Spielzeit: 46:19 Medium: CD Label: Unsung Records, 2008 Stil: Rock/Pop Review vom 27.04.2009 Joachim 'Joe' Brookes

Moonbound... eine neue Band?
Wohl eher nicht, denn hinter dem Projekt-Namen steckt in erster Linie der Mulitinstrumentalist Fabio Trentini, seines Zeichens auch als Produzent anderer Bands wie Guano Apes, H-Blockx, Donots oder Tuner tätig.
Aus dem Stammbaum der letztgenannte Gruppe sind auch Pat Mastelotto, ebenfalls Drummer bei King Crimson, als auch Markus Reuter mit von der Partie.
Außerdem sind mit Henning Rümenapp (Guano Apes) und Maik Schott (Keyboarder bei Monopunk) und weitere versierte Kräfte, siehe Line-up, an diversen Instrumenten tätig.

Wer meint, auch nur andeutungsweise etwas von den experimentellen Tuner oder gar eine Progessive Rock/Metal-Schiene verpasst zu bekommen, liegt falsch.
Rock/Pop heißt die Spielart, die ein Trentini bevorzugt, auch wenn der erste Track verdammt nach Genesis klingt. Nicht nur wegen des musikalischen Anzugs, den der Protagonist der "Nina" verpasst hat. Zusätzlich gewegt sich Trentini gesanglich auf Peter Gabriel-Pfaden.

Trentini hat es bei seinen zwölf Eigenkompositionen geschafft, nur für den Opener und den Rausschmeißer hat Jeff Collier den Text geschrieben, eine sehr gute Mischung aus Rock, Pop sowie hier und da einen Progressive-Touchdown auf den Silberling zu laden.
"Future After All" übertreibt es mit der poppigen Seite, allerdings gibt es ausreichend viele Beispiele, bei denen die Schalen der Waage austariert sind.

Einerseits gehen die Nummern gut ins Ohr, andererseits hat die Platte einen starken Sound und mit Verstand hat man die Songs mit klanglichen Überraschungen versehen.
Sei es ein Stimmungswechsel von besinnlich zu rhythmisch groovend und wieder zurück, oder man stellt ein Instrument besonders in den Vordergrund.
So ist das flotte "Last Minute Of The Day" recht Gitarren-lastig angelegt und das anschließende "My Life Ain't Worth Being Lived Without You" ist von allen möglichen Tasteninstrumenten gelenkt. Diese Ballade sowie die Uptempo-Nummer "It Looks Like Rain" passen auch in die Playlists so mancher Radiosender.

"Luna Calante", das einzige Instrumental auf dem Album und mit Christoph Littmann am Englischhorn ist bestes Tangerine Dream-Gezirpe aus alten Tagen.
Dauert aber nur eine Minute und Trentini findet gleich wieder auf die rockige Straße der Platte zurück.
"Divergent Moons" ist einer der besten Tracks auf "Confession And Release", weil sich der Protagonist mit seiner Gitarre mehr über die Reling lehnt, als in so manch anderem Song.
Es hat den Anschein, als wenn man nach hinten heraus mutiger wird. Die Percussions in "Up Above" sind etwas orientalisch angehaucht, die Gitarren haben einen verfeinerten Klang und die beiden Tracks "Flight Towards The Sky" sowie "The Lengths A Man Will Go To" schließen den Kreis sozusagen wieder.

Mit wenigen arg poppig geratenen Schwerpunkten ist Moonbound ein interessantes Projekt mit unerwarteter Musik. Damit wird sich Fabio Trentini neue, aber auch völlig andere Hörer erspielen, als vermutet.
Er hängt damit nicht am seidenen Faden, wie das gut gestaltete Coverbild verdeutlicht. Das Booklet ist als Folder angelegt, enthält alle Songtexte sowie die Mitmusiker zu den einzelnen Stücken.

Line-up:
Fabio Trentini (lead vocals, backing vocals, electric bass, acoustic guitar, 6-string guitar, 12-string guitar, keyboards, samples, programming, talking drum, electric piano, glockenspiel)
Henning Rümenapp (additional guitar - #1,2, electric guitar - #5,7)
Milan Polak (electric guitar - #3)
Martin Huch (lap steel, pedal steel guitar - #10,12)
Markus Reuter (Chapman stick, guitar solo - #10)
Maik Schott (Hammond organ - #1,2,6, mini moog - #2, sampled strings - #12)
Modo Bierkamp (additional keyboards - #1,2, additional guitar - #2)
Mario Brinkmann (keyboard - #3,12, Doepfer A-100 modulate system - #3,5,7 synthetic percussion - #3, Rhodes - #7)
Pat Mastelotto (drums, percussion - #2,5, acoustic and synthetic percussion - #10)
Arne Neurand (drums - #3,11, percussion - #3, tambourine, shaker - #6,12, hihat - #7)
Sven Petri (drums - #4,9,12)
Christoph Littmann (english horn, flute samples - #8)
Jeff Collier (drums, - #6,additional drums - #12, backing vocals - #1,2,5,6,7,9,10,12, vocal effects - #5)
Ingo Knollmann (scream words - #2)