The Muggs / Full Tilt
Full Tilt Spielzeit: 58:30 (CD 1), 51:52 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Blues Rock, Classic Rock


Review vom 05.04.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Das Trio aus Detroit nennt sich auch 'The Ugliest Band In The World'. Dafür ist die Musik von The Muggs herrlich, so schön wie ein Feuerwerk mit Raketen, in denen sich ordentliche Portionen von Magnesium- und Aluminiumpulver befinden, die für gleißendes Licht sorgen.
Was sich hinter dem Albumtitel "Full Tilt" verbirgt, ist eine Doppel-CD, deren Inhalt bei einem Heimspiel der Combo am 20.10.2012 im Cadieux Cafe mitgeschnitten wurde. Über einhundertzehn Minuten The Muggs live. Hammer! Ein echter Ohren-Marathon, der sich allerdings in allen Belangen lohnt. Hier geht es mit Blues- und Classic Rock im wahrsten Sinn des Wortes rund mit der Paula.
Im Bühnenoutfit gibt es Kostproben von den Alben "The Muggs", On With The Show sowie The Muggs Born Ugly. Darüber hinaus wildert das Trio ohne echten Bassisten (Tony DeNardo bedient den Rhodes-Tasten-Bass) in ganz anderen musikalischen Gefilden, die man nicht so ohne Weiteres mit The Muggs in Verbindung bringt wie zum Beispiel John Lennon oder die Beatles.
Alleine schon bei der Band-Ankündigung kann man eine Gänsehaut bekommen. Dann geht es gleich in die Vollen, bei The Muggs verfügt der Opener "6 To Midnite" über ein Tempo, als wäre es schon eine Minute vor Mitternacht.
Mit dem Blick auf eine Eigenproduktion hat man viel Herzblut in den Doppeldecker gesteckt. Von den Aufnahmen über das Mixing bis hin zum Mastern war Jim Kissling der Mann an den Reglern und hat den vehementen Auftritt des Trios sehr gut in die richtigen Klangbahnen geleitet. Dafür schon einmal beide Daumen hoch. Mit ihrer infizierenden Mischung aus straightem Zwölftakter und Classic Rock hobeln die Jungs ein massives Kantholz rund, ohne ihm die Rauheit zu nehmen.
Geplänkel zwischen den einzelnen Nummern gibt es fast nicht. The Muggs reihen wie eine Perlenkette einen Song an den nächsten. Das Publikum ist aus dem Häuschen und kommt aus der Feierei gar nicht mehr heraus. Unter anderem gehen die Danksagungen an »the 200 die-hard Muggs fans who made the concert sound like 2,000 strong!«
Stark ist auch die Mucke des Dreiers. Der befreit die Straße mit einer Art Hochdruckreiniger vom Staub. Die Party findet zu jeder beliebigen Zeit in den eigenen vier Wänden eine Fortsetzung. Wenn man die Combo schon nicht echt live erleben kann, liefert dieser Tonträger ohne Haken und Ösen einen echten Eindruck von dem, was bei einem Gig dieser Gruppe los ist. Nicht nur der Gitarrist ist solierend unterwegs. An so einigen Stellen finden der Tieftonerzeuger und Drummer Lücken für Alleingänge. Auch wenn "Born Ugly" schon einige Zeit auf dem Markt ist, wird das Titelstück des Albums als ein Song der neuen Platte angekündigt. Macht aber nichts, hier wird ein Loblied auf den ziemlich vehementen Blues Rock gespielt, wobei betont werden muss, dass The Muggs den Bogen der Härte nie überspannen.
Über die beiden Platten hinweg hat man mit der Gießkanne so einige Coversongs verteilt. Auf seine Art zieht das Trio mit Kompositionen von Rory Gallagher oder The Hollies (!!!) seinen Hut vor der Tradition und lässt diese Nummern in einem ganz persönlichen Licht erstrahlen. Wer "Help" noch nie als hypnotische Blues-Nummer gehört hat, findet auf der ersten CD die Gelegenheit dazu. Super! Hier und da setzt Danny Methric das Bottleneck ein und lässt es über die Saiten seines Arbeitsgerätes gleiten, als sei der Teufel hinter seiner eineinhalb Kilo wiegenden Seele her.
Überhaupt muss man der Band attestieren, dass man beim Hören der zwei Scheiben eine große Bühnenerfahrung spürt. Ab und an merkt man dem Saitenhexer und Sänger von The Muggs eine gewisse Vorliebe für das viel zitierte Luftschiff an, auch wenn explizit kein Song von ihm Erwähnung findet.
Braucht auch nicht. Wir hören ein Konzert von The Muggs, das sie quasi ohne Punkt und Komma gespielt haben. Was das Trio zu bieten hat, ist von brillanter Qualität. Mehr als dicke Empfehlung.
Line-up:
Danny Methric (vocals, guitars)
Tony DeNardo (Rhodes bass, vocals)
Todd Glass (drums)
Tracklist
CD 1:
01:6 To Midnite (5:57)
02:Sturm und Drang (3:33)
03:Hats Off To Mr. Beardsley (4:18)
04:I Take What I Want (4:05)
05:Need Ya Baby (3:42)
06:Born Ugly (4:20)
07:Mississippi Sheiks (5:13)
08:Notes From Underground (2:05)
09:Dear Theo (3:13)
10:Preachin' Blues/Help (5:46)
11:Slow Curve (2:46)
12:Leanin' Blues (5:02)
13:Used To Be (8:29)
CD 2:
01:Get It On (4:19)
02:Never Know Why (10:15)
03:Down Below (4:50)
04:Said & Done (5:53)
05:Kitchen Sink Blues (4:12)
06:How Do You Sleep? (4:47)
07:Monster (5:53)
08:Gonna Need My Help (3:03)
09:Doc Mode (7:57)
10:Ending Credits (0:44)
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