Mr. Brown / Mellan tre ögon
Mellan tre ögon
Weihnachten ist eigentlich vorbei, aber es kommt vor, dass Geschenke etwas später eintrudeln. So geschehen in Form dieser CD der schwedischen Band Mr. Brown und ihres lange sehnsüchtig erwarteten, einzigen Outputs "Mellan tre ögon".
1977 kam die LP heraus, ein Kleinod am Prog-Himmel, eine vergessene Perle, ein irres Werk. Laut Waschzettel wurden sie beeinflusst von Genesis und Focus. In den Siebzigern war das mitnichten eine schlechte Referenz.
Die Musiker dieser Scheibe heißen:
Håkan Andersson (acoustic & electric guitars, mandoline, vocals)
Bo Carlberg (acoustic & electric guitars)
Kjell Johnsson (drums)
Lars Meding (electric guitar)
Anders Nilsson (piano, Hammond B3 organ, Logan strings, Arp synthesizers, bells, tabla)
Jan Peter Stråhle (flute) und
Rovert Svensson(bass )
Drei Gitarren, B3 und Flöte...........
Doch damit ist das Line-up noch nicht komplett, denn mit
Övriga Medverkande und Mats Bengtsson an den Congas, Bengt Karlsson & Bruno Nilsson (saxophone), Lennart Schander (harmonizer), sowie Marie Swantezon (vocals) stehen Gastmusiker zu Seite, um es progtechnisch richtig krachen zu lassen.
"Suicide", beste Pink Floyd- und Beggars Opera-Zutaten.
Etwas barock startet "Recall The Future", schaltet dann um auf 'Sommerwiesenstimmung' mit dezentem Flötenspiel und der Break kommt in Form von fast brachial einfallenden Drums und Gitarre.
Schnitt: akustische Gitarre, elektrische Soli, die B3 wabbert. Neuer Break und sanftes Pianospiel leitet eine Sequenz ein, die traurig und hoffnungslos klingt. Stellt euch einen Astronauten vor, dessen Sicherheitsleine reißt und der dann langsam in den Weiten der Unendlichkeit verschwindet....
Genial, wie Mr. Brown Musik zu geistigen Bildern transformieren kann.
Schwere Pianoklänge wechseln mit flohwalzerartigen Rhythmen - bei "Resan Till Ixtlan" fängt mein Vogel an mitzupfeifen und das will was heißen.
Frühe Supertramp und Genesis kommen mir in den Sinn, als "Universe" erklingt. Oh Mann, auf was mussten wir nur 10 Jahre lang warten? Ja, vor 10 Jahren sollte diese Scheibe eigentlich auf CD gebannt werden, was aber an verschiedenen Dingen scheiterte. Was lange währt.....
"Kharma 74" - Nomen est Omen? Denn an Supertramps "Crime Of The Century" aus dem Jahre 1974 erinnert das Pianospiel. Dazu gepackt eine Jethro Tull-mäßige Flöte, und um das Maß vollzumachen: Das Saxofon lässt an Colosseum denken.
Beggars Opera-like dann wieder das in schwedisch(?) gesungene "Liv I Stad Utan Liv". Oder klingt es doch eher nach Camel? Die Gitarrenläufe könnten auch einer Jane- oder Novalis-Platte entsprungen sein. Ach Gott, wie schön!
"Tornet" ist leider viel zu kurz. Eigentlich nur gregorianischer Gesang. Nicht auszudenken, gäbe es dazu B3- und Gitarreneinsätze.
Eine schöne Akustiknummer beendet "Mellan tre ögon". Ich sinniere gerade darüber, was wir noch alles hören könnten, wenn die Truppe 1977 nicht aufgegeben hätte.
Absolute Empfehlung!


Spielzeit: 39:25, Medium: CD, Record Heaven/Transubstans Records, 2006
1:Suicide (6:53) 2:Recall The Future (9:25) 3:Resan Till Ixtlan (3:18) 4:Universe (3:38) 5: Kharma 74 (5:45) 6:Liv I Stad Utan Liv (6:58) 7:Tornet (0:54) 8:I'll Arise (2:34)
Ulli Heiser
Ulli Heiser, 29.01.2006