Moon Curse / Spirit Remains
Spirit Remains Spielzeit: 42:26
Medium: CD
Label: Bilocation Records/Kozmik Artifactz, 2015
Stil: Doom Metal/Stoner Rock

Review vom 16.03.2016


Andrea Groh
Kupferfarbener Vollmond über Wisconsin, fahles Licht fällt auf eine etwas trist und grau wirkende Wiesenlandschaft, in deren Mitte sich skelettartige Überreste einer Lebensform befinden - wobei ich nicht genau erkennen kann, welche.
Diese Szene - vielleicht die Spuren eines Rituals - zeigt mir das Cover der CD "Spirit Remains" von Moon Curse und lässt mich düstere Musik erwarten.
Nun die Fakten: Moon Curse ist eine Doom Metal-Band (mit Stoner Rock-Anteil), die 2011 in Milwaukee/Wisconsin gegründet wurde. 2012 erschien das Debüt, schlicht "Moon Curse" genannt, 2014 die Single "Seminary Woods" und 2015 schließlich "Spirit Remains".
"Beneath The Waves" eröffnet die spirituelle Reise mit sanften Schwingungen, die sich sowohl als Wellen auf dem Wasser interpretieren lassen als auch als Wind, der durch Gräser streicht. Doch schon nach einigen Sekunden setzt eine Doom-Breitseite ein, heavy, dennoch auf gewisse Weise episch (ohne in die Epic Doom-Ecke zu gehen), dabei irgendwie verträumt. Letzteres mag daran liegen, dass die Stimme ein wenig verhallt wirkt.
Bei "Electric Veins" wird der spirituelle und 'abgehobene' Anteil ausgebaut, bevor schwere Riffs eingebaut werden und dann immer mehr die Kontrolle übernehmen. Das Wechselspiel funktioniert und kommt eine Zeitlang gut ohne Gesang aus. Dieser ist im weiteren Verlauf stärker verzerrt als zuvor und die Instrumente passen sich ihm an. So entsteht eine eigene Atmosphäre, und gerade wenn diese betont wird, gefallen mir Moon Curse am besten.
"Spirit Remains" setzt insgesamt betrachtet auf einen Wechsel aus heavy Riffs, schleppend-doomigen Parts und ins Psychedelische gehende Elemente. In dem an das lange "Lord Of Memories" angehängten kurzen Titeltrack "Spirit Remains" wird es auch mal folkig-akustisch.
Dies mag alles nicht völlig neu sein, kommt jedoch intensiv und lebendig rüber, transportiert Emotionen und ermöglicht ein Eintauchen in den Sound. Die Musik strömt sanft dahin, die Variationen kommen fließend, selbst wenn es wie in "Vicious Sky" kantiger und rauer wird, ist das kein plötzlicher aggressiver Umschwung, selbst der 'Riff-Reit-Einsatz' in "Witches' Handbook" überrascht nur kurz, verbindet sich schnell mit dem Gesamtgefüge.
Diese Vorgehensweise hat schon etwas Postrockiges, während vieles andere in die Retrorichtung geht, doch Moon Curse lassen sich weder auf das eine noch auf das andere festlegen, sondern folgen ihrem eigenen spirituellen Weg.
Dieser atmet, trotz nicht zu verleugnenden traditionellen Einflüssen, Weite und Luft, während viele andere, vor allem europäische, insbesondere britische Bands, die Stimmung von alten Gebäuden (Spukhäuser, Burgen) einfangen. Möglicherweise ist das amerikanisch ohne Americana-Einflüsse zu haben…
"Spirit Remains" verbreitet weder Wüsten- noch Sumpffeeling, sondern entspringt anscheinend mondbeschienenen Wiesen - womit sich der Kreis zum eingangs beschriebenen Cover schließt. Schön, wenn etwas in sich stimmig ist.
Da das Ganze zudem stimmungsvoll und überzeugend gemacht ist, sollten sich auch hierzulande Doom-Fans dafür begeistern können.
Line-up:
Matt Leece (guitars, vocals)
Rochelle Nason (bass, vocals)
Keith Stender (drums, vocals)
Tracklist
01:Beneath The Waves (7:03)
02:Electric Veins (10:55)
03:Lord Of Memories/Spirit Remains (11:27)
04:Vicious Sky (5:04)
05:Witches' Handbook (7:57)
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