Meyers Nachtcafe / 22.02.2013, Coffeehouse, Kleve
Klever Jazzfreunde e.V. Meyers Nachtcafe
Coffee House, Kleve
22. Februar 2013
Stil: Jazz, Funk
Konzertbericht


Artikel vom 28.02.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Meyers NachtcafeMeyers Nachtcafe ist ein Projekt des Trompeters Christian Meyers. In Frankfurt am Main studierte er klassische Trompete und in Den Haag Jazztrompete bei Ack van Rooyen
(United Jazz + Rock Ensemble). Sein Instrument unterrichtet er an der Musikhochschule Stuttgart. Zu seinen Referenzen gehören unter anderem: HR Big Band, RIAS Big Band, WDR Big Band, Bobby Burgess Big Band Explosion, Lilly Thornton Quintett oder Stuttgart Jazz Orchestra. Unter dem Namen Meyers Nachtcafe wurde das Album "Here And There" veröffentlicht. Als Christian Meyers Quintet gibt es den Tonträger "East Autumn" und momentane Zukunftsmusik ist "Walk Into Springtime". Gitarrist Rüdiger Nass ist Mitglied in der Nils Gessinger Band und er tourte bereits mit Nina Hagen, Blixa Bargeld (Einstürzende Neubauten) oder Katharina Talbach. Er konnte wegen der Grippewelle leider in Kleve nicht spielen. Für ihn fand der Bandleader mit Stefan Pfeiffer (Saxofon) einen anderen Mitwirkenden.Meyers Nachtcafe Er kann auf Produktionen und Konzerte unter anderem mit Michael Brecker, George Duke, Peter Erskine, Milt Jackson, Quincy Jones, Vince Mendoza, Bob Mintzer, Lalo Schifrin oder Toots Tielemanns verweisen. Martin Johnson, der Mann am Fender Rhodes, absolvierte Konzerte mit Badesalz, Thomas D, Boogaloo beziehungsweise seiner eigenen Combo CommonSense und ist Produzent von Die Fantastischen Vier. Alex Uhl bringt man bei ganz unterschiedlichen Aktivitäten zusammen mit Eros Ramazotti, Chris de Burgh, The Coalminers' Beat, Supper's Ready, Anna Maria Kaufmann oder Kevin Tarte. Folgende Bands/Künstler stehen auf der Visitenkarte von dem in Chicago geborenen Schlagzeuger Eckhard Stromer: Peter Herbolzheimer, Roger Chapman, Geoff Whitehorn, Nils Gessinger, Ack van Rooyen, Ian Anderson, Paul Carrack, Jon Lord, Cécile Verny, Randy Brecker, Bobby Kimball, Heinz Rudolf Kunze, Scorpions und mehr.
Meyers NachtcafeVor der Bandankündigung machte der 1. Vorsitzende der Jazzfreunde Kleve e.V. Steven Decorte in seiner bekannt freundlichen Art alle Anwesenden darauf aufmerksam, während des Konzerts doch die Gespräche zu unterlassen oder leise zu sprechen. Eine deutliche Ansage und der erste Beifall des Abends gehörte ihm. Im Laufe des Gigs von Meyers Nachcafe wurde mit Applaus allerdings auch nicht gespart. Die Zuschauer wurden durch eine verführerische Mischung aus Jazz, Funk, Lounge sowie herrlichen Balladen verwöhnt. Der in Berlin wohnende Künstler outete sich als waschechter Niederrheiner, zumindest, was seinen Geburtsort Nieukerk (sprich: Neukerk) anging, das zur Gemeinde Kerken gehört und im Kreis Kleve liegt.
Meyers NachtcafeChristian Meyers verfügt über eine perfekt eingespielte Band und der für den Gitarristen Rüdiger Nass eingesprungene Saxofonist Stefan Pfeiffer hinterließ einen perfekten Eindruck, so als wäre er wie selbstverständlich immer schon Mitglied der Combo gewesen. Die Setlist bestand fast ausschließlich aus Eigenkompositionen des Bandleaders. Das Quintett entließ das Publikum in die erste Pause mit einer heiß-funkigen Version der von Roy Hargrove geschriebenen Nummer "Straßbourg/St.Denis". Gegen Ende des begeisternden Konzerts gab es noch eine Martin Johnson-Komposition zu hören. Der Funk in der jazzigen Auslage spielte eine nicht unerhebliche Rolle. Meyers Nachtcafe war ein Meister der Vielfalt. Man konnte sich an vielen verschiedenen Spielarten des Genres erfreuen und während des Auftritts war die Band gekonnt auch auf den rockigen Jazz-Pfanden unterwegs. Christian Meyers gab allen Musikern reichliche Freiräume für ihre Improvisationen. Die Palette reichte von schwebend-swingend, wie von den Schwingen eines Adlers getragen über bodenständig bis hin zu groovend. Beim Funk war nicht nur Alex Uhl öfter mit der geslappten Spielart des Tieftöners überzeugend.
Meyers NachtcafeMit einem differenzierten Spielverständnis konnte Meyers Nachtcafe ganz unterschiedliche Stimmungen kreieren. Die balladesken Momente waren einerseits die Fantasie der Zuhörer beflügelnde Traumreisen wie bei "Out Of The Darkness" oder hatten den Flair einer nächtlichen Großstadt, bei der das Licht der Straßenlaternen im feucht-nassen Asphalt reflektierte. Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass so manches Solo wegen der ausgesprochen großen Spielfreude länger ausfiel, als vielleicht erwartet. Nicht selten sah man dann bei den anderen Musikern den Ansatz zum Weiterspielen, aber zum Beispiel ein Martin Johnson oder Eckhard Stromer hatten da noch etwas mehr in der Hinterhand. Geschickt kombinierte der Schlagzeuger in seinen Alleingängen Jazz-Metrik mit Rock-Stimmungen. Hier und da setzte er zusätzliche Percussion wie zum Beispiel einen Schellenring ein.
Meyers NachtcafeWenn Christian Meyers von der Trompete zum Waldhorn wechselte konnte er das Publikum durch verträumte Melancholie begeistern und die Frage-Antwort-Phasen mit dem Saxofonisten Stefan Pfeiffer waren zur Freude der Anwesenden intensive Momente der musikalischen Konversation. Beeindruckend war auch deren gemeinsames Spiel, wenn es um die wunderschönen Themen der Songs ging. Da waren so viele verschiedene Situationen, in denen die Band für Gänsehaut sorgte. Neben Songs aus dem Album "East Autumn" gab man auch schon einige herrliche Nummern aus dem anstehenden Tonträger "Walk In Springtime". Bei den Kostproben wird der Jazz-Freund dieses Album schon mit Spannung erwarten.
Meyers NachtcafeEin Stück, das Christian Meyers für den Bassisten Alex Uhl ("Al' Eleven"/hoffentlich richtig geschrieben) komponierte, war eine Quelle des dynamischen Arrangements. Aus einem besinnlich-ruhigen Beginn entwickelte sich eine Nummer, die in der flirrenden Hitze der Mittagssonne über dem Saharasand endete. Highlight! Der Lounge-Jazz passte perfekt zur vorgerückten Stunde und oft servierte Martin Johnson dem begeisterten Publikum funkige Riffs auf seinem Fender Rhodes. Ein von Christian Meyers vor zwanzig Jahren geschriebenes Stück, dessen Titel er partout nicht preisgeben wollte, weil ihn zu viele Anwesende von früher kannten, war damals einer Freundin gewidmet. So wie das Lied klang, musste diese Frau einen herrlichen Namen und vor zwei Dekaden wunderschön ausgesehen haben.
Meyers NachtcafeBei dem vehementen Beifall nach dem letzten Song war eine Zugabe Pflicht und ganz zum Schluss gab es noch ein Schmankerl der besonderen Art. Alex Uhl sowie Christian Meyers entließen die Zuschauer in die kalte Nacht mit einem sehnsüchtigen Lullaby, bei dem man noch ausreichend Wärme tanken konnte. Von Beginn an spürte man, dass mit Meyers Nachtcafe eine Band auf der Coffee House-Bühne agierte, die für die Zuschauer spielte. In weit über zwei Stunden servierte die Gruppe ein in höchstem Maß abwechslungsreiches, mit sehr individueller Prägung versehenes, beeindruckendes Konzert.
Wir bedanken uns bei Steven Decorte von den Klever Jazzfreunden für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Christian Meyers (trumpet, flugelhorn)
Stefan Pfeiffer (alto saxophone)
Martin Johnson (Fender Rhodes)
Alex Uhl (bass)
Eckhard Stromer (drums, percussion)
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