodischen Phrasen nicht beliebig. Vielmehr entfalten sie bei mehrmaligem Zuhören ihren ureigenen Charme.
Im Gegensatz zu seinen eher beschränkten stimmlichen Fähigkeiten, ist Meisters Gitarrenspiel glasklar und überzeugt sowohl im begleitenden Fingerpicking als auch in den solistischen Passagen. Hierfür packt der Folkmusiker schon auch mal eine elektrische Gitarre aus. Sicher hat A.P. Meister auch als Gitarrist nicht unbedingt das Pulver neu erfunden, doch spielt er inspiriert und sauber. Das Zusammenspiel von Stimme und dem glockenklaren Saitensound zeugt vor allem von Meisters allergrößter Qualität: Feeling. Und somit ist "Above & Below" schlichtweg die richtige Platte für jene Stunden, in denen man einfach seinen Gedanken nachhängen und seine Emotionen ordnen möchte.
Line-up:
A.P. Meister (vocals, acoustic guitar, electric guitar)
Tracklist
01:Harvester
02:Before The Fall
03:How The Story Goes
04:Last Of The Hobos
05:High And Low
06:Turning Of The Tides
07:Stray
08:Golden Rule
09:Well, You Know...
10:Strange Land
11:Crow
12:Levitation
Externe Links: