John Mayer / Battle Studies
Battle Studies Spielzeit: 46:39
Medium: CD
Label: Sony Music/Columbia, 2009
Stil: Rock, Pop

Review vom 07.01.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Das Booklet von "Battle Studies" ist ganz schlicht gehalten.
Trotzdem ist das Design sehr ansprechend. Für jeden der elf Songs gibt es eine eigene Seite. Darauf befindet sich das Line-up und der Text zum Track. In der Heftchenmitte hat es ein doppelseitiges Schwarzweißbild eines der vier Studios, in denen das Album aufgenommen wurde.
Ganz am Ende gibt es noch zwei Fotos des Protagonisten und auf dem Coverbild schaut Mayer in die Ferne, irgendwie verträumt.
Das Booklet reflektiert den Inhalt des Albums zwischen Pop und Rock.
War Try! Live In Concert ein 'Liebe-auf-den-ersten-Hördurchgang'-Album, ist "Battle Studies" ein Entwicklungsprojekt in Sachen Beziehungskiste zwischen Platte und Hörer.
Die Kollaboration mit der brillanten Rhythmusabteilung hat sich in der Vergangenheit als äußerst fruchtbar erwiesen und es bestand da wohl kein Grund, für vorliegendes Album daran etwas zu ändern. Sowohl Bassist Pino Palladino als auch Drummer Steve Jordan sind über jeden Zweifel erhaben.
Letztendlich wurde aber nur ein Track in der Triobesetzung eingespielt.
Nimmt man den Dreier als Nukleus des Line-ups, dann gibt es reichlich Gäste zu bewundern. Zusammen mit der erst zwanzigjährigen Country-Chanteuse Taylor Swift gibt es ein Duett mit dem Titel "Half Of My Heart".
Wie ein roter Faden in Bezug auf die Musiker findet sich der Tastenmann Ian McLagan (Faces) fast überall.
Weniger beschäftigt war da der weitere Keyboarder Jamie Muhoberac, der schon für die
Rolling Stones, Fleetwood Mac, Bob Dylan aber auch Art Of Noise im Studio war. Zuletzt ist er mir bei Big Whiskey And The Groocrux King von der Dave Matthews Band über die Trommelfelle gelaufen.
Für je eine Runde Gitarre spielt Robbie McIntosh (Average White Band, The Pretenders) beziehungsweise der ebenfalls sehr gefragte Sessionmusiker Waddy Wachtel mit.
Einmal sind Trompete (Bryan Lipps) und Saxofon (Bob Reynolds) vertreten.
John Mayer ist längst aus seinen Kinderschuhen herausgewachsen und steht selbstredend auf eigenen musikalischen Beinen.
Der smarte junge Mann wäre ein gefundenes Fressen für einen Starschnitt im Jugendmagazin Bravo. Randbemerkung: Den gibt es ja noch!
Wurden auf Vorgängeralben Marvin Gaye, Jimi Hendrix oder Ray Charles interpretiert, ist jetzt Robert Johnson dran. Wahrlich kein einfaches Unterfangen. Da muss schon, gerade aus meiner Sicht, etwas Entscheidendes passieren, sonst mutiert der Song zu einer Nullnummer.
Siehe da, Mayer ist eben Mayer und kann sich mit ruhigem Gewissen und dieser Lesung im Rücken durchaus nicht nur auf Bildern einen Juke Joint ansehen. Zunächst verzichtet er auf fast jegliches Beiwerk. Nur Jordan trommelt mit. Eine solche Interpretation ist mir bisher nicht zu Ohren gekommen. Eine verzerrte Gitarre rifft zum staubtrockenen Drumming und das Solo ist so etwas von relaxt und individuell gespielt, dass einem die Gänsehaut kommt. Cool, Mr Mayer!
"Battle Studies" beginnt mit einem ruhigen Rocker.
Am Anfang flirrt die E-Gitarre wie die eines 'The Edge' von U2 und die Melodie ist eine der unwiderstehlichen vom Mayer. Seine Stimme ist eh ein Sympathieträger des Amerikaners.
Er weiß perfekt mit der Dynamik und dem Arrangement seiner Songs zu jonglieren. Im Terrain der Soli stellt er sich in den Dienst der Komposition und zeigt sich als Teamplayer. Selbst eine schmachtende Ballade wie "All We Ever Do Is Say Goodbye" kauft man dem Mann für bare Münze ab. Da werden die Herzen der Frauen dahinschmelzen und vielleicht nehmen die dann mit ihrem verklärten, von Tränen gerührten Blick das geniale McIntosh-Slidesolo gar nicht wahr. Aufgebaute Spannung findet in einem fließenden Übergang Erlösung.
In "Half Of My Heart", dem Duett mit Taylor Swift, sollte man auf die E-Gitarre achten.
Nur ab und an macht sie sich bemerkbar und ist zunächst sehr in den Vordergrund gemischt. Schritt für Schritt, mit immer mehr Echo versehen, findet sie einen Platz bei den anderen Instrumenten, nur um am Ende wieder einen lauteren Gruß an den Hörer zu richten.
Jordan sowie Palladino deuten einen leichten Reggaerhythmus an und Mayer singt sich bis in höhere Lagen durch "Perfectly Lonely". McLagan überlässt die Entscheidung dem Hörer, ob einem die Wurlitzer oder Hammond B3 besser gefällt. Auch hier sollte man darauf achten, was Mayer auf der Gitarre zaubert.
Die früher einmal existente Nähe zu Dave Matthews lebt in einem Song wie "Assassin" auf.
Da darf die Sechssaitige auch ruhig energischer auftreten. Ganz deutlich geht diese Nummer als die rockigste über die Zielgerade.
Nach einem "Do You Know Me" mit getragenem Flair, ist zum Schluss etwas Flotteres angesagt. McLagan wechselt zu den schwarzen und weißen Tasten des Pianos und die Bläser halten auf der Rückbank Händchen.
"Battle Studies" ist ein Album mit individuellen Textaussagen und verliebt in Details, die es zu entdecken gilt. Mayers Musik verfügt über eine imaginäre Anziehungskraft und er hat eine sehr bemerkenswerte Platte abgeliefert.
Natürlich gibt es 2010 auch eine 'Battle Studies-Tour'. Amsterdam liegt da schon in der Nähe, zumindest aus meiner Wohnlage betrachtet. Einige Konzerte finden in England/Schottland statt. Ticketpreise von 329,- Euro für den Gig im Londoner Apollo Hammersmith finde ich ganz gelinde geschrieben eine Frechheit.
Line-up:
John Mayer (guitars, vocals)
Taylor Swift (vocals - #3)
Robbie McIntosh (guitar - #2)
Waddy Wachtel (acoustic guitar - #3)
Jamie Muhoberac (keyboards - #1,9)
Ian McLagan (pump organ - #4, celestre - #4, Hammond B3 - #5,9,11, Wurlitzer - #5,8, piano - #10,11)
Bob Reynolds (saxophone - #11)
Bryan Lipps (trumpet - #11)
Pino Palladino (bass)
Steve Jordan (drums, percussion - #5,6,10,11)
Tracklist
01:Heartbreak Warfare (4:30)
02:All We Ever Do Is Say Goodbye (4:35)
03:Half Of My Heart (4:10)
04:Who Says (2:55)
05:Perfectly Lonely (4:28)
06:Assassin (5:15)
07:Crossroads (2:29)
08:War Of My Life (4:15)
09:Edge Of Desire (5:32)
10:Do You Know Me (2:30)
11:Friends, Lovers Or Nothing (6:59)
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