My Own Private Alaska / Amen
Amen Spielzeit: 60:35
Medium: CD
Label: I Am Recordings, 2011
Stil: Classic Scream

Review vom 29.01.2011


Holger Ott
Wer ein großes Maß an Risikobereitschaft und den Hang zum Experimentellen hat, sich dabei nicht scheut neue Ufer zu betreten, der sollte sich beim nächsten Besuch eines Musikgeschäftes unbedingt das Debüt dieses Newcomers zulegen.
My Own Private Alaska, kurz MOPA, bringen mit "Amen" eine Scheibe auf den Markt, deren Stil seinesgleichen sucht. Die drei Musiker kommen zwar aus dem sonnigen Kalifornien, möchten den Hörern aber mit "Amen" verdeutlichen, wie sie den externen Bundesstaat der USA wahrnehmen und erleben. Die dazu benötigte instrumentale Besetzung deutet auf eine sehr ungewöhnliche Anschauungsweise hin. Lediglich ein Klavier und ein Drumset, sowie die recht ausgeprägte Gesangsstimme werden eingesetzt um regelrechte Klangerlebnisse hervorzuzaubern.
Natürlich wird nicht jeder der elf Songs den Geschmack des Hörers treffen, aber im Gesamtbild ergibt sich ein überraschendes Album, das sogar nach mehrmaligem Hören ein paar Ohrwürmer aufzuweisen hat. Wenn dann bei einem Live-Konzert dieser Hörgenuss in ein passendes Bühnenbild umgesetzt werden kann, dann können wir uns bei den anstehenden Konzerten Anfang Februar auf ein besonderes Erlebnis freuen. Aber widmen wir uns nun mal ein paar Stücken um zu sehen, was die Herren so mit ihrem neu kreierten Musikstil der Welt mitteilen möchten. Klassik Scream nennt sich dieser und lässt vermuten, dass es doch ganz schön zur Sache gehen könnte, und bei manchen Songs wäre etwas weniger wirklich mehr, da die hervorragenden Klavier- und auch Drumpassagen etwas untergehen.
Wie eine Begleitmusik einer typischen Weltkriegsdokumentation kommt das erste Stück, "Anchorage", daher. Sehr rau, mit Hintergrundsprecheinlagen, aber dennoch so interessant, dass ich es bis zum Ende anhöre. Eigentlich ein gelungener Opener, der noch durch den zweiten Song, "After You", gesteigert wird. Leider ist hier, wie schon erwähnt, der Gesang etwas zu übertönt und lässt mich den Regler etwas runter drehen.
Die darauf folgenden "Die For Me" und "Broken Army" treffen meinen Geschmack nicht so sehr und ich bin ständig kurz davor weiter zu klicken, werde aber immer wieder durch besondere Einlagen davon abgehalten. Es ist eben doch etwas Besonderes und lässt mich extrem neugierig werden.
Track fünf, "Where Did You Sleep Last Night?", lässt mich sofort aufhorchen. Nanu, den Song kenne ich doch aus dem Radio, aber trotz Gehirnzermaterung komme ich nicht darauf wer das schon mal veröffentlicht hat. Vielleicht geht es euch beim Hören ebenso und ihr zermartert euch den Kopf, na dann viel Spaß dabei, ich kenne die Lösung immer noch nicht.
"I Am An Island" reißt mich sofort mit. Tolles Tempo, abwechslungsreich und mit fast fünf Minuten ein sehr schöner Titel, der aber leider gegen Ende etwas abflacht. Macht aber in diesem Fall überhaupt nichts, denn der folgende Titeltrack "Amen" geht sofort weiter steil Bergauf. Leider auch hier ein etwas zu lauter Gesang.
"Kill Me Twice" und "Page Of A Dictionary" aber bringen dann auch mich etwas durcheinander. Ich möchte beide Songs mal als etwas schwierig einstufen, bei denen sich jeder selbst ein Bild machen sollte. Aber dafür punktet "Just Like You And I" gnadenlos mit sehr düsterem Gesang und treibender Musik und mit 6:39 ein absoluter Hörgenuss, mein Favorit der CD "Amen" von MOPA.
Leider bekomme ich zum Abschluss noch einen mächtigen Schlag ins Genick. Fast acht Minuten geht es darin etwas chaotisch zu und "Ode To Silence" entwickelt sich vom stillen Wässerchen zum heillosen Durcheinander. Nein, dieses Stück schaffe ich nicht bis zum bitteren Ende und bevor ich noch zum Massenmörder werde, drücke ich auf STOP.
Trotzdem, wie schon Anfangs beschrieben, ist es ein durchweg gelungenes Werk und wenn sich My Own Private Alaska nicht aus anderen Richtungen beeinflussen lassen, werden sie in ihrem Genre durchaus in die Führungsetage aufsteigen.
Line-up:
Matthieu Miegeville (vocals)
Tristan Marquet (piano)
Yohan Hennequin (drums)
Tracklist
01:Anchorage (5:40)
02:After You (4:12)
03:Die For Me (5:50)
04:Broken Army (5:45)
05:Where Did You Sleep Last Night? (4:35)
06:I Am An Island (4:52)
07:Amen (3:37)
08:Kill Me Twice (5:10)
09:Page Of A Dictionary (5:40)
10:Just Like You And I (6:39)
11:Ode To Silence (7:45)
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