Mad Penguins / El Capretto
El Capretto Spielzeit: 44:29
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2013
Stil: Stoner Rock

Review vom 11.07.2013


Joachim 'Joe' Brookes
"El Capretto" ... die Dips zum Stoner Rock, in die fast alle zehn Nummern getaucht werden, heißen Grunge, Rock'n'Roll und ein klein wenig Psychedelic. Die Mad Penguins kennen kaum Gnade. Hier wird gerockt, was das Zeug hält. Die Verstärker voll auf Anschlag gedreht, werden die gut durcharrangierten Tracks zu einer Belastungsprobe für die heimischen Lautsprecher.
Das vorliegende Album hatte in "The Declaration Of Indifference" (EP/2008) und "When Tomorrow Hits" (2010) seine Vorgänger. Das Power-Trio spielte bereits mit namhaften Bands wie
Karma To Burn, Orange Goblin oder Peter Pan Speedrock zusammen.
Die nie zur Ruhe kommende E-Gitarre von Frontmann und Sänger Guiseppe Lordini Ambolino hat einen unglaublich hohen Verzerrungsfaktor und die Musik des Dreiers scheint von einer kraftstrotzenden Maschine angetrieben zu werden. Die Achterbahn der Emotionen kennt kein Pardon ... alles ist aufwühlend und muss entsprechend entfesselt an den Kunden gebracht werden.
Mad Penguins sind definitiv Vertreter der härteren Gangart des Stoner Rock. Kompromisse werden woanders gemacht. Die Politik der Band hat nur ein Gleis. Da gibt es keine Diskussionen. Trotzdem gelingt es dem Trio irgendwie Abwechslung in die Genre-Meißelei zu bringen. In weiter Ferne, dort, wo der Horizont seine Heimat hat, regiert hier und da - wie lodernde Blitzlichter - Ableger des Blues Rock.
Die drei Musiker versetzen ihre massive Mischung immer wieder mit Breaks und Wechseln im Tempo. Die Frage nach einer Ballade stellt man hier am falschen Ort und zum falschen Zeitpunkt. Fehlanzeige. Gemessen an dem grundlegend-gehärteten Kraftpaket werden die Mad Penguins zeitweise fast schon lieblich-melodisch. Dann darf es auch ein Happen Rock'n'Roll sein.
Aber der Hörer sei gewarnt. Die Beilagen anderer Genres sind schnell geschluckt und als Sänger kann Guiseppe Lordini Ambolino seine Gefühle auch in extremer Weise zum Ausdruck bringen. Der Grat zwischen singen und schreien ist bei ihm sehr schmal. Irgendwann brauchen diese Stimmbänder doch eine Erholung und auf der Suche danach wird man schon relativ früh im Instrumental "Akarus" und einige Nummern später bei "Moses" fündig.
Die Scheibe ist kein höllisch loderndes Inferno, aber man hört es schon ganz deutlich. Die Combo biegt kurz vorher ab. Die fast fünfundvierzig Minuten "El Capretto" (»a concept album with a crude and dark sound, based on the revival of the philosophical concept of "Übermensch"«) sollte man in einer relativen Entspanntheit angehen, denn Nebenwirkungen wie zum Zerreißen angespannte Nerven können auftauchen. Düster wird der Sound, wenn sich E-Gitarre sowie der Bass von Matteo Zampedri auf fast einer tiefen Ebene durch die Membrane bohren.
So manches Riffing lässt sich in der Musikgeschichte der Siebzigerjahre nieder. Man braucht zur Profilschärfung vielleicht den einen oder anderen Durchgang. Letztendlich erfindet der Dreier das wohlbekannte Genre-Rad nicht neu, kann ihm aber einige interessant gedengelte Speichen eigener Prägung hinzufügen. Die Komposition "Rain, Fog And Cold On Monday" ist vom Titel her völlig irreführend. Bei dieser Nummer qualmt es förmlich aus dem Playerschacht.
Da kommt schon eine mächtige Herde Büffel auf den Hörer zugaloppiert. Allerdings verstehen es die Mad Penguins auf geschickte Art und Weise, ihr konzeptionelles Geflecht aus eisernen T-Trägern der Härte immer wieder aufzulockern. Da darf auch schon mal gegroovt werden. Klasse, Davide Portesani! Die Produktion haben die drei Musiker selbst in die Hand genommen und hinterließen dem Hörer ein feines Studio-Feeling, was zumindest in den ruhigeren Phasen fassbar ist.
Wer auf harten Stoner Rock steht, wird an der Ausgelassenheit der Mad Penguins seine wahre Freude haben.
Line-up:
Guiseppe Lodrini Ambolino (guitar, vocals)
Matteo Zampedri (bass)
Davide Portesani (drums)
Tracklist
01:Dragons United (4:59)
02:Finger Is My Name (2:48)
03:Akarus (4:25)
04:Trunk (4:48)
05:El Gordo (5:12)
06:Granpa Lives (3:44)
07:Transreptile (5:41)
08:Rat (4:01)
09:Moses (3:50)
10:Rain, Fog And Cold On Monday (5:01)
(all songs written and arragned by Mad Penguins)
Externe Links: