Mandrake Project / Transitions
Transitions Spielzeit: 51:11
Medium: CD
Label: Glassville Records, 2011
Stil: Progressive Pop

Review vom 06.09.2011


Steve Braun
Schubladen werden von uns Schreibern oft benutzt - nicht, weil wir dies unbedingt gerne täten, sondern weil es dem Leser hilft, eine ihm unbekannte Band einzuordnen. Das Mandrake Project dürfte mit ziemlicher Sicherheit den wenigsten unserer interessierten Leser begegnet sein, obwohl "Transitions" bereits das dritte Album der achtköpfigen Formation von der US-amerikanischen Ostküste ist. Eine Kategorisierung fällt mir persönlich unglaublich schwer - zu ungewöhnlich sind die Töne.
Angekündigt wird das Album als 'Progressive Rock', mit 'Rock' haben die dreizehn Songs allerdings recht wenig zu tun - künstlerisch wertvoll sind sie allemal. Bei einem 'Blindflug' könnte man ganz spontan darauf tippen, dass es sich bei "Transitions" um den Soundtrack zu einem, mit einem Grimme-Preis dekorierten Film handeln könnte. Beim Hören entstehen Bilder im Kopf - warme, harmonische Bilder mit melancholischen, oft auch zuckersüßen Tönen unterlegt... Lasst mich also die Schublade zum Mandrake Project mit 'Progressive Pop' oder meinetwegen auch 'Art Pop' beschriften.
Offenbar scheint ja Porcupine Trees Mastermind Steven Wilson ein großer Fan der Band zu sein - zumindest kam der Plattenvertrag für "Transitions" mit Glassville Records auf seine Empfehlung zustande. Der 'Stachelschweinbaum' stand aber ziemlich offensichtlich nicht für das Mandrake Project Pate - eher schon 10 CC oder das Alan Parsons Project. Beide Formationen wussten bekanntlich in den Siebzigern mit progressiven Pop-Perlen zu glänzen. Gelegentlich blitzen auch die Geniestreiche eines David Bowie auf. Wobei man allerdings nicht übersehen darf, dass die Mixtur des Mandrake Projects, allein schon wegen der Omnipräsenz von Rick Nelsons Streichinstrumenten, die durch Overdubs zu orchestraler, fast im Stil klassischer Musik arrangierter Begleitung 'aufgepumpt' wurden, als eigenständig betrachtet werden darf.
Drei musikalische Höhepunkte verbinde ich mit "Transitions": Zunächst einmal "The Old Is New", das Einflüsse von Pink Floyd - und das nicht nur wegen der kurz eingespielten Alltagsgeräusche - sowie den Beatles verbindet. Das direkt im Anschluss folgende "Diabolique" speist sich aus folkloristischen, slawischen Stilelementen und orientalischen Klängen - eine wunderbar bizarre Mixtur. Auch "Wide Open", das man noch am ehesten mit 'Rock' in Verbindung bringen kann, gehört zu meinen Anspieltipps.
Trotzdem liegt die Schwäche von "Transitions" in den etwas zu gleichförmigen Arrangements. Den Songs geht jegliche eingängige Struktur ab - so wird das Mandrake Project wohl kaum zu Airplay kommen, von Charts-Erfolgen mal ganz zu schweigen. Aber dahingehend scheinen ohnehin keinerlei Ambitionen bei den acht Amis vorhanden zu sein.
Die eindeutige Stärke liegt dagegen im 'Kopfkino', das sich beim Hören von "Transitions" entwickeln kann. Einem breiten Fluss gleich entführt es - vor allem bei den instrumentalen Stücken - in vielschichtig verträumte, harmonische und manchmal auch melancholische Landschaften. Wer ungewöhnliche Klänge bevorzugt, sollte sich mit dieser Musik auf die Reise begeben...
Line-up:
John Schisler (vocals)
Kirk Salopek (electric and acoustic guitars)
Ryan Meals (guitar, pedal steel)
Rick Nelson (violin, viola, cello, bass, Fender Rhodes)
Dennis Karl (piano, organ, Fender Rhodes)
Anthony Pecora (bass)
David Chapman Jamison (drums, percussion, Moog)
Ben Zerbe (mallets, percussion)
Tracklist
01:Transitions
02:We Are You
03:In Love
04:Black Bag
05:Dry In The Quarter
06:Temptress
07:The Old Is New
08:Diabolique
09:Wide Open
10:Given Away
11:Sang För Min Fru
12:Providence
13:Rain
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