Magellan / Symphony For A Misanthrope
Symphony For A Misanthrope
Trent und Wayne Gardner firmieren bekanntlich als Magellan und nennen ihr sechstes Album unter diesem Namen kurz und schmerzlos: "Symphony For A Misanthrope".
Ob die Brüder Zyniker sind? Wer weiß!
Sind sie gar selbst Misanthropen? Nun, den Texten auf ihrer neuen Scheibe nach zu urteilen haben sie doch den einen oder anderen Kritikpunkt am Schalten und Walten ihrer Sapiensgenossen.
Verdammt gute Musiker sind sie jedoch ganz sicher. "Symphony For A Misanthrop" strotzt nur so von guten kompositorischen Einfällen, progressiven Arrangements und deren würdige handwerkliche Umsetzung. Es wird gebreakt, es wird gerifft, es wird gesolit, es wird gespielt und es wird gesungen. Das gesamte dunkle Spektrum menschlicher Gefühle wird in Tönen und Sounds ausgedrückt: insbesondere aber Wut, Trauer, ein bisschen Angst, vielleicht sogar ein klein wenig Resignation
Die "Symphony For A Misanthorpe" beginnt mit der kleinen Sinfonie "Symphonette".
Sie ist dramatisch und drängend ausgefallen. Die Keyboards führen durch das vertrackte Stück. Es macht verdammt Spaß, mal wieder bewusst gemacht zu bekommen, was mit den elektronischen Instrumenten so alles möglich ist. Als Gast- Synphonettiker sind übrigens Steve Walsh und Dave Manion mit im Orchestergraben.
Noch dramatischer und dichter beginnt "Why Water Weeds". Die Spannung entlädt sich spontan in einem klassischen und brachialen Progressive-Riff. So richtig schlechte Laune kommt dann schon alleine durch die folgende Textzeile auf:
"At the end of the world, the big man came
"you promised last time you wouldn't make it rain"
so he picked up the earth like a basketball
and threw it into hell just to watch it fall..."

"Why Water Weeds" ist trotzdem eine überzeugende Prog-Nummer. Die nicht immer völlig überzeugenden Vocals der Gardners werden in den Strophen optimal unterlegt durch irisierende Keyboards- und Gitarrensoli.
Fast schon sentimental ist "Wisdom". Die Akustikgitarre begleitet den Leadgesang stimmungsvoll. Die Key-Teppiche besorgen dann den Rest.
Der Anfang von "Cranium Reef Suite" ist seicht wie eine Pop-Rock Nummer. Doch schon bald bringt der rockige Riff die "Steine" in das Stück. Die Gardners lassen sich schon Zeit, um den Song zu entwickeln. Die haben sie auch, denn er ist mit 18:05 Minuten der Longplayer auf diesem Longplayer. Die "Cranium Reef Suite" lebt von ihrem Abwechslungsreichtum und von ihrem "Hintergrundrauschen". Es lohnt sich, auch mal auf Details zu achten.
Mit "Pianissimo Intermission" folgt das kürzeste Stück des Albums. In 2:08 Minuten bringt Stephen Imbler die Geschichte mit dem Piano auf den Punkt. Das kleine klassische Kabinettstückchen verschafft einem eine kurze Verschnaufpause, bis es vom härtesten Ding der Platte abgelöst wird.
"Doctor Concoctor" erntet mit einem aggressiven Metal-Riff Respekt. Besonders eindrucksvoll sind die beiden Abschwünge gleich zu Beginn des Riffgewitters. Weniger Eindruck macht dagegen der banale Keyboard-Support. Diese zwei Grundakkorde, die den Riff aufpeppen sollen, sind schon 1000 mal gehört worden, sogar in Filmmusiken.
Den Höhepunkt von "Symphony For A Misanthrope" stellt "Every Bullet Needs Blood" dar. Der Song ist eine grundehrliche Progressive Rock-Komposition. Joe Franco trommelt akzentuierte Beats herunter. Die Breaks erscheinen wie aus einem Guss, soll heißen, sie sind von der Songstruktur erzwungen. Die Gesangslinien werten alles noch auf. Die Platte bekommt mit diesem Song einen würdigen Abschluss.
Insgesamt gesehen machen Magellan einen weiteren Schritt nach vorn.
Für Misanprogen ist das Album vielleicht weniger geeignet. Aber Freunde progressiver Klänge werden voll bedient, seien sie nun Misanthropen, Philanthropen, Philosophen oder Philologen.
7 Points auf der Wahnwirtz-Skala für die Gardners.


Spielzeit: 46:59, Medium: CD, InsideOut Music, 2005
1:Symphonette, 2:Why Water Weeds?, 3:Wisdom, 4:Cranium Reef Suite, 5:Pianissimo Intermission, 6:Doctor Concoctor, 7:Every Bullet Needs Blood
Olli "Wahn" Wirtz, 14.04.2005