Motorjesus / Electric Revelation
Electric Revelation Spielzeit: 49:56
Medium: CD
Label: Drakkar, 2014
Stil: Heavy Rock

Review vom 21.02.2014


Jochen v. Arnim
Ziemlich genau drei Jahre haben sich die Mönchengladbacher Zeit gelassen/lassen müssen, um ihre neue Langrille in die Pressung zu bringen; so hatte sich zum Beispiel in der Zwischenzeit Frontmann Chris Birx einer OP zu unterziehen. Natürlich waren den Jungs in der 'Pause' nicht die Hände in den Schoß gekettet, es wurde eifrig an Songs gebastelt und zumindest noch in 2011 und 2012 nicht minder eifrig aufgetreten. Erst das Jahr 2013 brachte dann eine lange Live-Unterbrechung, deren nahendes Ende sich durch eine Show im September abzeichnete, bis man im Dezember anlässlich des Nikolaut-Festivals wieder endgültig aus der Versenkung auftauchte.
Als Besucher eben dieses Festivals hatte der Rezensent die Möglichkeit (und Freude), einige der neuen Songs live dargeboten zu bekommen. Qualitativ sehr überzeugend und Hunger machend auf mehr. Dennoch stand die Frage im Raum, ob man sich nach dem starken Vorgängeralbum, Wheels Of Purgatory, und dessen Erfolg überhaupt auf ähnlich hohem Niveau würde einfinden können. Die drei 'teaser' beim Festival versprachen zwar viel, aber eine Durchgängigkeit für ein volles Album zu erreichen, ist schon ein ganz andere Sache.
Fear not, my friends! Die V8-Jünger dürfen aufatmen und unbesorgt den Griff zum Portemonnaie wagen, denn "Electric Revelation" heißt nicht nur so, sie ist es auch: vom ersten Ton des Openers bis zum letzten des Rausschmeißers eine kleine Offenbarung. Ich habe mir echt Mühe gegeben, aber ich kann keinen Fehltritt ausmachen. Das ist Heavy Rock par excellence!
Motorengebrabbel ('big block' natürlich…), heulender Wind in der Wüste, durchladen, abfeuern, Basslauf, Gitarrenriff, "Trouble In Motorcity" stellt sich mit seinem Intro, "The Arrival", standesgemäß vor und du möchtest sofort in Deinen V8 steigen und dir einen Autobahnabschnitt suchen, wo nicht 120 auf den Schildern steht.
Auch das nachfolgende "The Run" gibt dir nicht die Möglichkeit, den Fuß vom Pedal zu nehmen. So sehr du es vielleicht auch möchtest, irgendwas hält dich davon ab. So weit für mich allerdings nicht neu, denn diese beiden Tracks standen schon bei vorgenanntem Festival auf der Setliste.
Ab "Speed Of The Beast" hauen die Jungs dann einen kernigen Brecher nach dem anderen aus dem Auspuff. Mit ihrer speziellen Mischung aus Hard Rock, Heavy Metal und einer gehörigen Portion Stoner Rock, kurzum Heavy Rock genannt, jagen sie den Highway hinunter und lassen lediglich etwas Gummi auf dem Asphalt - dazu möge man zum Beispiel "Back In The Action Car" antesten, das frei nach dem Motto Nomen est omen lebt. Riffing und Rhythmus treiben den Frontmann voran, der sein markantes Organ mit einer gelungenen Mixtur aus rauem Dreck und melodiöser Weichheit (z. B. bei der Ballade "Rust") eingeschmiert hat. Zwischendurch gibt es bei all den kernigen Riffs dennoch immer wieder Platz für ein paar (flinke) Soloausflüge auf den Gitarren.
Durch die Bank groovt es herrlich heavy aus den Speakern und wir werden immer wieder von eingängigen Gesangslinien, speziell bei den Refrains so einiger Songs gepackt. "Midnight Rider" ist so ein High Speed-Teil, das nach mehr Platz unter dem bereits voll durchgetretenen Gaspedal schreit - schade, da geht nix mehr und du willst es doch eigentlich, auch wenn die Nadel schon im roten Bereich zittert. Zum Glück kommt dann (passend) "The Warning" und lässt mit seinem Bass-Intro den Fuß ein wenig entspannen. Der Rest reiht sich zwar nahtlos in alles Vorangegangene ein, aber der Übergang ist geschickt auf Luftholen ausgelegt, subjektiv empfunden.
Das alles wird dann ohne Unterlass und Rücksicht von "Resurrection Man" aufgenommen. Tiefgestimmt anmutende Gitarren und eine Gesangslinie, die einmal mehr an den jungen Hetfield erinnert, lassen bei zähem Rhythmus die Matte des Bangers im Takt fliegen. Ein kleines und erfrischendes Gitarrensolo lockert dabei die ganze Angelegenheit an passender Stelle um ein Quäntchen auf. Nur, damit wir mit "Dead Army" im Anschluss wieder volle Fahrt aufnehmen und uns innerlich auf das Ende der Scheibe einstellen können, das mit dem weiteren Kracher "The Right Hand Of The Devil" dann auch unweigerlich kommt.
Was bleibt zu sagen? Repeat drücken? Freuen, dass Motorjesus ziemlich nahtlos anknüpfen konnten? Auf eine der sicher kommenden Shows warten? Yep, in der Reihenfolge. Und da passt es mir persönlich gut in den Kram, dass man Motorjesus quasi vor wenigen Minuten als neuen Headliner für das bald stattfindende A Chance For Metal-Festival in Andernach angekündigt hat.

Es wird Zeit, dass ich mir wieder einen V8 zulege…
Line-up:
Chris Birx (vocals)
Andreas Peters (guitar)
Guido Reuss (guitar)
Roman Jasiczak (bass)
Oliver Beck (drums)
Tracklist
01:The Arrival (Intro)
02:Trouble In Motor City
03:The Run
04:Speed Of The Beast
05:Back In The Action Car
06:Rust
07:100.000 Volt Survivor
08:Electric Revelation
09:Midnight Rider
10:The Warning
11:Resurrection Man
12:Dead Army
13:The Right Hand Of The Devil
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