Mach22 / Sweet Talk Intervention
Sweet Talk Intervention Spielzeit: 39:09
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Rock

Review vom 11.06.2014


Jochen v. Arnim
Hallooo? Philadephia? LaBar? DER LaBar? Das kann doch kein Zufall sein! Das muss doch … Fast richtig. Nicht Jeff LaBar, die uralte Gitarren-Legende von Cinderella, sondern Sebastian LaBar, sein Sohn, auch Gitarrist. Dieser ist nämlich (mit) verantwortlich dafür, dass wir heute das schöne Scheibchen "Sweet Talk Intervention" von Mach22 auf dem Teller rotieren lassen dürfen.
Die Band als solche ist eine recht frische Angelegenheit, wenngleich die einzelnen Mitglieder schon allesamt einen dicken Sack voll Erfahrung vorweisen können. Das alles aufzuzählen, wäre platzfüllendes Name Dropping und soll uns erspart bleiben. Einzig den Sieg bei Slashs Wettbewerb Guitar Center OnStage with Slash wollen wir stellvertretend und lobend erwähnen. Warum sich der Altmeister zu diesem Votum hinreißen ließ, klärt sich vielleicht im weiteren Verlauf noch auf.
Wir haben es auf vorliegendem Debüt, das mit Hilfe von Papa LaBar produziert wurde, mit zehn richtig guten Rockern zu tun, die sich in leicht genreübergreifender Manier fast alle unmittelbar ins Gedächtnis schrauben. Man sagt der Band nach, sie sei eine Kreuzung aus Led Zeppelin und Lenny Kravitz. Das mag zwar in Teilbereichen durchaus zutreffend sein, aber umfasst die Gesamtheit nicht in Gänze.
Gleich schon der Opener, "Constant Denier", fällt so dermaßen mit der Guns N'Roses-Tür ins Haus, dass man schon taub sein muss, die Parallelen nicht zu erkennen. Überhaupt durchzieht diese Assoziation den Rundling wie ein roter Faden, nicht bei jedem Stück, aber immer wieder mal. Vielleicht ist auch das der Grund, dass man den oben genannten Preis abräumen konnte? Sieht der frühere Gitarrist der Sleaze-Rocker aus L.A. sich und seine vormaligen Wegbegleiter gar in einer modernen Version wieder auferstehen?
Aber genug der Spekulation, es ist recht offensichtlich, dass frühe Werke, wie z. B. "Appetite For Destruction", Pate gestanden haben mögen. Da sind einfach Passagen in den Instrumentierungen, im Gitarrenspiel von LaBar und Ted Merrill, aber auch im Gesang, die derartige Mutmaßungen zulassen. Letztgenannter ist übrigens nicht genug zu loben. Hier ist mit Lamont Caldwell wahrlich kein Grünschnabel am Werk. Er versteht es mit Soul-getränkter Stimme wunderbar, sowohl mehrstimmige Harmonien zu produzieren, als auch mal in leichten Rap (vgl. "Don't You Give Me") zu verfallen oder auch die höheren Stimmlagen pointiert einzusetzen.
Nachdem uns der, erneut recht deutlich an GN'R erinnernde, groovende Rocker mit cooler Basslinie aus den Fingern Jaron Gulinos ordentlich durchgeschüttelt hat, muss das Southern-freundliche Ohr beim "Stone Rose" doch merklich aufhorchen. Vom Gitarrenintro über den balladesken Gesang (ja, ich weiß, könnte auch Axl Rose bei "Civil War" sein) bis hin zu den Twin-Leads, die den Hörer verzücken.
Unbedingt hervorgehoben werden sollte noch der lange Rausschmeißer, "Nevermind", von dem ich beim Lesen der Trackliste kurz annahm, es könne sich um ein Nirvana-Cover handeln. Gott sei Dank ist uns das aber logischerweise erspart geblieben und der Track stellt sich als fast schon grandiose Verabschiedung dar. Neben dem vorgenannten "Stone Rose" und dem cool hingerotzten "Backslider" oder auch dem "One Trick Pony" im Eighties-Style ist das ein eindeutiger Anspieltipp. Hier werden noch einmal viele der bislang gebotenen Komponenten in einem einzigen Song vereint und das Verlangen, auf Repeat zu drücken, erfährt eine ungeahnte Intensität.
Mach22 ist ein richtig feines Debüt gelungen, an dem nicht nur Meister Slash oder Papa LaBar ihre Freude haben werden. Da bleibt eigentlich nur noch die Frage, wann die Jungs denn endlich über den Teich hüpfen, um bei uns mit ihrer Mucke die Buden zu rocken. Vielleicht klappt es ja schon bei der Tour diesen Herbst, wenn Slash durch die Lande zieht.
Line-up:
Lamont Caldwell (vocals)
Sebastian LaBar (guitar)
Ted Merrill (guitar)
Jaron Gulino (bass)
Damian MonteCarlo (drums)
Tracklist
01:Constant Denier
02:Go Ahead
03:Don't You Give Me
04:I'm Just A Man
05:Stone Rose
06:Backslider
07:Made To Love
08:Radio
09:One Trick Pony
10:Nevermind
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