Als die Brüder Tobias und Daniel Galmarini vor rund 15 Jahren auszogen, die Welt des progressiven Power Metal das Fürchten zu lehren, war ihnen vielleicht noch nicht klar, dass sie irgendwann einmal eine Scheibe auf den Markt bringen würden, der Vergleiche zu internationalen Größen gut zu Gesicht stehen sollten. Die Rede ist von Mercury Falling und ihrem vierten Studiowerk (das erste Demo von 1998 mit eingerechnet) "Into The Void", und genau da stößt dieses Album nicht hin, in die Leere. Andererseits, wenn man diese Metapher mal weiterspinnt, füllen sie mit ihrer Musik eine Lücke auf dem deutschen Markt, wie wir es nicht so häufig erleben. Da denkst du doch, ein paar Jungs aus der Rhön könnten so etwas nicht fertigbringen - können sie doch, und wie.
Eine gute Stunde kurzweiligen Power Metals (um die Typisierung hier mal zu vereinfachen) haut dem Hörer voll eins auf die Ohren. Aber nicht, dass man der falschen Annahme erliegt, hier handelt es sich um Hochgeschwindigkeitsorgien. Das Tempo der meisten der elf Tracks ist recht moderat und dennoch von einer wahnsinnigen Energie gekennzeichnet. Der Sound ist brillant und für die Produktion griff man auf die Hilfe einiger Spezialisten zurück. Jens Ludwig, seines Zeichen ja selbst Gitarrist, zeichnet für die Aufnahmen von den Saiteninstrumenten und den Drums verantwortlich, während der Klampfenmeister von Iron Savior und Savage Circus Piet Sielck den Hut für den Gesang und das Mischen aufhatte. Beide habe zudem Gastrollen übernommen, ebenso wie Oliver Palotei, Gitarrist bzw. Keyboarder von Doro und Kamelot.
Mag man vielleicht die Metal-Ikonen wie Maiden oder Metallica aus einigen Grundstrukturen von Mercury Fallings Musik heraushören (aber, bei wem ist das den heute nicht der Fall?), so sind ihre musikalischen Idole doch eher woanders zu suchen. Lässt man die Scheibe mal auf sich wirken, kommt man eher zu dem Schluss, dass hier nordische Düstermänner à la Evergrey auf die Kollegen von Symphony X und Dream Theater treffen. Der kurze Opener "Days Of Redemption" haut direkt bedrohlich rein, nicht auf die Zwölf, sondern die Register werden im Intro eher klassisch orchestral gezogen, bevor uns dann das Riff von "Into The Void" aus den Träumen reißt. Hier und bei den folgenden Songs präsentieren sich uns fantastische Keyboards, die einen spannungsreichen Soundteppich kreieren, ständig im Wechselspiel mit Tobias G. und seiner Gitarre stehen (z. B. "Stranger In Us All"), dazu eine massige Rhythmusabteilung mit viel Double Bass. All das wird von der leicht angerauten und dennoch variablen Stimme Michael Pabsts durchdrungen und schafft eine Atmosphäre, die von besagte Düsterheit und Bedrohung gezeichnet ist. Anspieltipp hierzu ist unbedingt "In Dark Waters".
Ab und zu schraubt das Quintett auch mal ein wenig am Tempo und legt ein Pfund drauf. "Queen Of Pain" ist da so ein recht feines Power Metal-Stück, unterlagert von symphonisch anmutendem Keyboard-Werk und Gitarre, immer wieder Gitarrre, schön melodisch - klasse Passagen! So, und jetzt könnt Ihr mich steinigen, aber ich höre (subjektiv, alles nur subjektiv) hier und an ein paar anderen Stellen einen gewissen Tastenmann von einer ganz anderen Truppe durchschimmern - aber bei dessen Lebenswerk ist es wahrscheinlich auch unumgänglich, immer wieder mal Parallelen zu entdecken. Und beim Intro von ""When Worlds Collide" muss ich unweigerlich an Ian Gillans"No More Cane On The Brazos" denken, aber das bin nur ich…
Fazit? Ich habe mir das Ding sofort auf die Festplatte für's Auto gezogen. Das ist eine ganz saubere Arbeit, die die fünf Herren aus Fulda da abgeliefert haben. Was ich früher schon von ihnen kannte, hat sich in "Into The Void" absolut manifestiert. Feines Scheibchen, das in keinem Regal fehlen sollte.
Line-up:
Michael Pabst (vocals)
Tobias Galmarini (guitar)
Daniel Galmarini (keyboards)
Paul Viertel (bass)
Maicel Panitz (drums)
Tracklist |
01:Days Of Redemption
02:Into The Void
03:Stranger In Us All
04:Book Of Hate
05:In Dark Waters
06:Us
07:Queen Of Pain
08:Wash Away My Sins
09:When Worlds Collide
10:Revolution
11:Long Way Out Of Hell
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