Johnny Mastro & Mama's Boys / Never Trust The Living
Never Trust The Living Spielzeit: 39:35
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Blues

Review vom 13.11.2015


Mike Kempf
Yes! Mit Johnny Mastro bekomme ich es mit einem der für mich weltweit besten Bläserkönige zu tun, den die Gegenwart momentan zu bieten hat. Er und seine Mama's Boys haben für diesen Herbst ein Bluesscheibchen im Angebot, das auf "Never Trust The Living" hört. Ich möchte unserer Leserschaft, sofern sie es noch nicht weiß, verraten, dass es sich bei Johnny um einen wahren Harmonika-Champion handelt. Auch wenn er, rein optisch betrachtet, nicht gerade wie ein Adonis erscheint, lässt man ihn an seine Harp, entwickelt er ungeahnte Fitnesswerte und muss aufgrund seines Dauergebläses eine Pferdelunge besitzen.
Den Interessierten erwarten elf Songs in knapp vierzig Minuten. Doch die haben es in sich! Denn Johnny Mastro & Mama's Boys bringen genau das rüber, auf was ich beim Hören diverser Tonträger besonders großen Wert lege: rotziger, authentischer, schnörkelloser Blues. Auch vom Sound her wurde, gerade wegen ihrer authentischen Musik, auf jegliche Effekthascherei verzichtet. So könnte man meinen, dass es sich mit "Never Trust The Living" ausschließlich um Live-Mitschnitte handelt, obwohl die Platte im Sommer 2014 in den Music Shed Studios von New Orleans eingespielt wurde. Aber gut, auch im Studio kann man ein Album live einspielen, nur das eben die Applausgeräusche der Fans wegfallen.
Die beiden Frontmänner, Gitarrist Smokehouse und Extrem-Harper Johnny, geben von "Snake Doctor" bis "Indrid Cold" ordentlich Gas. Dabei lassen sie sich gerne von ihren Rhythmikern Dean Zucchero (Bass) und Rob Lee (Drums) im wahrsten Sinne des Wortes unentwegt in den Arsch treten. Selbst die Slow Blues-Nummer "Don't Believe" wabert dermaßen dreckig aus den Boxen, dass hier zur Komplettreinigung ein mehrstündiges Vollbad von Nöten ist. Aber mal ehrlich: Wie viele Zuhörer wird es wohl geben, die sich aufgrund des Gehörten überhaupt reinwaschen wollen? Ich gehöre jedenfalls zu denjenigen, die gern ungewaschen durchs Blues-Delta wandern.
Mit "Bucksnort Annie" gibt es sogar etwas Rockabilly auf die Lauscher. Passt auch irgendwie zu den US-Boys, die sich sowieso den Old School-Klängen zugehörig fühlen. Allen voran Johnny, wenn er so was von ungehobelt in sein Vintage-Mikrofon 'rotzt' und dabei sein 'Sabber' aus einem Gemisch aus O2 und H2O unentwegt seine Harp feucht hält. Wenn dazu die stets leicht verzerrt wirkende Gibson von Smokehouse ihren Senf dazu beiträgt, gibt es reinen unverfälschten Blues aufs Nervenkostüm, den ich nur mit Bestnoten versehen kann.
Da das Album absolut stimmig ist, dem Genre voll entspricht und auch sonst keinerlei Schwächen aufweist, bleibt mir nichts anderes übrig, als eine fette Kaufempfehlung auszusprechen. Und doch habe ich für unsere LeserInnen noch eine Steigerung parat: Zieht Euch die Kapelle, so wie ich es 2009 tat, unbedingt mal rein! Dafür werden sich vom 27. Mai - 11. Juni 2016 (Angabe ohne Gewähr) einige Gelegenheiten bieten, denn Europa-Booker Muddy hat für diesen Zeitraum einige Deutschlandkonzerte geplant.
Line-up:
Johnny Mastro (vocals, harp)
Smokehouse (guitar)
Dean Zucchero (bass)
Rob Lee (drums)
Tracklist
01:Snake Doctor (2:19)
02:Whiskey (3:41)
03:Judgement Day (6:36)
04:Dance Like This (4:38)
05:Don't Believe (2:46)
06:House Of Rising Sun (3:39)
07:Walking (3:21)
08:Never Trust The Living (3:11)
09:Bucksnort Annie (2:35)
10:The Sad Night Owl (3:29)
11:Indrid Cold (3:30)
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