Mother Road / Drive
Drive Spielzeit: 51:07
Medium: CD
Label: Road Songs (Eigenproduktion), 2014
Stil: Rock

Review vom 07.07.2014


Jochen v. Arnim
Eines ist mal vollkommen klar, wenn eine Band Mother Road heißt, dann fällt keinem Rezensenten der Welt die Einleitung außerordentlich schwer. Wer (oder was) ist denn die Mutter aller Landstraßen? Keine Frage, das ist die US 66, die Route 66 oder eben auch die Mother Road. Der Highway, der sich quer durch die USA zieht und Santa Monica an der Westküste mit der City by the Lake, der Windy City oder schlicht Chicago verbindet. Eine der ältesten Straßen im amerikanischen Highway-System und vom Nimbus her wahrscheinlich die bekannteste.
Eine derart traditionsreiche Straße konnte natürlich nicht an großen Musikern unserer Zeit vorbeigehen und so können wir uns seit vielen Jahren an Titeln wie dem durchaus berühmtesten aller Route 66-Songs, dem unzählige Male gecoverten "(Get Your Kicks On) Route 66" erfreuen. Der Name des Highways ist untrennbar verbunden mit Tradition und Nostalgie und genau hier greift unsere Band ein, denn was sich das Quintett musikalisch ausgedacht hat, verbindet unsere heutige Zeit mit den typischen Klängen des guten alten bluesigen Hard Rock.
2011 schlossen sich die Herren Keith Slack (Gesang) und Chris Lyne (Gitarre) zusammen, um den gemeinsamen Vorlieben eine Basis zu bieten. Schnell merkte man, dass alles stimmte und die Songs schossen nur so aus der Feder. Und da zwei Mann noch keine vernünftige Hard Rock-Band machen, holte man sich Alessandro DelVecchio an die Tasten, Frank Binke an den Bass und Zacky Tsoukas an das Schlagzeug und firmiert seitdem unter dem Namen aller Namen.
Lyne hat bei seiner früheren Band Soul Doctor regelmäßig mehr als nur artigen Applaus geerntet und auch der sehr geschätzte Kollege Jürgen ließ sich vor einigen Jahren dazu hinreißen, der Veröffentlichung That's Live einen fetten 'Tipp' zu geben. Drummer Zacky hat in jener Formation auch schon ein Gastspiel gegeben und zu DelVechio muss man keine weiteren Worte verlieren. Dessen Vita liest sich wie ein Lexikon, so eingespannt ist der Gute als Musiker und Produzent.
Sänger Slack hat neben vielen anderen Engagements auch schon bei Schenkers Band das Mikro geschwungen.
Mit einem akustischen - und passenden - Intro werden die ersten Umdrehungen von "Drive" begleitet. Der Eröffnungssong präsentiert sich im Anschluss daran als stampfende Mischung, die beim ersten Hinhören irgendwie an eine Mischung aus frühen Whitesnake, Deep Purple und jüngeren
Uriah Heep erinnern. Klassischer, traditioneller, nostalgischer, blueslastiger Hard Rock, dessen Machart eingängig ist und Freunden des Genres große Freude bereiten wird. Durch das gesamte Album hinweg bekommen wir einen echt coolen Groove vermittelt, der sich besonders aus drei Komponenten zusammensetzt: der bluesig-souligen Hard Rock-Stimme des Fronters, dem inspirierenden Gitarrenspiel und den mal verträumt dahinschwebenden Hammond-Sounds, mal hämmernden Piano-Klängen des Tastenmanns.
Es wird ein abwechslungsreicher Mix aus nach vorne preschenden, rockigeren Passagen und schweren, bluesigen Parts geboten, der mit fühlbarer Inbrunst vorgetragen ist. Ja, die vorgenannten Reminiszenzen bleiben erhalten, aber es wäre viel zu platt, die Band darauf zu reduzieren. Es gibt immer wieder Ecken und Kanten, an denen ganz andere Vertreter hervorgucken. So können wir z. B. bei "Feather In Your Hat" leichte Parallelen zu Bon Jovis "Blaze Of Glory" entdecken, die geschickt eingeflochten werden.
Brauchen wir Anspieltipps? Wohlan, "Feather In Your Hat" gehört dazu, auf jeden Fall das cool groovende "Drive Me Crazy" und absolut und uneingeschränkt "Dangerous Highway". Nicht zu vergessen sind aber auch die beiden letzten Stücke, "Still Rainin" und "On My Way", die von einer sich stetig steigernden Spannung ausgezeichnet sind, während bei "On My Way" noch Elemente klassischer Akustik-Balladen hinzukommen.
Was soll ich sagen, diese Neuerfindung klassischen, bluesigen Hard Rocks ist ja kein Einzelfall, aber irgendwie haben es Mother Road geschafft, mich direkt von Anfang an zu packen und in ihren Bann zu ziehen und das liegt nicht zuletzt an diesem wunderbaren Zusammenspiel von Slack, Lyne und DelVecchio.
Sollten Mother Road auf dem Highway mal an Euch vorbeiziehen, haltet den Daumen raus und lasst Euch mitnehmen.
Line-up:
Keith Slack (vocals)
Chris Lyne (guitar)
Frank Blinke (bass)
Alessandro Del Vecchio (Hammond, piano)
Zacky Tsoukas (drums)
Tracklist
01:The Sun Will Shine Again
02:Feather In Your Hat
03:Drive Me Crazy
04:Out Of Mind
05:These Shoes
06:Dangerous Highway
07:Poor Boy (Long Way Out)
08:Dirty Little Secret
09:Blue Eyes
10:Still Rainin
11:On My Way
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