Magician / Tales Of The Magician
Tales Of The Magician Spielzeit: 55:59
Medium: CD
Label: Dockyard 1, 2008
Stil: Heavy Metal

Review vom 26.09.2008


Boris Theobald
»Metal / Metal / Metal«, steht in der Kopfzeile des Internet-Browsers auf der MySpace-Seite, wo sich eine Band auf drei Stilrichtungen festlegen kann. Grund genug, den faszinierenden Genre-Mix der Süd-Brasilianer aus Porto Alegre einmal genauer unter die Lupe zu nehmen! Magician treten musikalisch im Wesentlichen in die Fußstapfen traditioneller tempo-affiner Metall-Schmieden wie Helloween oder Angra. Und letzteren, also ihren Landsleute, haben sie es ja zu verdanken, dass die brasilianischen Metalfans mit guter Qualität verwöhnt sind. Kein Problem für die Magier vom Südzipfel - sie werden den Ansprüchen ganz locker gerecht mit einem Debütalbum, das sich problemlos weltweit exportieren lassen sollte.
Wir haben es nämlich mit ausgesprochen begabten Musikern zu tun! Sänger Dan Rubin hat so gut wie keine Akzent-Probleme, klingt artverwandt mit Sammet, Kiske und Ex-Angra-Kollege Andre Matos (brasilianische Schule?) und hört sich in allen Tonlagen prima an, ob kehlig true-metallisch in mittleren Lagen oder melodisch in luftigen Höhen zwitschernd. Basser Elizandro Max und Drummer Zé Bocchi liefern ein technisch versiertes, druckvolles Fundament und können eigene Akzente setzen - Max kriegt den ein oder anderen Solo-Spot und lässt die 'Spinne' über den Sechssaiter krabbeln; Zé Bocchi erinnert mit wohliger Abwechslung an sein selbst ernanntes Vorbild Jason Rullo von Symphony X.
Und "O Baterista" mit dem Namen eines Zuckerhut-Kickers ist längst nicht die einzige Verbindung ins Prog-Lager! Die beiden Gitarristen Renato Osorio (ich muss immerzu an lateinamerikanische Fußballkünstler denken...) und Cristiano Schmitt (jetzt nicht mehr) liefern ein ums andere Mal filigrane Rhythmusarbeit zum Zungeschnalzen, verziert mit halsbrecherischen Läufen, tausendstelsekunden-genauen Staccato-Riffs und den dazugehörigen Präzisions-Breaks. So manches Mal könnte Michael Romeo auf The Divine Wings Of Tragedy dafür Pate gestanden haben...
Klanglich und stilistisch irgendwo zwischen Romeo und Malmsteen bewegen sich auch die im positivsten Sinne ausufernden Frickel-Exzesse und Solo-Duelle der beiden, teils mit deutlichen Barock-Anleihen. Passend zur durchgehenden Story über den Zauberer Zhaldor, der sein Land vom Terror aus der Unterwelt befreien will, hat die Magier-Mucke außer Prog-Einflüssen und an
Primal Fear erinnernde Power-Präsenz auch viel vom episch-mystischen Stile Blind Guardians.
Anspieltipps sind das proggige "Prime Evil", die in Richtung Hammerfall gehende Pracht-Hymne "Sandstorm", das Angra-lastige, zwischen Akustik-Passagen und rohen Power-Riffs hin- und her rangierende "Minstrel's Domain" und das zur Abwechslung im Mid-Tempo gehaltende Bombast-Finale "Let The Harmony Endure".
Auch wenn ansonsten nicht jede Nummer vom Songwriting her ein echter Klopper ist ("Siege Of Zeldian" klingt z.B. wie 'ne Avantasia-Zweitverwertung) - einen Griff ins Klo gibt es nicht, und technisch ist alles astrein. Die des öfteren ausgepackten Bombast-Streicher klingen etwas synthetisch, das darf beim nächsten Mal besser werden. Ansonsten ist der Sound sehr amtlich! Insgesamt gibt's eine sehr rosige Zukunftsprognose und 7,5 von 10 RockTimes-Uhren für ein gelungenes Erstlingswerk.
Line-up:
Dan Rubin (vocals)
Renato Osorio (guitar)
Cristiano Schmitt (guitar)
Elizandro Max (bass)
Zé Bocchi (drums)
Tracklist
01:Tale I - Intro: Let The Spell Begin
02:Tale II - Prime Evil
03:Tale III - Underworld Terror
04:Tale IV - Sandstorm
05:Tale V - Terminal Day
06:Tale VI - Dark Ritual (Hear Your Master's Call)
07:Tale VII - Minstrel's Domain
08:Tale VIII - Siege Of Zelgian
09:Tale IX - Crossing The Last Gate
10:Tale X - Let The Harmony Endure
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