Spielzeit: 55:34 Medium: CD Label: Bad Reputation, 2011 Stil: Blues Rock Review vom 29.03.2011 Jürgen Bauerochse

Manchmal klappt die Sache mit dem 'perfekten Timing' auch nicht so richtig. So in dem Fall von Pat McManus. Das Konzert des irischen Musikers in der Bluesgarage war gerade ohne mich über die Bühne gegangen, als mir mit "Walking Through Shadows" das brandneue Album der Pat McManus Band auf den Tisch flatterte. Pech für mich, denn wenn ich die Scheibe schon vorher gehört hätte, dann wäre sicherlich ein weiterer spontaner Konzertbesuch fällig gewesen.

Pat wurde im Jahr 1958 als ältestes von sechs Kindern in Nordirland geboren. Durch seine Eltern, beide selbst begnadete Musiker, kam er schon sehr früh zur Musik und brachte es zum 'All Ireland Champion' auf der Geige. Im Alter von neun Jahren wechselte er zur Gitarre. Eine Tatsache, die sein ganzes Leben veränderte.

Zusammen mit seinen Brüdern John am Bass und Tommy am Schlagzeug rief Pat seine erste Band Pulse ins Leben, die sich bald in Mamas Boys umbenannte. Unter diesem Namen entstanden acht Alben. Außerdem gab es zahlreiche Touren durch Europa, Japan und den USA, bei denen sich die Band die Bühne mit solchen Größen wie den Scorpions, Jethro Tull, Deep Purple und
Thin Lizzy teilten. Die Zeichen von Mamas Boys standen günstig für eine große Karriere und wurden abrupt beendet als Tommy an Leukämie verstarb.

Nun ist Pat mit seiner eigenen Truppe wieder unterwegs und legt mit "Walking Through Shadows", seinem inzwischen dritten Album, einen sehr intensiven und vielseitigen Silberling vor, bei dem der Blues meistens das Sagen hat. Schon beim Opener "Danger Zone" geht es druckvoll und bluesrockig zur Sache. Power-Riffs beherrschen den Song, und Pat lässt den Sechssaiter ein ums andere Mal voller Verzückung aufjaulen. Prima Einstand!

Country Blues-mäßig geht es bei "Walking In The Shadow Of Giants" weiter. Ergänzt durch sehr schöne Backgroundvocals von Maura Donaghy kommt hier auch zum ersten Mal die Violine zum Einsatz, die Pat nach wie vor immer wieder mal benutzt und prima in diesen Song integriert hat.
Mit "Hey You" nimmt das Album dann wieder mehr Fahrt auf. Diesmal verstärkt durch das Orgelspiel von John McCollough kommt es zu einem noch dichteren Sound, bei dem das Gitarrensolo im Mittelteil das Highlight des Songs bildet.

Und dann gleich wieder Kehrtwendung um 180 Grad. "Give Me Love" ist eine schöne, getragene Ballade voller Gefühl und Zärtlichkeit. Auch hier sind die Backgroundvocals und die Violine wieder besonders zu erwähnen. Erinnerungen an East Of Eden oder Citys "Am Fenster" kommen auf.

Doch schon ist es mit der Ruhe wieder vorbei. "Ready To Rock" könnte auch von Rob Tognoni stammen. Da geht es schnurstracks ab nach vorne. Der Rhythmus beherrscht die Szenerie und Pat erweist sich als ganz schöner Flitzefinger auf der Gitarre. Mein persönlicher Fave auf dem Album! In die gleiche Kerbe haut dann auch "Short, Sharp, Shock", das allerdings nicht ganz so eingängig rüber kommt, dafür aber über die spektakulärere Saitenarbeit verfügt.

Es folgt mein zweiter Anspieltipp. "Walking Shoes" ist ganz im Stile von Gary Moores "Still Got The Blues" aufgebaut. Hier kommt neben der ganz starken Gitarrenarbeit auch die klasse Stimme von Pat McManus voll zur Geltung. Dieses Super-Stück kann man sich durchaus ein paar Mal hintereinander anhören.

Nach dem simplen aber sehr antörnenden Losgehrocker "The Riddle", bei dem Mitwippen der Extremitäten Pflicht ist, folgt mit "E-Tab" ein Instrumentalsong, der die ganze Schnelligkeit von Pat auf der Gitarre aufzeigt. Da wird einem schon beim Zuhören schwindelig. Highspeedtechnik in Perfektion, die Herr McManus hier an den Tag legt.

Der stampfende Boogie "Slave To The Rhythm" ist das vorletzte Stück auf diesem Album, bevor "Oldest Rocker" ganz weit in den Sound der dreißiger Jahre zurückgeht. Ganz und gar retro, einschließlich dem Knistern der alten Platten. Ein wirklich sehr gelungener Joke zum Ende eines sehr guten Albums. Die Pat McManus Band macht wirklich Spaß, und das auf einem sehr hohen Niveau.

Line-up:
Pat McManus (guitar, vocals, violin)
Gordon Sheridan (bass)
Paul Faloon (drums)
John McCollough (keyboards)
Maura Donaghy (backing vocals)