Mother Love Bone / Apple
Apple Spielzeit: 58:16
Medium: CD
Label: Polygram Records, 1990
Stil: Hard Rock


Review vom 02.08.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Bevor Pearl Jam auf den Plan trat, gab es vorher bereits zwei Bands, die mit ihnen in Verbindung standen und es in sich hatten.
Mother Love Bone (MLB), kurz (1988 bis 1990), aber mit der EP "Shine", (1989), dem Album "Apple" (1990) und "Mother Love Bone" (1992), einer Compilation, heftig.
Gruppe Nummer zwei, Temple Of The Dog fand sich nach der Auflösung von Mother Love Bone für nur eine Platte zusammen. Der Titel des Albums ist identisch mit dem Bandnamen.
Spätere Pearl Jam-Mitglieder waren bei MLB der Gitarrist Stone Gossard und Bassist Jeff Ament. Mit Temple Of The Dog hing Pearl Jam quasi schon am Wehenschreiber, denn neben Gossard sowie Ament war Mike McCready auch schon dabei. Fehlte ja nur noch Eddie Vedder.
Den holte man sich für die Backing Vocals ins London Bridge Studio, Seattle (wo sonst) dazu. Bei einem Track ("Hunger Strike") sang er die zusätzlichen Lead Vocals.
Leider kam es gezwungenermaßen, bedingt durch den Mittelteil des sooft zitierten Sex, Drugs & Rock'n'Rock, zu MLBs Ende. Die Aufnahmen für "Apple" mussten oft wegen Andrew Woods Entzug unterbrochen werden. Wood war ein klasse Sänger mit Robert Plant'scher Patina auf den Stimmbändern. Kurz nach dem Ende der Studio-Arbeiten war auch Schluss für den Mann... zuviel Heroin.
Die Veröffentlichung des 'Apfels', geplant für April 1990, wurde deswegen auf den Herbst gleichen Jahres verschoben.
Was hätte aus dieser Band werden können! Leider reine Hypothesen...
Live, mit dem letzten Auftritt Ende 1989, war man natürlich aktiv, allerdings gibt es bedauerlicherweise nur ganz wenige Audio-Dokumente ihres Könnens.
Man bekam vom Fleck weg einen Vertrag bei Polygram.
Mit Terry Date (unter anderem Dream Theater, Pantera, Metal Church, Fishbone) hatte die Combo auch gleich einen hochkarätigen Produzenten am Kanthaken. Bruce Calder und Mark Dearnely waren ebenfalls mit ihren Fingern an den Reglern.
"Apple" ist vollgestopft mit hervorragendem Rock der harten Ecke und bluesigen Kanten. Wood hatte nicht nur eine tolle Stimme, er setzte sich zuweilen auch ans Piano und expandierte so den Mother Love Bone-Sound.
Fast eine Stunde gibt es elektrisierende Musik auf die Ohren. Als hervorragendes Quintett, das für erdigen Feuerwerk-Rock stand, hat man auch alle Stücke im Kollektiv geschrieben.
Wenn schon Seattle, kombiniert mit der zeitlichen Einsortierung der Platte, erwähnt wird, ist das Album kein Grunge.
Treibener Rock mit ein wenig Zeit zum Luftholen, dafür stand MLB. Hier gibt es keine Füller-Songs oder gar Ausfälle.
Die CD hat den Hörer von den ersten Sekunden am Schlafittchen und zwar so fest, dass es selbst heute, fast zwei Dekaden später kaum ein Entrinnen gibt. Nur Pinkelpausen sind erlaubt.
Neben straighten Rockern stehen herrliche Balladen, bei denen man auch vor einem psychedelischen Anstrich keinen Halt macht. Gerade in den unteren Gängen wird Woods Piano bestens in Szene gesetzt.
Die Leute waren damals gerade so um die fünfundzwanzig Jahre jung und hatten die Musik der Led Zeppelins, Aerosmiths und wie sie alle hießen, wohl mit der Muttermilch aufgesogen. Durch Flaschenkost geht das gar nicht.
Schon der erste Punch, "This Is Shangrila", geht voll auf die Kinnlade, beim zweiten Boxhieb auf die Nase wandert die Lade in Richtung Boden. Der Rock-Highway geht nur gerade aus, bis zum Horizont. Fette Gitarren mit deliziösen Riffs gespielt, finden ihre Abnehmer. Schon "Stardog Champion" ist mit Breaks aufgebohrt und da schiebt man einfach mal eine akustische Gitarre als Zwischenmahlzeit ein.
"Holy Roller" mit Wah Wah-Gitarre und einem Refrain zum Mitsingen könnte als Stadion-Rock bezeichnet werden. E-Gitarre und Akustische im Einklang mit der Welt des Rocks und seinen Balladen. Immer schon habe ich mich gefragt, warum Combos aus diesem Genre so tolle Slow-Songs auf Lager haben... "Bone China". Geschrieben, gespielt: "Stargazer" ist ein akustisches Liebeslied mit viel Flair. Hier lässt man die E-Gitarren in Gänze außen vor. Großartig!
Hyperaktive Drums unterfüttern zunächst "Heartshine", bis es zu einem Rhythmuswechsel kommt und Up-Tempo die irre Fahrt fortgesetzt wird.
In "Man Of Golden Words" setzt Mother Love Bone dem Balladesken noch einen oben drauf, weil Wood am Piano begleitet. Keine Ahnung, wer dafür verantwortlich ist, aber die Streicher-Sounds passen einfach.
Nach einem "Capricorn Sister" mit verfremdeten Vocals, fragt sich der Hörer, was mit dem "Mr. Danny Boy" los ist. Noch eine ruhige Nummer? Weit gefehlt. Mit schleifender Handbremse geht es auch. Irgendwie anders, die Komposition, aber auch gut.
Am Ende einer bewegten CD setzt man den Hörer in einen Chill-Out-Room. Die Akustischen sind abermals zur Stelle und man breakt zeitweilig in noch entspanntere Phasen.
Mother Love Bone, leider nur von kurzer Lebensdauer, aber immer noch sehr hörenswert. Deren "Apple" ist einfach verführerisch.
Line-up:
Andrew Wood (vocals, piano)
Bruce Fairweather (guitar)
Stone Gossard (guitar)
Jeff Ament (bass)
Greg Gilmore (drums)
Tracklist
01:This Is Shangrila (3:42)
02:Stardog Champion (4:58)
03:Holy Roller (4:28)
04:Bone China (3:46)
05:Come Bite The Apple (5:27)
06:Stargazer (4:53)
07:Heartshine (4:38)
08:Captain Hi-Top (3:07)
09:Man Of Golden Words (3:42)
10:Capricorn Sister (4:19)
11:Gentle Groove (4:04)
12:Mr. Danny Boy (4:50)
13:Crown Of Thorns (6:23)
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