John Mayall / A Special Life
A Special Life Spielzeit: 48:42
Medium: CD
Label: Forty Below Records, 2014
Stil: Blues

Review vom 21.05.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Wenige Jahre vor seinem 80. Geburtstag zeigte John Mayall in Jahr 2009 mit Tough, dass er das Blues-Getriebe immer noch ganz schön in Schwung bringen beziehungsweise halten konnte. Bei "A Special Life" von einer typischen Platte des Briten zu sprechen, würde den insgesamt elf Titeln auf der Scheibe nicht gerecht werden. John Mayall bringt seinen ureigenen Stil immer weiter voran. Bei ihm scheint der Ruhestand so weit entfernt zu sein wie Borderline-Lernen von gefestigtem Wissen.
Wenn der in Amerika lebende Künstler auf vorliegender Platte zurückschaut, dann auf eine ganz spezielle Art und Weise. Da erscheint aus frühen Zeiten seiner Karriere ein langhaariger John Mayall im Rückspiegel. Der Protagonist modernisiert sich selber und gewinnt dabei die Aufmerksamkeit des Hörers.
Für "A Special Life" schrieb der Multiinstrumentalist vier Lieder. Bis auf "World Gone Crazy" mit tollen Harp- und Piano-Läufen im Midtempo, sind die anderen drei Eigenkompositionen eher von ruhigerem Charakter. Sehr wohl kann die Band mit Rocky Athas an der Gitarre, Bassist Greg Rzab sowie Schlagzeuger Jay Davenport das Haus rocken. So zum Beispiel in der Sonny Landreth-Nummer "Speak Of The Devil". Der Gitarrist drückt ordentlich auf die Tube und bringt die Saiten zum Glühen. Ihm gehört in diesem Track auch die gesamte Solo-Spielwiese. John Mayalls Instrument ist hier die Hintergrund-färbende Orgel. Rocky Athas hat klasse Riffs drauf.
Über John Mayalls Stimme muss man sich überhaupt keine Gedanken machen. Die ist so gut wie eh und je. Der Mayall-Blues macht im Opener "Why Did You Go Last Night" einen einmaligen Ausflug ins Land des Zydeco. Gastmusiker C.J. Chenier ist mit seinem Akkordeon zur Stelle und es ist schon interessant, wie sich in der Clifton Chenier-Komposition der Brite und dieser spezielle Stil näher kommen. Ein gelungenes Unternehmen. So kann John Mayall auch den Zydeco zu seinen Genreübergriffen zählen.
Der bereits oben erwähnte langhaarige John Mayall hatte auf seinem 1965 erschienen Erstling-Album "John Mayall Plays John Mayall" einen Titel namens "Heartache" in der Tracklist. Diese Nummer wird nun von ihm höchst persönlich zu neuem Leben erweckt. Eine Wiederauferstehung, die sich allemal lohnt. Der Rhythmus wurde mehr in den Groove gezogen, der Keyboard-Glockenklang hat etwas vom Vibrafon und irgendwie hat das Stück jetzt eine kleine Prise moderner Jazz-Leichtigkeit im Wesen. Highlight!
In Albert Kings "Floodin' In California" hören wir den Meister persönlich an der Lead Gitarre. Den lauteren Ton erhebt der Bandleader noch einmal für den Titeltrack "A Special Life". Auch das King-Stück muss man nicht von der Bettkante stoßen und das Titelstück ist definitiv autobiografisch. John Mayalls »middle name is freedom.« Aus einer solchen Zufriedenheit oder am anderen Ende extremer Frust führen zu tollen musikalischen Ergebnissen.
Das Album "A Special Life" ist klasse und hat mit der Ballade "Just A Memory" einen gewaltigen Abgang, der auch noch in einer schön langen Spielzeit genossen werden kann.
Nicht erst hier zeigt sich, wie gut John Mayall an den Tasteninstrumenten Piano, Orgel beziehungsweise Clavinet ist. Das Piano führt uns in diesem abschließenden Slow Blues durch den Song. Es gibt eine wunderschöne instrumentale Phase und thematisch geht es um die Vergangenheit, tiefblaue Augen, explodierenden Gefühle, lange Haare, ganz allgemein um die Liebe.
Wenn Bassist Greg Rzab die Feder spitzt, denn ist das kompositorische Ergebnis "Like A Fool" und die Band rockt klasse ab. Rocky Athas ist voll in seinem Element und bringt die Saiten seiner E-Gitarre an den Rand des Schmelzpunktes. Rundum ist "A Special Life" schon ein sehr gelungenes Album von einem John Mayall, der sich nichts mehr beweisen muss, aber auch mit dieser eventuellen Einstellung dem Hörer aufzeigt, wie gut er und seine jetzige Band sind.
Line-up:
John Mayall (vocals, harmonica, guitar, organ, clavinet, piano)
Rocky Athas (guitar)
Greg Rzab (bass, percussion)
Jay Davenport (drums)
C.J. Chenier (vocals, accordion)
Tracklist
01:Why Did You Go Last Night (4:54)
02:Speak Of The Devil (3:27)
03:That's All Right (3:20)
04:World Gone Crazy (4:15)
05:Floodin' In California (4:37)
06:Big Town Playboy (4:19)
07:A Special Life (4:10)
08:I Just Got To Know (4:08)
09:Heartache (4:48)
10:Like A Fool (4:04)
11:Just A Memory (6:40)
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