Moron Mafia / Short
Ein altes niederrheinisches Sprichwort lautet: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht!
Gut, im Kreise meiner Familie oder meiner Vorfahren befinden sich zwar keine Menschen aus dem landwirtschaftlichen Gewerbe, aber was mein musikalisches Spektrum betrifft, kann man diese Redensart im bildlichen Sinne schon ein wenig übertragen.
Die Eckpfeiler meines Geschmacks bewegten sich seit dem erstmaligen Hören von "Mal Sandocks Discothek" im WDR, vor fast 30 Jahren, bis in die heutige Zeit von gut gemachter Popmusik bis zu Heavy Metal, allerdings unter der Prämisse, dass so etwas wie Melodie erkennbar sein sollte.
Dazwischen irgendwo meine Schwerpunkte Southern Rock und mittlerweile in verstärktem Maße New Country.
Irgendwelche Trendmucke fand nie meine Nächstenliebe.
Den Blick über den Tellerrand werfen, flexibel sein, seinen Horizont erweitern; Schlagworte, die in der heutigen schnelllebigen Zeit immer häufiger eingefordert werden, kann man sich wohl oder übel immer weniger entziehen. Beruflich habe ich vor einigen Wochen einen Schnitt vollzogen und mich freiwillig nach fast 11 1/2 Jahren einem neuen, mir bisher völlig unbekannten Arbeitsgebiet in unserer Unternehmensgruppe zugewendet. Dieser Wechsel brachte mich mit einem jungen Menschen zusammen, Bandmitglied und Sänger der Essener Band Moron Mafia, Christian Rumpel oder auch Mr. Pink genannt, der mir dann kurze Zeit später ihr Erstwerk "Start" in die Finger drückte.
Der Blick auf die CD beschert einem ein professionelles, gut gemachtes Layout mit eigenen Illustrationen, Texten und Infos, die im heutigen Musikbusiness so gefragt sind. Als Bonus enthält das Werk einen selbst gedrehten Videoclip, der das kreative Potential der Band erahnen lässt. Auch die Homepage ist zeitgemäß gestaltet.
Kommen wir zum schwierigeren Teil: Der Musik.
Betrachtet man die Geschmäcker der einzelnen Mitglieder, so liest man bekanntere Namen wie Rage Against The Machine, Red Hot Chilli Peppers, Pearl Jam oder Faith No More und andere, mir eher relativ unbekannte Bands.
Crossover lautet die Formel, auf die man sich im großen und ganzen festgelegt hat.
In meine Nähe kommen die Jungs, wenn sie melodische Elemente mit in ihre Stücke fließen lassen, wie beispielsweise beim Schwerpunktsong "Falling Down", für den auch der Videoclip und noch ein "Celebral-Trauma-Remix" (schönes Wort...) erstellt wurde oder bei "Jack In The Box" mit seinen treibenden Grooves, die ich im weitesten Sinne noch in Richtung Motörhead interpretieren würde.
Nicht mein Ding als nach Harmonie strebendem und schon musikalisch in leicht gesetzterem Alter befindlichen Menschen, ist die anhaltende Aggressivität, die sich wie ein roter Faden durch die knappe halbe Stunde und auch ihre Texte zieht, wahrscheinlich aber vielen jungen Leuten heutzutage aus der Seele spricht. Wer sich mal ordentlich austoben und Dampf ablassen möchte, für den dürfte ein Konzertbesuch von Moron Mafia das richtige sein.
Für mich bleibt allerdings die Erkenntnis, was mein gräulich-meliertes Haar schon etwas länger andeutet, und dass das, was bisher meinen Teller schmückte, wohl auch weiterhin am Besten schmecken wird.
Irgendwie komme ich halt doch vom Niederrhein...
Spielzeit: 23:01, Medium: CD, Eigenvertrieb, 2002
1. Falling Down 2. Bastard Strain 3. Blow Up 4. Jack In The Box 5. Somebody Stop Me 6. Pusher 7. Fistfuck Your Face 8. Jump Off 9. Falling Down (Celebral Trauma Remix)
Bonus-Videoclip: Falling Down
Daniel Daus, 14.2.2002