Nick Moss Band / Live And Luscious
Live At The Baltic Blues Festival
Live And Luscious Spielzeit: 67:23
Medium: CD
Label: Blue Bella Records, 2015
Stil: Blues Rock


Review vom 02.02.2016


Mike Kempf
Ein Hördurchgang mit acht Songs in etwas über siebenundsechzig Minuten reicht mir aus, um Nick Moss Bands aktuellem Tonträger "Live And Luscious - Live At The Baltic Blues Festival" den Status eines musikalischen Tipps zu verpassen.
Meine Entscheidung basiert auf mehreren Gründen. Einer davon ist, dass sich die Nick Moss Band am 14. Mai des letzten Jahres dazu entschloss, ihren Auftritt beim Baltic Blues Festival mitschneiden zu lassen. Dadurch ist sie nun in der Lage, mit "Live And Luscious" ein Blues Rock-Live-Album der Extraklasse anzubieten. Als weiteren (und für meinen Geschmack nicht ganz unerheblichen) Grund stelle ich bei dem Gehörten 'Musik mit Verzicht auf unnötigen Schnickschnack' fest. Ohne Schnörkel, ohne großartiges Brimborium, ohne Starallüren und stets authentisch präsentieren sich Nick Moss und Co. Somit besticht die Platte mit erstklassigen Liveeindrücken und mein Kopfkino kann die Gig-Eindrücke hervorragend nachempfinden. In der Tat, wenn ich nur allein Mister Moss' schroffen Stimmbändern und ungehobelten Gitarrenläufen lausche, übermannen mich zahlreiche Adrenalinschübe. Dabei ereilt mich zum Ende bei "I Dig" ein besonderer 'Flash', vernehme ich doch unumstritten AC/DC-Klänge in Form von "Hells Bells".
"Catch Me I'm Feeling" erinnert stark an Peter Framptons Klassiker "Do You Feel Like We Do". An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass sich die Band nur einiger weniger Anleihen des Oldies bediente und nicht der Versuchung erlag, eine 'billige' 1:1-Kopie abzuliefern. Letztlich ist es Michael Ledbetter der hier, so wie bei "I Dig" und "Stand By", für die Songarchitektur verantwortlich zeichnet.
Von Muddy Lives (Europa-Promotor der Band) bekam ich nicht nur den Tipp für diese Live-CD, sondern er wusste mir nebenbei noch zu berichten, dass der gute Nick voll auf Zeppelin- und Faces-Klänge abfährt. Wenn ich nun addiere: AC/DC, Frampton, Led Zeppelin und Faces, komme ich zu folgendem Resultat: klassischer Rock mit reichlich Blues Rock-Einflüssen. So erscheint es logisch, dass die US-Kapelle nicht aus stylischen Glitzerbuben oder körperbetonten Muckimännern besteht, sondern eher aus Menschen, die sich als die lieben, hilfsbereiten Nachbarn von nebenan offenbaren könnten.
Neben den beiden Frontmännern, Moss und Ledbetter, ist es vor allem Taylor Streiffs Tastenzauber, den er - ob als Zuspieler eines tollen Klangteppichs oder auch als Solist - stets eindrucksvoll zuzubereiten weiß. Selbstverständlich sind der Tieftonexperte Nick Fane und Drummer Patrick Seals ebenfalls nicht von Pappe und wirken im Gesamteindruck als hervorragend eingespieltes Rhythmuskollektiv. Da wundert es mich nicht, dass in ihrem Steckbrief 17 (!) Blues Music Award-Nominierungen zu Buche stehen.
Wer sich nicht an meinen Worten orientieren möchte, dem möchte ich empfehlen, Track Nummer vier, "The End", in vollen Zügen zu genießen. Das Langteil (12:01 Min.) brilliert derart mit erstklassigen, ungeschönten Gitarrenläufen sowie ungehobelt charismatisch wirkenden Gesangsvorträgen, dass das Stück den Blues traditionell-schmutziger Form seines Ursprungs widerspiegelt. Als Dank ernteten die Amerikaner vom Publikum frenetischen Beifall und von mir daheim noch ein nachträgliches Extra-Lob, denn "The End" gehört ab jetzt zu den Spitzensongs meiner persönlichen Beliebtheitsskala von Bluessongs.
Fazit: Der Nick Moss Band ist mit "Live And Luscious - Live At The Baltic Blues Festival" ein wahres Meisterwerk geglückt! Über eine Stunde Blues/Blues Rock, mit viel Herz, Sinnlichkeit und reichlich nostalgischen Klängen eingespielt, lässt jedes Bluesrockerherz frohlocken. Dazu wird dem Zuhörer von A-Z der Eindruck vermittelt, dass hier der Spaß am Musizieren und damit verbundener Authentizität absolut im Vordergrund stehen. So wurde auch beim Abmischen des Sounds - falls überhaupt geschehen - auf jegliche Effekthascherei verzichtet und stattdessen voll und ganz auf unverfälschte, stets leicht dreckig rüberkommende Tonfarben gesetzt. Vor allem der fette Gitarrensound groovt wie die Hölle und hinterlässt, ob soft als Slow-Nummer oder blitzschnell mit Flitzefingern vorgetragen, nur positive Eindrücke. Wenn ich abschließend nun gar keine Mängel ausfindig machen konnte, kann es von mir, so wie ich es bereits mit meiner Einleitung ankündigte, nur ein Resümee geben: Tipp!
Line-up:
Nick Moss (vocals, guitars)
Michael Ledbetter (vocals, guitar)
Nick Fane (bass, backing vocals)
Taylor Streiff (keyboards)
Patrick Seals (drums)
Tracklist
01:Breakdown [Nick Moss] (6:59)
02:Catch Me I'm Falling [Michael Ledbetter] (6:23)
03:Try To Treat You Right [Nick Moss] (7:15)
04:The End (12:01) [James Reed]
05:The Ain't Free (7:36) [Nick Moss]
06:Shade Tree (12:50) [Nick Moss]
07:I Dig (6:21) [Michael Ledbetter]
08:Stand By [Michael Ledbetter] (7:56)
Externe Links: