Midnight / Sakada
Sakada
Lange war er 'untergetaucht' und nicht nur Fans der Prog-Metal Kapelle Crimson Glory fragten sich, wo er nun denn abgeblieben ist, dieser Sänger mit dem vielsagenden Namen Midnight.
Wo immer er war, was immer er tat - er ist wieder da mit seinem neuen Album "Sakada" und das wird die wartenden, alten Fans von damals sicher nicht begeistern. Das ist nicht Prog und auch nicht Metal, sondern geht in eine ganz andere Richtung.
"Incubus" kommt wohl noch am ehesten in eine Ecke, die in einem altmodischen Proghaus irgendwo im hintersten Winkel ihr staubiges Dasein fristet. Einer eigentlich interessant arrangierten Instrumentalisierung steht eine doch eher nervraubende Vokalartistik gegenüber.
Mit orientalischem, deshalb auch der Titelname "Berber Trails" dann die Folgenummer. Hier geht das Album langsam in eine entspanntere Atmosphäre über. 70er Dope-Schwaden in einem mit Matratzen ausgelegten, versifften Zimmer vorstellen und es passt. (Als Vier-Saiten Zupfer agiert hier übrigens Ex-Kollege Ben Jackson).
Jedenfalls bis "Little Mary Sunshine" abgetastet wird. Da ist sie wieder, diese leicht aggressiv machende Stimme. Blessed with the voice of an angel lese ich in seiner Bio und das läßt die aufkommende Aggressivität dann doch wieder verpuffen und einem breiten Grinsen Platz machen.
Ah da, ein Led Zeppelin Clone: "Miss Katie" läßt mich sofort die "Led Zeppelin IV aus dem Regal ziehen und "Battle of Evermore" anspielen.
Mit teuflischem Gelächter (von wegen Engel und so...) öffnet "War". Vokalübungen folgen, ein Ritt der Gitarre über fast stolpernde Rhythmen und diese Stimme wieder........
Gegen Ende des Tracks gibt es Soundcollagen. Ich sage nur Brainticket, 1971 und "Cottonwoodhill".
"Pain", nein ich rede nicht von einer Körperreaktion, sondern meine den nächsten Titel. Der allerdings läßt mich aufhorchen: Gitarre und Rhyhtmus driften ab ins Psychedelische und auch Midnight zeigt, dass es Spaß machen kann, seinen Stimmbandbewegungen zuzuhören. Irgendwo zwischen ganz harten, abgedrifteten Blue Rodeo -Reitern und ins Jahr 2005 gebeamten Quicksilver Messenger Service -Freaks, bewegt sich diese Nummer.
Der Titeltrack setzt dem Vorgänger noch einen Joint drauf und 'psychedelict' potentiert in meine Ohren. Besonders genregerecht hier die Flöte. Ruhig, ohne erkennbare Höhepunkte schraubt sich "Sakada" ins Hirn und gerade das macht die Genialität des Songs aus.
Das ist wie Tantra, denn auch dort will man nicht den allseits bekannten Höhepunkt, sondern strebt im Idealfall die energetische Ebene an.
Schön, dass es mit "Lost Boy" genau so weitergeht und der "Cat Song" bringt gar eine Prise Country-Psycho ins Spiel. Bestünde die komplette CD aus Nummern wie die letzten vier, dann wäre das eine Hammerscheibe (wenn man nicht gerade Crimson Glory Fan ist).
Wie auch immer, Teile dieses Rundlings werden oft laufen, sehr oft...........


Spielzeit: 48:59, Medium: CD, Black Lotus Records, 2005
1:Incubus 2:Berber Trails 3:Little Mary Sunshine 4:Miss Katie 5:War 6:Pain 7:Sakada 8:Lost Boy 9: Cat Song
Ulli Heiser, 02.06.2005