Manraze / PunkFunkRootsRock
PunkFunkRootsRock Spielzeit: 43:09
Medium: CD
Label: Ear Music (Edel Records), 2011
Stil: Rock

Review vom 17.08.2011


Markus Kerren
Bevor der Gitarrist Phil Collen im Jahr 1987 bei Def Leppard einstieg und sich seither durch den Mega-Erfolg des Albums "Hysteria" nie wieder Gedanken um rote Zahlen auf seinem Bankkonto zu machen braucht, spielte er in einer Band mit dem Namen Girl. Am Langholz war bei dieser Truppe ein Mann namens Simon Laffy beschäftigt und auch nach Collens Ausstieg riss die Freundschaft bzw. der Kontakt zwischen den beiden Musikern nie ab. 2004 beschlossen die beiden, den ehemaligen Sex Pistols-Drummer Paul Cook mit an Bord zu holen und die Band Manraze zu gründen. Das Debüt "Surreal" wurde 2007 auf die zahlende Kundschaft losgelassen.
Seit Ende Juli steht nun der Nachfolger, das hier vorliegende "PunkFunkRootsRock" in den Regalen der Plattenläden. Und die Scheibe ist, wie es der Titel bereits anzudeuten vermag, sehr abwechslungsreich ausgefallen. Die insgesamt zwölf Tracks beinhalten straighten Rock, eine Prise Pop sowie Ausflüge in Richtung Soul und Reggae. Bereits nach wenigen Songs wird man von dem angenehmen Gefühl getragen, es hier mit absoluten Vollprofis zu tun zu haben, deren Ecken und Kanten glücklicherweise nicht in den dunklen, tiefen Gängen der Vergangenheit verloren gegangen sind.
Bereits das erste fette Gitarrenriff von "Over My Dead Body" sorgt für einen 'Aha-Effekt'. Ein powervoller Rocker, bestimmt von Collens Sechssaiter, ein Paul Cook, der nichts von seinem kraftvollen Spiel verlernt hat, ein pumpender Bass-Groove und ein Killer-Solo sind die Zutaten für die großartige Album-Eröffnung. Auch sehr stark kommt der raue, mächtige Gesang des Gitarristen, der ebenfalls auf ganzer Länge überzeugt. Zumindest ein bisschen, wenn auch nicht viel, durchschnaufen kann man beim Folge-Song "I C U In Everything". Es wird allerdings nicht tiefer als in den dritten Gang runtergeschaltet und beim Refrain erkennt man die gute Schule der Def Leppard-Hooklines.
Mit "Closer To Me" überrascht eine lupenreine (englische) Reggae-Nummer im Stil von The Police (abzüglich des Gesangs). Spätestens hier macht einem die Scheibe einen Riesen-Spaß. Außer einem wurden sämtliche Tracks von dem Trio gemeinsam geschrieben. Bei dem Cover handelt es sich um Jimi Hendrix' "Fire", dessen direkter Vergleich mit dem Original hinken würde, weshalb ich mir ihn erspare. Aber auch die Manraze-Version verfügt über reichlich Feuer, wobei als Minuspunkt die ziemlich lahmen Background Vocals angeführt werden müssen.
Melodischer Hardrock der gehobenen Art ist "Get Action", das sowohl über richtig Power wie auch über einen sehr eingängigen Refrain verfügt. "Bittersweet" kann den hochgesetzten Standard nicht halten, da es etwas langatmig wirkt und nicht über die Ideen-Vielfalt der restlichen Stücke verfügt. Durch klasse Gitarrenarbeit ist dagegen "Dreamland" in der Lage, zu überzeugen. Bei "All I Wana Do" erinnert Collens Gitarre einmal mehr angenehm an Hendrix, während die Nummer an sich über ein lockeres Pop-Feeling verfügt.
Das Gaspedal wird bei "I, Superbiker" dann noch einmal ganz heftig durchgetreten und hier ist die Band ziemlich nahe am Psychedelic Rock. Stark! "Edge Of The World" ist noch mal ein kleiner Durchhänger und mit dem rausschmeißenden Instrumental "Dogbite (Instrumental)" verabschieden sich die drei Engländer mit funkigen Grooves, die von Samples und einer fetten Rock-Gitarre abgelöst werden, wobei die genannten Stilistiken in einer glücklichen Dreier-Beziehung leben.
Insgesamt gesehen ist "PunkFunkRootsRock" ein absoluter Gewinner und kann bedenkenlos empfohlen werden. Soweit wie das Promo-Blatt, dass die Scheibe alle Elemente der Sex Pistols, Girl und Def Leppard vereinigt, würde ich zwar nicht gehen, aber nichtsdestotrotz wird hier ganz starkes und abwechslungsreiches Song-Material geboten. Vielleicht schaffen es die drei Briten ja auch mal auf die deutschen Bühnen. Wünschenswert wäre es!
Line-up:
Phil Collen (guitars, lead vocals)
Simon Laffy (bass, background vocals)
Paul Cook (drums, background vocals)

Mit:
CJ Vanston (keyboards - #3)
Hollie Cook (background vocals - #4)
The West Heath Happy Clappers (handclapping - #1)
The Movers & The Shakers (percussion - #3,12)
Tracklist
01:Over My Dead Body
02:I C U In Everything
03:All I Wanna Do
04:Closer To Me
05:Lies
06:Get Action
07:Edge Of The World
08:Dreamland
09:Fire
10:I, Superbiker
11:Bittersweet
12:Dogbite (Instrumental)
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