Kee Marcello / Judas Kiss
Judas Kiss Spielzeit: 58:44
Medium: CD
Label: 7hard, 2013
Stil: Rock/Hard Rock

Review vom 03.10.2013


Jochen v. Arnim
Wer ein wenig auf Gitarrenmusik und Gitarristen steht, dem muss man zu Kee Marcello nicht viel sagen. Den etwas Unkundigeren sei mitgeteilt, dass wir es im vorliegenden Fall mit dem ehemaligen Gitarristen von Europe zu tun haben, der gerade in der absoluten Hochzeit der Band, zu Zeiten des finalen Abzählens, als Nachfolger des Gründungsmitglieds John Norum in die Saiten haute. Ganze sechs Jahre zählte diese Phase nur, denn die Band löste sich bekanntermaßen 1992 auf und seit der Wiederbelebung im Jahre 2003 steht auch wieder der erste Gitarrist im Line-up.
Mit der Auflösung der Kultband begab sich Marcello auf unterschiedliche Pfade, die seine Solokarriere mehr oder (eher) weniger zeichnen und die einige Alben hervorbrachten. Aktuell erfreut er uns aber mit einem richtig fetten neuen Werk, das auf den schönen Namen "Judas Kiss" hört. Passend dazu sind Cover und Booklet mit biblischen Motiven gestaltet: Dornenkrone, Statuen von Jesus und Maria (?) und eine sinnbildliche Darstellung des Hügels Golgatha schmücken das Werk. Leider sind Texte Fehlanzeige und so muss der geneigte Hörer die Ohren ganz doll spitzen.
Auffallend ist die fast durchgängig aufrechterhaltene harte Gangart, das war mit Europe und auch später noch nicht unbedingt gegeben. Wir bekommen dreizehn Stücke auf einer knappen Stunde Rundling geboten und diese Stunde füllt sich zum größten Teil mit satter Hard Rock-Mucke. Das heißt, Hard Rock mit ein paar anderen Einsprengseln: hier ein bisschen Pop, dort ein wenig Country und einen Spritzer Punkreste hat's auch noch.
Bevor wir aber zu den Ausnahmen kommen, legt die Band um Marcello, namentlich Ken Sandin am Bass und Mike Terrana (Ex-ARP) an den Drums (Gitarren und Gesang sowie Keybaords macht der Meister alleine), erst einmal richtig einen vor. "Zombie" heißt der der Opener und weiß mit kernigem Riffing und einer satten Rythmusfraktion zu bestehen. Aber auch die danach folgenden Stücke gehen nicht weniger in des Hard-Rockers Herz und Gliedmaßen.
Erst nach der Hälfte der Scheibe gibt es ein kleines Stolpern: "And Forever More", gesungen im Duett mit Akane Liv, deren schwedisch-japanisches Metal-Projekt Liv Moon sich üblicherweise im Land der aufgehenden Sonne großer Beliebtheit erfreut, muss nicht jeden Hörer überzeugen. Auch die balladeske Verneigung vor amerikanischen Stadionkollegen, fällt subjektiv betrachtet etwas mau aus. ABER, ich kann mir jetzt schon die Feuerzeuge und die Tränen in den Augen der Frauen beim nächsten Konzert vorstellen. Und zum Glück geht es direkt danach mit "On The Top" wieder richtig fett, fast ein wenig sleazig zur Sache.
Damit ich dann aber mit dem Maulen aufhören kann, muss ich vorher noch schnell auf "Love Will Tear Us Apart" verweisen, das ich übrigens schon im Original von Joy Division scheiße fand - hätte man sich sparen können. Davor kommt übrigens noch "Dead Give Away", das wie eine etwas härtere Version von Have A Nice Day anmutet, Refrain und Breaks inklusive.
Ansonsten ist das eine ganz feine Scheibe, die besonders mit herrlicher Gitarrenarbeit zu überzeugen weiß, und zwar im Solo- wie auch Riffbereich. Lässt man die vorgenannten Ausnahmen mal außer Acht, so kommt unterm Strich eine deutliche Wertung im oberen Bereich dabei heraus. Tack så mycket!
Line-up:
Kee Marcello (guitars, keyboards, vocals)
Ken Sandin (bass)
Mike Terrana (drums)

sowie:
Akane Liv (vocals - #7)
Tracklist
01:Zombie
02:Dog Eat Dog
03:Starless Sky
04:I'm Stoned
05:Dead End Highway
06:Judas Kiss
07:And Forever More
08:Coming Home
09:Get On Top
10:The Harder They Come
11:Dead Give Away
12:Love Will Tear Us Apart
13:Metal Box
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