Mike & The Mellotones
Freudenburg, Ducsaal, 13.12.2003
Ducsaal
Holländer kommen mit Wohnwagen um unsere Autobahnen zu verstopfen.
Klischee? Ja, denn Holländer kommen mit Gitarren und Marshall Türmen. Zumindest, wenn es sich um Mike & The Mellotones handelt.
Mike & The Mellotones Für uns eine unbekannte Band, aber es waren wohl Fans im gut besuchten Ducsaal, denn Mike ging durch die Reihen und begrüßte bekannte Gesichter.
Samstag der Dreizehnte: an sich nichts Besonderes, denn als Unglücksduo gilt ja eher der Freitag und die Dreizehn. Aber bisschen hat der 13te dann wohl doch in den Samstag gewirkt, denn Sekunden nach Beginn der Show zerrte und brummte es gewaltig und Mike's Marshall AMP wurde als Verursacher auserkoren. Roadie und Techniker (bzw. Mädchen für alles) Rob Verbeck konnte einem fast leid tun an dem Abend. Schraubenzieher, Tape, Ersatzsaiten und andere Utensilien waren seine Begleiter, denn später gab es Probs mit den Drums und beim letzten Song des ersten Sets fiel auch noch der Bass aus.
Der Marshall-Verstärker war übrigens nicht defekt. Er ging auch nicht kaputt als Mike himself mit dem Schraubendreher im geöffneten Verstärker rumschraubte. Grund des Zerrens war eines dieser am Boden liegenden Effektgeräte, welches Mike dann per Tritt in eine Bühnenecke beförderte.
Nicht per Tritt, sondern per Gitarre holte Mike dann später auch noch eine der um den oberen Bühnerand aufgehängten Lampen runter. Der Lampenschirm zerschellte natürlich auf der Bühne und Scherbenteile ergossen sich in Rob's Bierglas. Als ob der arme Roadie nicht schon genug Ungemach an diesem Abend zu erleiden hätte.
Mike & The MellotonesDouble Leads und Power pur - so könnte man den Abend ganz schnell beschreiben. Mit "No Cavalry Behind" ging's los. Der Name des Songs war aber nicht Programm, denn die Kavallerie saß hinter Mike, heißt Rens 'El Lorenzo' Hardijzer und bediente die Schießbude.
Die Frontline bestand aus Mike 'The Kid' Donkers (Gitarre Nummer 1), 'Restless' Ruben Klabbers (Gitarre Nummer 2) und Mike 'The Trigger' Sedee am Bass.
Mike & The MellotonesMehr als einmal, aber ganz besonders beim ersten Song des zweiten Sets, "Tumbleweed", war es ein Genuss, die drei Gitarrenhälse nebeneinander in Formation zu sehen. Und erst das Hören: 'ne Mischung aus Stones meets Lynyrd Skynyrd, wobei Skynyrd dann gewannen, als die Double Leads loslegten.
Mike & The MellotonesDie Band kommt ja aus dem Blues-Genre, hat sich aber, so Mike, nun mehr in Richtung Rock orientiert und herausgekommen ist eine krachende Mischung aus Stevie Ray Vaughan und überhaupt so eine Art Texas-Blues mit 2 Leadgitarren.
Alte Songs, aber auch neues Material von der im Januar erscheinenden, fünften CD der Band begleiteten uns durch den Abend, welcher ein sehr lauter Abend war. Bisher durften unser Ohren die Konzertevents im Ducsaal in natürlicher Nacktheit erleben. Mike & The Mellotones ließen uns aber schnell ein Taschentuch zerreißen und Ohrstöpsel drehen. Die Band spielte brachial laut und außerdem grinste uns ein Marshall Turm bedrohlich aus 2 Meter Entfernung ins Gesicht.
Mike & The MellotonesWie gesagt, für uns war es eine neue Band, aber für die zahlreichen Fans, hier die Setlist:
Set 1:
"No Cavalry Behind"
"Not Fade Away"
"It's My Soul"
"Dead Man Walkin'"
"The One"
"Swamp Thing"
Mike & The Mellotones Set 2:
"Tumbleweed" "Wedding From Hell"
"Sen-sa-shun"
"Can't Won't Don't"
"No Sympathy"
"Muddy Waters"
"Song For A Friend"
"Not The Same"
Mike & The MellotonesEs gab viele Höhepunkte, zum Beispiel als Mike seine Gitarre "quälte". Sie wurde auf den Boden gestellt und von allen Seiten malträtiert, auf den Boden aufgeschlagen, hingeworfen, dran getreten, das volle Programm also. Oder als Ruben die Bühne verließ und sich einen Weg durch das Publikum bahnte. Gitarre spielend natürlich.
Krönung war aber die Zugabe "Anything At All". Die beiden Gitarristen Mike und Ruben kletterten auf zwei dieser kleinen, runden, einbeinigen Stehtische und lieferten sich über die Köpfe der Besucher hinweg Gitarrenduelle vom Feinsten. Besucher mussten die Tische krampfhaft festhalten während sich die Bedienung und auch wir Fotografen unter den Anschlusskabeln, die wie Stromleitungen vom Verstärker aus ins Publikum auf besagte Tische hingen, durchkämpften.
Mike & The MellotonesRens schnappte sich die Drumsticks und marschierte durchs Volk. Trotz seiner Größe sah man ihn nicht mehr, aber man hörte es kläppern, klicken und klappern: Er muss auf seinem Weg durch den Saal auf allem was sich Töne entlocken lässt, herumgeschlagen haben.
Mike & The MellotonesNach der Show leerte sich diesmal der Saal nur mäßig, denn es war eines dieser Abende unter dem Motto: Aktion live & lecker - 20 Jahre Ducsaal.
Damit setzt der Ducsaal wieder einen seiner besonderen Akzente. Wir erwähnten bereits, dass Speis und Trank hervorragend und preiswert sind. Aber diese Aktion setzt noch einen drauf. Die Bedienung verteilt kostenlose Leckereien in Form von Gebratenem, Käse, Grünzeug usw. und für eine Stunde gibt es alle Getränke zum halben Preis
Als ob das nicht schon genug wäre, wurden auch T-Shirts, CDs und Eintrittskarten verlost.
Mike & The MellotonesAllerdings konnten wir nur ein verbilligtes Bier trinken und auch von der Verlosung bekamen wir nichts mit. Machte aber gar nichts, denn es kam noch besser: Meine einfache Frage nach der Setlist brachte uns Backstage, wo wir der Band dann halfen, das bereitgestellte Bitburger Flaschenbier zu vernichten. Klappte auch, denn die Band holte dann frisches Fassbier zum weiteren Gespräch und Ölen der trockenen Kehlen.
Anmerkung Ilka: "Trotz dem Genuss hoher Mengen edlen und reinen Gerstensaftes hast Du Dich wacker geschlagen - Dein Englisch wurde immer besser."
Anmerkung Ulli: "Nicht "trotz" des Gerstensaftes, sondern "wegen" desselben:.
Befragt, wo denn seine Wurzeln bzw. Einflüsse liegen, antwortete Mike: "Erst mal im Texas Blues allgemein". Einzelne Musiker gäbe es auch viele, z.B. Stevie Ray Vaughan, Ron Earl, Mike Morgan, Free und da natürlich im Besonderen Paul Rodgers. Ganz besonders aber Doyle Bramhall II.
Mike & The MellotonesAuf meine Frage, ob sie in ihrer Heimat ein bekannter Act sind meinte Mike: "Wir sind Semi-Profis und haben in den Niederlanden schon einen Namen." Aber nicht nur da, denn Tourneen führten bereits nach Ägypten, in die Schweiz, England und Irland". Irland: Da war mein Stichwort, denn stellenweise erinnerte uns Mike's Spiel etwas an Rory Gallagher. Mike grinste und sagte, dass er das schon öfters gehört hätte, aber wenn es so wäre, dann sicher zufällig. Rory gehört nicht zu seinen Einflüssen, aber wenn die Fans finden, es klänge manchmal so, dann ehrt ihn das natürlich. Lustig war übrigens die Tatsache, dass Ruben und Mike Sedee während des Gespräches permanent am jammen waren. Mike meinte, "dass sind die beiden Youngsters - die kriegen einfach nicht genug". Kompliment, denn die Show dauerte fast drei Stunden.
Langsam wurde es dann für uns Zeit, den Heimweg anzutreten, denn es war bereits sehr spät und immerhin lagen noch fast 2 Stunden Fahrt bei schlimmen Regengüssen und gewaltigen Sturmböen vor uns.
Fazit: Dieser Abend im Ducsaal mit Mike & The Mellotones war auf jeden Fall ein würdiger Abschluss des Konzertjahres 2003.
Konzertbericht / Mike & The Mellotones - Freudenburg, Ducsaal, 13.12.2003
Konzertdauer: 180 Minuten
Ulli Heiser, Ilka Czernohorsky 14.12.2003
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