Mudhoney / Vanishing Point
Vanishing Point Spielzeit: 34:09
Medium: CD
Label: Sub Pop, Cargo Records, 2013
Stil: Alternative Rock

Review vom 29.03.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Ach, wie die Zeit vergeht. Mudhoney feiert 2013 das fünfundzwanzigjährige Bestehen und das Label Sub Pop hängt sich da gleich mit dran. Mudhoney war damals der Zeit voraus, sozusagen bahnbrechend und für viele folgende Gruppierungen ein leuchtendes Vorbild.
Als sich ihr Stil auf dem absteigenden Ast befand, beziehungsweise fast gar nicht mehr in den Medien Berücksichtigung fand, scherte das Mudhoney einen Dreck ... man spielt seinen Stil durch und richtet seine Nasen eben nicht wie ein Fähnchen nach dem Wind, der Aktualität. Dennoch blieb Mudhoney nie statisch. Auch eine Gruppe, die dem Grunge die Windeln gewickelt hat, ihm das Laufen beibrachte entwickelt sich weiter. Und wie!
Zwei der vier Gründungsmitglieder sind auch auf "Vanishing Point" mit dabei. Sänger Mark Arm sowie Gitarrist Steve Turner bilden mit dem Bassisten Guy Maddison und Schlagzeuger Dan Peters Mudhoney. Von 1989 bis "Vanishing Point" hat man brillante bis hervorragende Album veröffentlicht. Darunter auch "Mudhoney", "My Brother The Cow" (1995) oder "Since We've Become Translucent", mit dem man sich 2002 ins neue Jahrtausend beamte.
Interessant ist die Verflechtung mit Pearl Jam, denn aus der Asche von Green River (mit Mark Arm/Jeff Ament/Steve Turner/Alex Vincent) entstand Mother Love Bone und daraus folgte Pearl Jam. Mudhoney ist auch als Wegbereiter für Nirvana zu sehen. Selbst hatte man MC5 beziehungsweise The Stooges im Visier der Einflüsse.
Vielleicht hat ja über die vielen Jahre ein gewisser künstlerischer Starrsinn dazu geführt, dass Mudhoney auf vorliegender Platte immer noch so aufmüpfig, frech, frisch, den musikalischen Stinkefinger zeigend geblieben ist, wie am Ende der Achtzigerjahre und später.
"Vanishing Point" ist eckig, hat Kanten, glänzt mit einer fuzzigen Gitarre und man wird beim Spielen der Scheibe den Eindruck nicht los, als befände sich kein Staub mehr vor den Lautsprechern. Mudhoney, der Wirbelwind. Das Quartett altert in Ehren und wer einem mit "Douchebags On Parade" noch derart heftig (und treffsicher) auf die Zwölf schlagen kann, ist kein bisschen eingerostet oder von irgendwelchen anderen Zipperlein wie 'ich habe Rücken' beziehungsweise Massagen, die über die Wellness hinausgehen angewiesen.
Manchmal verfällt Mudhoney auf sehr angenehme Art und Weise der Musik ihrer Vorbilder, besonders den Stooges und wenn eine frische, punkige Prise durch die Lüfte gefeuert wird, darf man bei den gesanglichen Qualitäten eines Mark Arm durchaus auch an Iggy Pop denken.
Mudhoney versteht sich auch immer noch auf den psychedelischen Blues, der unterschwellig mit zum Einsatz kommt. Der Punk-Rock'n'Roll von "Chardonnay" entspringt eher einer Quelle des Hasses und bildlich zerdeppern Mark Arm & Co. die volle Flasche auf dem Kopf von irgendjemandem, der da gerade in der Nähe steht. Hört man auch leichte Kotzgeräusche im Track? Zumindest versteht man vom Text her: »I hate you Chardonnay.« Punk pur! Mark Arms Humor ist bittersüß.
Wo sonst, als in Seattle hätte eine solche Platte aufgenommen werden können. Tatort war das Studio B von Avast!. Mudhoney ist im Einklang mit sich, dem Chaos, dreckigen Gitarrenlicks und auch durchaus orgiastischen Ausflügen in wirrköpfige Klänge. Nach dem letzten Album ("The Lucky Ones") für das Sub Pop-Label könnte man Mudhoney vorwerfen, sich ganz schön viel Zeit mit dem Nachfolger "Vanishing Point" gelassen zu haben. Aber anders herum ist der Band mit dieser Scheibe schon wieder eine Hammer-Platte gelungen. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Mudhoney ist und bleibt eben Mudhoney.
Line-up:
Mark Arm (vocals)
Steve Turner (guitar)
Guy Maddison (bass)
Dan Peters (drums)
Tracklist
01:Slipping Away (4:45)
02:I Like It Small (3:39)
03:What To Do With The Neutral (3:29)
04:Chardonnay (1:39)
05:The Final Course (4:19)
06:In The Rubber Tomb (3:33)
07:I Don't Remember You (2:36)
08:The Only Son Of The Window From Nain (2:45)
09:Sing This Song Of Joy (3:33)
10:Douchebags On Parade (3:51)
(all Songs written by Mudhoney)
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