Catherine MacLellan / Church Bell Blues
Church Bell Blues Spielzeit: 54:15
Medium: CD
Label: True North Records, 2007
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 20.02.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Jetzt haben wir den Salat: Das kommt davon, wenn sich frau in der tristen Herbst- sowie Winterzeit hinsetzt und in Kanada Lieder schreibt.
Mit diesem Songmaterial geht Catherine MacLellan zusammen mit ihrem musikalischen Weggefährten James Phillips, der das Album auch produziert hat, ins Studio und nimmt "Church Bell Blues" auf.
Heraus gekommen ist ein ganz starkes Album voller Tiefgang, Sentimentalität und anmutiger Behaglichkeit.
Grundlegend haben wir das wohl Catherine MacLellans Vater, dem Musiker und Songwriter Gene MacLellan zu verdanken, der sie in ihrer Jugend, der sie noch nicht so lange entschlüpft ist, auf den Pfad der musikalischen Tugend geführt hat.
"Church Bell Blues" ist schon ein wenig älter und wurde von der Gitarristin und Sängerin zunächst als Eigenproduktion veröffentlicht. Dann sorgte das True North-Label für weitere Bekanntheit und nun schwappt die Platte rüber zu uns.
Bereits 2006 erhielt sie vier Auszeichnungen für die CD bei den Prince Edward Island Music Awards, unter anderem als Songwriterin des Jahres. 2007 wurde sie von den East Cost Music Awards in der Kategorie 'Female Solo Recording of the Year' nominiert.
Ein Solo-Album in Reinkultur ist "Church Bell Blues" gerade nicht, weil ja nicht nur James Phillips, sondern auch Maurice Hashie (drums) und ihr Bruder Philip MacLellan (organ) mit von der Partie sind. Allerdings beschränkt sich Hashies Einsatz auf zwei Stücke und Philip MacLellan liefert eher sporadisch einen Beitrag.
Spätestens nach dem ersten Hören kommt man zu dem Schluss, dass die MacLellan die Anerkennung verdient hat.
Bei der CD steht die ausdrucksstarke Kanadierin mit ihrer Gitarre und ihrem herrlichen Gesang ganz deutlich im Fokus, ohne die Leistung von Phillips schmälern zu wollen. Beide kennen sich schon länger aus The New Drifts-Zeiten und musizierten auch nach dem Verlassen der Band zusammen.
Um es so zu formulieren: In der Ruhe liegt die Kraft. Die von der CD transportierte Atmosphäre ist umwerfend einfach und wirkt, trotz ihrer Frugalität, oder gerade deswegen so anziehend.
Schon nach den ersten Takten von "Dreams Dissolve" weiß der Hörer, wo es lang geht. Feinste Musik auf Folk- und Country-Basis. Zumeist filigrane Songs, wie der Opener, sind Bestandteil der gut 54 Minuten. Welch einen kongenialen Partner sie in James Phillips hat, verdeutlicht seine Slide-Gitarre im ersten Track. So sentimental und sensibel habe ich selten einen Bottleneck-Einsatz gehört. Oder sollte man die von ihm gezupfte Mandoline in Emily's Song erwähnen? Auch bei diesem Lied wird dem Hörer warm ums Herz.
Sehr deutlich wird die Gemeinsamkeit der beiden Musiker durch "The Long Way Home" dokumentiert. Hier singen sie den Refrain im Duett und Phillips glänzt durch eine wunderschön verhallt gespielte elektrische Gitarre. Das ist Musik, die unmittelbar nach der Stille folgt und nur dann richtig gewürdigt werden kann, wenn man zuhört. Vielleicht abends, bei einem schönen Rotwein und Kerzenlicht. Sorry, liebe Leser, das Klischee ist abgegriffen, passt für Catherine MacLellan und ihr "Church Bell Blues" allerdings bestens.
Ihre Texte reflektieren persönliche Erfahrungen und diese sind die vieler Menschen. Das macht die junge Musikerin ebenfalls sympathisch.
Catherines Künste an der Gitarre sind vielfältig und sie zeigt sie in jedem einzelnen Song anders. Mal als Rhythmusinstrument gespielt, andererseits feinstes Fingerpicking wie in "River Valley Plains", das sie alleine darbietet.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Für "Too Easy" greift die Protagonistin zur E-Gitarre und Maurice Hashie ist zum ersten Mal dabei. Der benutzt die Jazzbesen, um dezent über die Felle zu streichen.
Gemessen an der vorherrschenden Stimmung ist "Brave Love" schon eine flotte Nummer, in der Hashie für einen schönen Groove sorgt. Phillips mischt abermals gesanglich mit und dieser Track sollte als Anspieltipp herhalten, weil er die 'andere' Seite der MacLellan offenbart. Das Solo aus der E-Gitarre hat Twang.
Philip MacLellan legt durch seine Keyboards lediglich einen sanften Schleier über die Songs, wie z.B. in "There You Are".
"Long Time" widmet die Songwriterin ihrem 1995 verstorbenen Vater, dem sie bestimmt viel zu verdanken hat:
»Those books you gave to me now lay
Scattered amongst these rooms
And marked with pen are the passages then that
You felt spoke the truth…
Got your old 45s on the turntable while
I go flipping through those pages
All those old photographs of days we can't get back still
The people sing your praises«
So einfach geht das und vor lauter Bescheidenheit ist der Song schon wieder energetisch.
"Church Bell Blues" hat durchaus etwas vom 12-Takter, wofür James Phillips an der elektrischen Gitarre sorgt.
"Snow Day" und "January Song" dokumentieren die Jahreszeit, in der sie geschrieben wurden und da wünscht man sich doch auch Mal in der Gegend zu sein.
Catherine MacLellan ist auf genau dem richtigen Weg und aus Sicht des Rezensenten wird "Church Bell Blues" nicht ihre letzte sehr gute Tat sein.
Noch etwas anderes: Kunst ist ja bekanntlich Geschmackssache. Wie es zu dem Coverbild gekommen ist, möchte ich nicht wissen, weil das Gemälde einfach daneben ist. Es gibt so schöne Fotos auf ihrer Homepage.
Bei der Beurteilung des künstlerischen Wertes der CD gibt es jedoch 8 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Catherine MacLellan (acoustic guitar, electric guitar, vocals)
James Phillips (electric guitar, bass, acoustic guitar, mandolin, drums, percussion, vocals)
Maurice Hashie (drums - #4, 11)
Philip MacLellan (organ)
Tracklist
01:Dreams Dissolve (3:24)
02:Emily's Song (4:50)
03:River Valley Plains (4:52)
04:Too Easy (4:33)
05:There You Are (5:17)
06:The Long Way Home (4:31)
07:Stronger (4:52)
08:Snow Day (4:15)
09:Church Bell Blues (5:13)
10:January Song (3:46)
11:Brave Love (4:42)
12:Long Time (3:54)
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