Doug MacLeod / The Utrecht Sessions
The Utrecht Sessions Spielzeit: 56:43
Medium: CD
Label: Black & Tan Records, 2008
Stil: Acoustic Blues


Review vom 14.04.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Da sitzt er nachdenklich, mit einem Zahnstocher im Mund, aus dem Fenster schauend, vor 'een kopje koffie' und nennt sein aktuelles Album schlicht "The Utrecht Sessions".
Verständlich, dass Doug MacLeod so seine Schwierigkeiten hat, den Namen der Stadt korrekt auszusprechen. Obwohl oftmals in den Niederlanden unterwegs, kann er immer noch kein Niederländisch sprechen. Doch, einWort gibt es, wie er im Booklet schreibt, dass er sagen kann: »Heineken«. Ok, dann sollte er sich geschwind noch ein weiteres Bier merken: Huppendorfer.
Utrecht hat es ihm angetan, denn sie ist eine seiner europäischen Lieblingsstädte.
Die CD wurde im Februar 2008 in nur drei Tagen aufgenommen. Dazu besuchte man das Studio Silvester und wir erleben den Protagonisten live im Aufnahmeraum. Overdubbing wurde bei nur einer Slide-Einlage benutzt. Arthur Bont (percussion) sowie Jasper Mortier
(Doug Jay & The Blue Jays/double bass) begleiten ihn ab und an, allerdings nie gemeinsam.
MacLeod setzte sich auf einen Stuhl, nahm seine Gitarre und spielte sowie sang drauflos. Ganze vier Mikrofone kamen zum Einsatz: Eines für seine Stimme, zwei waren auf die Gitarre ausgerichtet und dann gab es ein letztes für seinen linken Fuß. So einfach ist es und das Ergebnis ist grandios.
"The Utrecht Sessions" sind ein umwerfendes Dokument in Sachen akustischem Gitarren-Blues und obendrauf eine Lehrstunde für die kleine Schar an Musikern, die sich diesem Genre widmen. Selten hat der Hörer eine derart abwechslungsreiche Platte mit einem versiert singenden Gitarristen gehört.
Der Amerikaner hat sich mittlerweile freigeschwommen und liefert mit dieser Platte sein Meisterstück ab. Es ist nicht verwunderlich, dass er 2008 von der Blues Foundation für einen Award nominiert wurde. Warten wir die Ergebnisse ab.
Musikalisch setzt sich der sympathische Musiker nicht zwischen die Stühle, sondern spielt einen vielse(a)itigen 12-Takter und überrascht mit Jasper Mortier am Kontrabass in "Coming Your Brand New Day" gar durch einen schön swingenden Stil.
MacLeod weicht keinen Deut davon ab, durch seine Texte Geschichten des alltäglichen Lebens zu transportieren.
Besonders angetan ist man von seinem "This Old River", worin er einen Besuch bei der todkranken Marie Gaines, der er übrigens dieses Album widmet, reflektiert. Ein ausgesprochen nachdenklicher Song, der nicht nur einmal Gänsehaut erzeugt. Textuell ein Wechselbad der Gefühle, liefert er feinstes Fingerpicking mit dezenter Bottleneck-Ergänzung. Solche hochklassigen Lieder wollen erst einmal geschrieben werden!
Anders geht es in "The Long Black Train" zu. Das ist ein typischer Groove-Track des Saitenzauberers, in dem er den Hörer mit recht viel Slide beglückt. Da hat man keine Probleme, sich den Zug des Lebens vorzustellen, in den Menschen ein- und wieder aussteigen.
Neben dem Alltäglichen gibt der Künstler mit "Sheep Of A Different Color" ein politisches Statement zu seiner Heimat ab, denn er macht die Polarisation zum Thema:
»The left stay left, the right sure stay right
The common ground of common sense, lost all the fight.
And I hear their words, they ring to me so hollow
To me they're all sheep, they just sheep of different color.«

Arthur Bont gibt dem Song perkussive Fülle und auch hier, wie bei allen anderen Liedern kann man seine eigene Fußwippe nicht abschalten. Man taktet gemeinsam mit dem Musiker.
Doug packt einen schon mit seinem Opener "Horse With No Rider" bei den Ohren und er lässt einen nicht los.
Der Blues kann mit sehr wenigen Mitteln glänzen wie ein Stern am wolkenlosen Abendhimmel einer lauen Sommernacht und der Mann hat gleich zwölf davon am Start!
Ob sehnsüchtig oder durch die nicht gespielte Note glänzend, kann MacLeod mit seiner Gitarre und Stimme jedes Flair und viele Gefühlslagen transportieren.
Bei "The Utrecht Sessions" passt einfach alles zusammen und es gibt auch Robert Johnson-Momente auf dem Album, in denen sich Doug MacLeod dem Denkmal, auf seine ganze persönliche Weise, nähert.
9 von 10 RockTimes-Uhren sind da nicht zu hoch gegriffen.
Line-up:
Doug MacLeod (vocals, guitar, left foot)
Arthur Bont (percussion)
Jasper Mortier (double bass)
Tracklist
01:Horse With No Rider (4:31)
02:This Old River (5:11)
03:The Addition To Blues (4:36)
04:The Long Black Train (6:51)
05:The Demon's Moan (4:52)
06:Long Time Road (3:22)
07:I Respectfully Decline (6:07)
08:That Ain't Right (3:02)
09:Coming Your Brand New Day (3:08)
10:Sheep Of A Different Color (5:50)
11:What You Got (Ain't Necessarily What You Own) (3:36)
12:Where You'll Find Me (5:12)
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