Spielzeit: 46:15 Medium: CD Label: Reaction Records, 2015 Stil: Blues Rock, Blues Review vom 12.11.2015 Joachim 'Joe' Brookes

Wer ist der Mann unter der roten Kappe auf der Rückseite von "Gristle To Gold"? Wohl ein Live-Bild, auf dem er als Harp-Spieler abgebildet ist. Es ist Randy McAllister. Wenn man in der Verpackung ein Band-Bild betrachtet, denkt man, den Namensgeber dort zu finden. Im Innenteil des Digipak und dem Foto mit Rob Dewan, Maja Van Nuys und Matt Higgins (alle ziemlich jung aussehend) ist dem nicht so.

Ganz gleich, neben singen und Harp spielen kann Randy McAllister auch noch trommeln. Einige Bilder auf seiner Homepage zeigen ihn am Schlagzeug sitzend, in der einen Hand einen Drumstick und in der anderen eine Mundharmonika.

2002 wurde "Givers And Takers" für einen Grammy nominiert und auf Randy McAllisters Platten-Tisch liegen insgesamt zehn Alben. Die Bekanntschaft mit dem Texaner aus der Kleinstadt Novice macht man aber nicht nur über seine Alben. Er hat einen größeren Gesangs-Anteil bei
Mike Morgans Stronger Every Day. Da lässt man sich nicht lumpen und spielt beim Kumpel mit. So hat Mike Morgan bei vorliegender Platte für "I'm Like A Boomerang" und "Hey Hooker" in die Saiten gegriffen. Den Bass zupft er in "You Lit The Dynamite". Ein Blick in die Tourliste zeigt, dass Randy McAllister viel unterwegs ist.

Eines steht auf jeden Fall schon nach so zwei, drei Liedern fest: Der Inhalt von "Gristle To Gold" (macht im Zusammenhang mit dem Hähnchenknochen Sinn) ist appetitlicher als das Coverbild, ohne sich die Musik schön zu hören.
Klasse Musiker, klasse Songwriting und eine tolle Stimme machen den Gesamteindruck zu einer runden Sache.

Rund ist auch das Angebot an Stilen. Blues (Rock), klar, steht hier an erster Stelle. Aber auch Tex Mex, Rock'n'Roll nach Art des Hauses oder Boogie (ohne Woogie) machen Spaß. Randy McAllister und seine über zehn Mitmusiker haben den Bogen raus. Die Band kann schon ab dem ersten Track begeistern. "The Kid With The Very Old Soul" geht mit seinem Bottleneck-Einsatz von Rob Dewan und einem Harp-Solo des Frontmannes richtig gut ab. Die Background-Sängerin Andrea Wallace macht mit einem sehr positiven Eindruck auf sich aufmerksam. Klasse Stimme! Auf identischem Niveau darf man auch Benita Arterberry-Burns einstufen.

Wie fügen sich die Blues-Puzzleteile zusammen, wenn Bläser mit von der Partie sind? "Glass Half Full" ist die Nummer mit Trompeter Steve Howard und Jeff Robbins (Saxofon). Mit einigen Blitzlichtern aus dem flotteren Bereich fährt man im Midtempo die Blues-Allee entlang und diesen Rob Dewan kann man, ganz gleich in welchem Track, kaum übergehen. Der Gitarrist beeindruckt. Die Bläser hätten ruhig öfter mitmachen können.
"The Push" ist mit einer dicken Schicht Blues Rock überzogen. Darunter befindet sich eine zarte Masse Soul, die besonders von Randy McAllisters Stimme und bereits erwähnten Andrea Wallace angerührt wird.

Mit furioser Harp sowie scharf angezogenem Orgel-Keilriemen ist der Short-Track "Bowling Pin" eine sich fast überschlagende Nummer mit einem wie ein Uhrwerk trommelnden Sean Mcurley. Toll, dieser Rock'n'Roll!
Ach, wie herrlich groovt dieses "Hey Hooker". Ins Rollen bringt dieses Lied ohne Zweifel Pianomann Carson Wagner. Bei Rob Dewan scheint das Metallröhrchen angewachsen zu sein. Mehr Slide-Gitarre geht fast nicht.

"Gristle To Gold" von Randy McAllister And The Scrappiest Band In The Motherland hat ein nicht gerade animierendes Cover, aber der Inhalt ist prächtig und alleine vom Anfassen des Digipak bekommt man ja keine fettigen Finger. Also dürfen auch Blues-Vegetarier zugreifen.

Line-up:
Randy McAllister (vocals, harmonica - #1,3,4,8,11,12)
Rob Dewan (guitar - #1-12)
Matt Higgins (bass - #1-4,8-10,12)
Maya Van Nuys (fiddle - #1)
Carson Wagner (piano, organ - #4,5,7,8,10-12)
Kevin Shermerhorn (drums - #1-3)
Sean Mcurley (drums - #4,5,8,10-12)
Eric Smith (drums - #6,9)
Benita Arterberry-Burns (background vocals - #4,5,8,10,12)
Andrea Wallace (background vocals - #1-3,6,11)
Steve Howard (trumpet - #9)
Jeff Robbins (saxophone - #9)
Mike Morgan (guitar - #5,11, bass - #11)
Rich Stanmyre (bass - #5,11)