Michael's Statement / Beauty Of Sadness
Beauty Of Sadness Spielzeit: 55:44
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Prog Rock

Review vom 06.11.2012


Joachim 'Joe' Brookes
"Beauty Of Sadness" ... welch ein schöner Albumtitel. Michael Vučkovac hat Songs geschrieben, bei denen er der Meinung war, dass sie nicht in den musikalischen Anzug der Band Night Patrol passen würden. So formierte er kurzerhand Michael's Statement. Die international besetzte Gruppe besteht unter anderem aus Art Lip (Vocals, Saxophone), Steven Mills (Vocals), den Gitarristen Peter Jonasson sowie Stefan Grob. Die dicken Saiten zupfen Dereck Higgins, Ray Kurtz und Dave Meros (Spock's Beard). Natürlich darf der Protagonist nicht unerwähnt bleiben, denn er spielt von Bass oder Gitarre über Mellotron bis hin zum Schlagzeug ziemlich viele Instrumente.
Beim Begutachten des musikalischen Inhalts von "Beauty Of Sadness" darf festgestellt werden, dass Michael Vučkovac bezüglich der Veröffentlichung eine richtige Entscheidung getroffen hat, denn die sechs Kompositionen sprengen auf ihre Art doch den Rahmen von Night Patrol.
Aus einer relativ kurzen, anfänglichen Stille schält sich ganz vorsichtig ein nebelverhangener Klang und dann wird es schrittweise dramatisch. Art Lip verfügt über eine gute Stimme. Sein Aushängeschild ist auch die Trompete. Die fast achteinhalb Minuten "Black Sea Indicent" sind zugleich heftige Kost aber auch Motivation. Man will wissen, was Michael's Statement noch so zu bieten hat. Mit Macht und flottem Tempo wird Prog im Rückspiegel betrachtet. Art Lips Trompete klingt sehr jazzig, erinnert mit einem gedämpften Ton an Miles Davis und gleich danach geht es ohne Probleme folkig weiter. Das in allen Tracks zum Zuge kommende Mellotron und die Keyboards geben sich ein Stelldichein und Art Lip scheut sich auch nicht, mittendrin eine geradezu klassische Trompeteneinlage abzuliefern. Man merkt schon zu Beginn, dass auf vorliegender Platte wohl verdammt viel los ist.
Mit seiner klassischen Auslage erinnert der Einstieg vom ersten Instrumental "Baba Fuma's Tale" an Emerson, Lake & Palmer. Durch Tabla und Sitar-ähnliche Klänge bekommt der Track dann eine orientalische Atmosphäre, die schließlich in eine Art Improvisation übergeht. Hier schwingen Ray Kurtz am bundlosen Bass und der spanische Saxofonist Valentin Alvarez das Zepter. In den über elf Minuten ist viel los. In dieser Nummer macht man auch einen Abstecher in leicht schwebende Stimmungen. Klasse ist Basser Kurtz! Auch hier darf das Mellotron nicht fehlen. Es steht in der Endphase für anmutige Klänge. Toll ist hier, wie man wie von Zauberhand geleitet, unterschiedliche Atmosphären schafft.
"Old Road Home" ... es wird balladesk! Wie Farbtupfer serviert uns Michael Vučkovac verträumte Pianosounds und Steve Mills hat den Vokalpart übernommen. Seine Stimme ist zwischen
David Bowie und Peter Gabriel einzuordnen. Zum Piano gesellen sich Streicher sowie die akustische Gitarre und dieser Ray Kurt zupft echt einen toll klingenden Tieftöner.
Stefan Grob von Night Patrol und der schwedische Gitarrist Peter Jonasson ergänzen sich prächtig. "Trees" glänzt zunächst durch vertrackte Rhythmik, die sich für einen kurzen Moment in ein herrlich luftiges Ambiente auflöst. Es fällt auf, dass man häufig von einer jazzigen Metrik Gebrauch macht. Sehr interessant!
Die Kompositionen (die Texte schrieben Steve Mills sowie Art Lip) des Protagonisten verdeutlichen schon die 'Schönheit von Traurigkeit'. Der letzte Track "Enter Sadness" ist das opulente, orchestrale Überding der Scheibe, nicht nur wegen einer gigantischen Spielzeit von fast achtzehn Minuten. Die Band schaltet nur phasenweise auf Entspannung um. In diesem Stück versammelt man Jazz, Rock, Prog, Experimentelles und Avantgarde. Schonkost verschreibt vielleicht der Arzt, aber Michael Vučkovac & Co. sorgen hier für Musik, die sich der Hörer echt erarbeiten muss. Man stellt sich vorurteilsfrei dieser Aufgabe und befindet sich nach den letzten Tönen in einer Art Glückszustand.
Den Namen Michael's Statement muss man sich unbedingt merken. "Beauty Of Sadness" ist ungewöhnlich außergewöhnlich. Das Opus am Schluss ist das Highlight der Platte, weil Michael Vučkovac hier Stile ohne Punkt und Komma mischt. Man mag fast schon von einer eigenen Michael's Statement-Symbiose sprechen. Der in Pforzheim geborene Musiker setzt Maßstäbe außerhalb jeder Konformität.
Line-up:
Michael Vučkovac (guitar, acoustic guitar, mandolin, keyboards, organ, piano, Mellotron, synth stick, synth bass, drums, tabals, percussion)
Art Lip (vocals, trumpet)
Steve Mills (vocals)
Peter Jonasson (guitar, acoustic guitar, mandolin)
Stefan Grob (guitars)
Guido Cataldo (keyboards)
Valentin Alvarez (saxophone, flute)
Paul Cecchetti (flute)
Dereck Higgins (bass)
Ray Kurtz (fretless bass)
Dave Meros (bass)
Tracklist
01:Black Sea Incident (8:26)
02:Baba Fuma's Tale (11:42)
03:Old Road Home (4:47)
04:Trees (5:53)
05:Crystal Lake (7:36)
06:Enter Sadness (17:40)
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