Monster Magnet / Spine Of God/25...TAB
Spine Of God      25...TAB
Ich fass es nicht, was mir da aus den Speakern entgegenquillt.
Getrunken hab ich nichts, denn es ist Sonntag Morgen und zu dieser Zeit geruhe ich, mich noch keinen Flüssig-Drogen hinzugeben.
Sollte ich versehentlich vielleicht eine 'Tüte'......ne, kann auch nicht sein, denn ich bin seit vielen Jahren schon bekennender Nichtraucher.
Kopfschüttel, was ist das nur? Spacige Klänge, die einem zugedröhnten Hirnkasten entsprungen sein mögen, eine Mischung aus - ach was weiß ich (kopfschüttel).
Ich schau noch mal nach: das Stück soll lt. meinem Player-Display über 32 Minuten so verquirlt weitergehen und nennt sich "Tab" aus dem gleichnamigen Mini-Album von Monster Magnet.
Boa, ich kenne die Band schon seit einigen Jahren, aber da spielten sie bereits relativ straighten Rock. Deren Frühwerke sind mir nicht bekannt gewesen, galten übrigens lange Zeit als vergriffen.
Und nun hab ich sowohl die Debüt-LP als auch TAB vor mir liegen.
Aber blenden wir ein bisschen zurück:
1989 gegründet in New Jersey, beeinflusst nach eigenen Worten von Black Sabbath, Jimi Hendrix, Hawkwind, MC 5, aber auch von deutschen Krautrock-Bands wie Amon Düül und jeder Menge halluzinogener Chemie.
"Ich glaube, in unserem Sound spiegelt sich jede Menge Garagenrock wider. Garagenmusik aus den späten Sechzigern und Psychedelic-Rock", meinte Dave Wyndorf einmal, auf den Stil von Monster Magnet angesprochen. Dabei sitzen sie zwischen allen Stühlen: Sie experimentierten mit Punk, Space Rock, Heavy Metal, Psycedelic und Grunge.
1990 erscheint die EP "Monster Magnet" bei 'Glitterhouse Records' und 1991 die erste LP mit dem Titel "Spine Of God" - ein Meilenstein in der Musikgeschichte und Monster Magnet-Fans sind einhellig der Meinung: es ist ihr bestes Album überhaupt.
Das damalige Line Up war folgendermaßen: David Wyndorf (Gitarre/Vocals), John Mc Bain (der auf Grund seiner Syd Barrett-getränkten Psychedelia-Ausflüge maßgeblich zum Sound der Band beigetragen hat) an der Gitarre, Joe Calandra (Bass) und Jon Kleinmann (Drums).
Die Stücke wechseln zwischen treibendem Rock, leichten Metal-Einflüssen sowie atmosphärischen, teils mit orientalischen Anleihen gewürzten Klängen. Brachiale Gitarren mit Wah-Wah untermalen die akustischen Teile der Kompositionen und ein wuchtiger, jedoch stets im Hintergrund agierender Bass sowie monotone Drums vollenden das Klanggebilde.
Unter dem Projektnamen Monster Magnet 25 wurde im Jahre 1992 die Mini-LP "TAB" veröffentlicht und lt. Presse als der "...schwerste, beängstigendste, abgedrehteste und paranoideste Drogen-Jam, der jemals aus kranken Hirnen gekrochen ist", bezeichnet.
Der Titeltrack, in dem orientalische Elemente mit Psychorock verwoben wird, geht über 30 Minuten und - um ehrlich zu sein, man fühlt sich während des Hörens, als hätte man sich selbst 'ne Ladung bewusstseinserweiternde Mittelchen reingezogen. Eine schier undurchdringliche, mystische Urgewalt prasselt auf den Hörer nieder und scheint diesen regelrecht erdrücken zu wollen. Offen gesagt, das ist das Abgedrehteste, was meine Ohren bisher zu hören bekamen.
"Monster Magnet machen keine Musik zum Zuhören. Monster Magnet sind ein Ganzkörperereignis" beschreibt der Shouter der Band den Sound sehr treffend.
Beide Werke sind nun als Reissues bei SPV erschienen und ich kann nur sagen: ein absolutes Muss für alle Monster Magnet-Fans, die das Teil noch nicht im Regal stehen haben. Beide Scheiben sollen zum Special Price zu haben sein. Neben neuen Coverartworks (von Alexander von Wiedling) gibt Dave Wyndorf auch ein paar Statements zu den auf beiden Scheiben enthaltenen Bonustracks zum besten.
Soundmäßig wummert es anständig aus den Boxen, es gibt also nichts zu meckern.
Fazit: Player auf - CD rein und abtauchen oder abheben, je nach Gefühlslage.

Gute Nachrichten für alle Monster Magnet-Anhänger: Ein neues Studioalbum ist in Planung und wird vermutlich im September erscheinen.


Spielzeit: 58:35 / 56:15, Medium: CD, SPV, 2006
Spine Of God: 1:Pill Shovel 2:Medicine 3:Nod Scene 4:Black Mastermind 5:Zodiac Long 6:Spine Of God 7:Snake Dance 8:Sin's A Good Man's Brother 9:Ozium
Bonus Track: Ozium (Demo Version)
TAB: 1:Tab... 2:25 3:Longhair 4:Lord 13
Bonus Track: Spine Of God (Live)
Ilka Czernohorsky, 19.03.2006