Bob Mould / Workbook
Workbook Spielzeit: 52:46
Medium: CD
Label: Virgin Records, 1989
Stil: Rock


Review vom 06.04.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Der Anlass für diese Platten-Kritik mag profan und überraschend zugleich sein: Bob Mould tourt in den Frühlingstagen 2009 durch Deutschland.
Zwölf Jahre vor seinem ersten Soloalbum war er einer der drei Musiker bei Hüsker Dü. Grant Hart und Greg Norton vervollständigten das amerikanische Punk-, Hard Core- sowie Alternative Rock-Trio.
Unmittelbar nach dem Breakdown der Band am Ende des Jahres1988 erhielt Mould einen Vertrag bei Virgin Records und war schon im April 1989 mit seinem "Workbook" am Start.
Heraus kamen 52 äußerst unterhaltsame Minuten mit Musikern, die sich sehen lassen konnten und können.
Anton Fier, der sich unter anderem Bands wie The Golden Palominos, Pere Ubu oder The Lounge Lizards ins Tagebuch schreiben kann, trommelt.
Den Bass zupfte Tony Maimone, den man ebenfalls mit Pere Ubu aber auch They Might Be Giants in Verbindung zu bringen hat.
Steve Haigler verschärfte den Rhythmus mit seinen Handtrommeln. Er tritt in der Szene eher als Produzent in Erscheinung, hat zum Beispiel aber auch bei den Pixies Percussion gespielt.
Die "Workbook"-Überraschung ist allerdings Jane Scarpantoni, ebenfalls von den Lounge Lizards, am Cello. Als Gastmusikerin war und ist sie sehr gefragt: So unter anderem bei den Indigo Girls, R.E.M., Richard Barone, 10,000 Maniacs, Soul Asylum, Sheryl Crow oder gar den Beastie Boys.
Um eine Ebene, auf der sich Moulds Solo-Debüt befindet, auszuloten, muss man sich schon in die ganz dünne Luft begeben, denn hier ist der Protagonist, was Songwriting, Musik sowie Feeling angeht bei einem Richard Thompson angekommen.
Verwunderlich, oder?
Bob Moulds 'Arbeitsheft' ist rockig, allerdings sind gewisse folkige Anleihen nicht zu überhören. Dafür steht der Engländer Thompson ja auch.
Die spannungsgeladene Mischung aus akustischen und elektrischen Gitarren, ob nun gleichberechtig in einem Song oder eine der beiden Saiten-Instrumente in den Vordergrund stellend, ist gigantisch.
Schließlich ist da auch immer wieder die göttlich aufspielende Scarpantoni, ein echter Mould'scher Glücksgriff, den er für dieses Album getätigt hatte.
Es gibt saustarke Rocker mit E-Gitarre, wie zum Beispiel "Poison Years" oder, im Kontrast dazu der instrumentale Opener "Sunspots" mit akustischer Gitarre, der einen stante pede hellhörig werden lässt. Im Overdubbing spielt der 1961 im amerikanischen Malone geborene Musiker gleich mehr als einen 6-Saiter im Fingerpicking-Stil.
Dieser Track offenbart aber nur die eine Seite des Bob Mould: Gleich im folgenden Track packt er den rockigen Folk aus und Jane Scarpantoni ist zur Stelle. Ein richtig tolles Stück mit einer plötzlich einsetzenden laut ins Geschehen eingreifenden Solo-E-Gitarre, die mit ihrem verzerrten Sound den Anschein erweckt, als wolle Mould alles in Grund und Boden spielen. Allerdings ohne die Atmosphäre zu zerstören. Auch seine Stimme lässt Parallelen zum Ex-Fairport Convention Thompson zu.
"Heartbreak A Stranger" hat einen wahrlich megastarken Herzschmerz-Einlullfaktor.
Der Track soll stellvertretend für das Miteinander von Akustischer sowie E-Gitarre stehen.
Mould hat die Produktion der CD höchstpersönlich übernommen und so kommen die elf Nummer mit einem tollen individuellen Klang daher. Transparent in den ruhigen Phasen und mächtig druckvoll, wenn die Band rockt.
Hier werden Highlights wie Perlen an einer Schnur aufgezogen. Durchhänger sucht der Rezipient vergeblich.
Selbst in den länger ausgefallen Kompositionen wie "Brasilia Crossed With Trenton" oder "Which Ever Way The Wind Blows" hat der Protagonist mehr als ausreichende Ideen parat, um zweimal fast siebeneinhalb Minuten höchst abwechslungsreich zu arrangieren. Auch diese beiden Stücke können nicht unterschiedlicher sein.
Einerseits mit akustischer Gitarre gespielt, packt Mould im Abschluss-Track seinen fast schon infernalischen Rock aus. Man könnte diese Nummer als einen Hinweis auf das folgende Album hernehmen, denn "Black Sheets Of Rain" (1990) ist ein Gitarren-Album. Nicht ganz mit der Stärke eines "Workbook", aber auch nicht schlecht.
Bob Mould hatte, nach den Wirren und Auseinandersetzungen mit Grant Hart, welche zum Hüsker Dü-Split führten, mit vorliegender Platte einen Befreiungsschlag sondergleichen veröffentlicht.
Line-up:
Bob Mould (vocals, guitars, keyboards, mandolin, percussion)
Tony Maimone (bass)
Anton Fier (drums)
Jane Scarpantoni (cello)
Steve Haigler (percussion)
Tracklist
01:Sunspots (2:05)
02:Wishing Well (5:13)
03:Heartbreak A Stranger (5:53)
04:See A Little Light (3:32)
05:Poison Years (5:25)
06:Sinners And Their Repentances (4:06)
07:Brasilia Crossed With Trenton (6:39)
08:Compositions For The Young And Old (4:40)
09:Lonely Afternoon (4:30)
10:Dreaming, I Am (4:16)
11:Whichever Way The Wind Blows (6:27)
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