Metal Church / A Light In The Dark
A Light In The dark
Metal Church sind für mich der beste Beweis dafür, dass das Musikgeschäft mitunter verdammt ungerecht sein kann. Nachdem ihr selbst betiteltes Debütalbum, das für mich ebenso wie der Nachfolger "The Dark" zu den besten Metal Scheiben aller Zeiten gehört, 1984 weltweit einschlug wie eine Bombe, wurde die Band ausgerechnet von dem Industriegiganten 'Elektra', der sie zuvor abwies, bei ihrem Label 'Ground Zero Records' abgeworben. Eigentlich hätte ihnen nun eine große Zukunft bevorstehen müssen, aber wie das Leben so spielt, kam alles anders. Obwohl die aus Seattle stammende Formation im Laufe ihrer Karriere sieben großartige Alben veröffentlichte, von denen einige zu recht als Klassiker gelten, blieb ihnen der verdiente Weltruhm leider verwehrt. Andere Truppen, denen Metal Church in jeder Hinsicht haushoch überlegen waren und noch immer sind, scheffeln heutzutage ihre Millionen und stapeln Platin-Scheiben. Ob es nun an den zahlreichen Schicksalsschlägen wie Line Up-Wechseln, schweren Krankheiten und Drogensucht einiger Musiker, der zwischenzeitlichen Bandauflösung oder einfach an der Unfähigkeit ihrer Plattenfirmen und Manager lag, bleibt nur zu spekulieren. An einer Sache kann es definitiv nicht gelegen haben: an der einzigartigen Musik von Metal Church.
Und an der hat sich auch auf Album Nummer acht nichts geändert. Grund dafür dürfte vor allem das saustarke neue Line Up sein, das sich Bandgründer und Hauptsongschreiber Kurt Vanderhoof nach der ersten gescheiterten Reunion von 1999 für das zweite Comeback vor zwei Jahren neben Original Drummer Kirk Arrington in die Band holte, und mit dem er das grandiose "Weight Of The World" Album einspielte. Nur leider musste Arrington inzwischen seinen Platz hinter der Schießbude aus gesundheitlichen Gründen (Diabetes) für den Ex Savatage/Chris Caffery-Drummer Jeff Plate räumen, der ihn aber mehr als würdig vertritt.
Mit der neuen Scheibe "A Light In The Dark" konnten sich Metal Church meiner Ansicht nach im Vergleich zum Vorgänger noch ein wenig steigern, denn ich finde, die Kompositionen wirken noch um einiges griffiger und eingängiger, und auch die Produktion ist wesentlich druckvoller ausgefallen. Zu Kurt Vanderhoofs typischen Hammerriffs hat Ex Rottweiler Sänger Ronny Munroe einige Gesangslinien aus dem Hut gezaubert, die den Großteil seiner Konkurrenz blass aussehen lassen. Dieser Mann vereinigt alle Stärken seiner beiden Vorgänger David Wayne (R.I.P.) und Mike Howe und bewahrt sich trotzdem seine eigene Identität. Hört Euch nur einmal Stücke wie den flotten Nackenbrecher "Mirror Of Lies", den Uptempo Rocker "Pill For The Kill" oder das geile "Beyond All Reason" an. Besser kann man Härte und Melodie kaum miteinander verbinden.
Selbst übertroffen hat sich die Band allerdings mit "Temples Of The Sea". Erst sehr balladesk beginnend, entwickelt sich die Nummer über die folgenden zehn Minuten zu einem sehr stimmungsvollen Epos. Auch hier muss ein weiteres Mal die tolle Stimme von Ronny Munroe hervorgehoben werden, ebenso wie die großartige Gitarrenarbeit von Kurt Vanderhoof und dem von der US Metal Legende Malice stammenden Jay Reynolds. Wie bereits erwähnt: ein saustarkes Line Up.
Zudem wurde zum Gedenken an den im letzten Jahr verstorbenen ersten Metal Church Sänger David Wayne, das göttliche "Watch The Children Pray" vom Klassiker "The Dark" noch einmal eingespielt. Selbstverständlich reicht die neue Fassung nicht ganz an das Original heran (wäre ja auch unmöglich), sollte aber als rührende Geste der Musiker verstanden werden, diesen großartigen Sänger zu ehren.
Mit "A Light In The Dark" haben Metal Church wieder ein Album herausgehauen, das meiner Vorfreude und meinen großen Erwartungen voll und ganz gerecht wird. Hier liegt ein Stück amerikanischer Power Metal aus dem Lehrbuch vor, von dem sich so manch andere Band (wie schon in den letzten zweiundzwanzig Jahren) eine gewaltige Scheibe abschneiden könnte.
Es ist wirklich eine Schande, dass diese Band noch immer nicht dort ist, wo sie eigentlich seit langem hingehört: an die Spitze.


Spielzeit: 60:33 Min., Medium: CD, SPV Records, 2006, Power Metal
1:A Light In The Dark 2:Beyond All Reason 3:Mirror Of Lies 4:Disapper 5:The Believer 6:Temples Of The Sea 7:Pill For The Kill 8:Son Of The Son 9:More Than Your Master 10:Blinded By Life 11:Watch The Children Pray 2006 (For David Wayne)
Stefan Gebauer,13.06.2006