Ryan McGarvey / Redefined
Redefined Spielzeit: 53:49
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Blues Rock


Review vom 27.04.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Ziemlich genau fünf Jahre ist es nun her, dass der amerikanische Blues-Rocker Ryan McGarvey bereits mit seinem Debüt Forward In Reverse für mächtiges Aufsehen sorgte. Der Nachfolger wurde vielfach angekündigt. Er hat sich verdammt lange Zeit gelassen, aber nun ist es endlich soweit... "Redefined" heißt die Platte, ist mit fast vierundfünfzig Minuten gut gefüllt und Song-Füller sucht man vergeblich.
Live hat McGarvey in unseren Breitengraden schon lange viele Blues Rock-Fans von seinen Fähigkeiten als Gitarrist beziehungsweise Sänger überzeugt und seine zweite CD steht dem in nichts nach.
Nicht nur im Opener greift der Guitarslinger zur akustischen Gitarre, die er dann gegen die E-Gitarre tauscht. Die Songs sind von überzeugender Ausstrahlung und der Künstler aus Albuquerque, New Mexico kann auch noch durch eine markante Stimme überzeugen. Viele beeindruckende Fingerfahrten auf dem Fretboard bei Konzerten kann man auch auf "Redefined" bewundern, allerdings nicht in der für seine Gigs bekannten und geliebten Soli, die ohne Zeitlimit zum Besten gegeben werden.
McGarvey erweist sich in vielen Bereichen als wahrlich meisterlich. Wer seinen Slow Blues hört, wird mit der Entdeckung der Langsamkeit in ähnlichem Zeitlupentempo dahinschmelzen. Den Gitarrenklängen werden keine Grenzen gesetzt und mit vorliegender Platte darf man McGarvey jetzt schon in das Oberhaus des Blues Rock einordnen. Der Mann breitet durch das Gitarrenspiel seine Seele vor dem Hörer aus. Blues ist ein Gefühl, das bei ihm aus den Fingerspitzen strömt.
Mit "Redefined" lässt der steil aufstrebende Musiker diverse Konkurrenten verdammt alt aussehen. Beim Hören der Scheibe hat man das Gefühl, andere Blueser entwickeln sich im Schneckentempo. McGarvey macht bereits durch den ersten Track deutlich, dass hier etwas ganz Besonderes auf den Hörer zukommt. Von der ersten Sekunde an schwebt das Stück durch den Klang der akustischen Gitarre und wird dann, beim Einsatz der Begleitmusiker und E-Gitarre wie an einem goldenen Faden auf den großzügig gestalteten Boden des Blues runtergeholt. Man wartet förmlich auf das Solo und wird nicht enttäuscht. Zum Ende hin wächst das Stück mit prägendem Riffing über sich hinaus. Klasse!
Selbstredend serviert uns McGarvey auch feinste Kost mit dem Bottleneck. Nach einem geradeaus rockenden "Never Seem To Learn" und "Sweet Angel", ein Stück, das er Konzertbesuchern schon im Herbst 2011 vorgestellt hat, belegt, wie toll er seine Sounds mit dem Wah Wah-Pedal inszeniert. "Blues Knockin' At My Door" wird zu einem Festival der Slide-Gitarre. Der Wechsel zwischen famosen Riffs, die über das gesamte Album aus einer wohl nie versiegenden Quelle entspringen und dem Metallröhrchen-Klang ist gigantisch gut. Immer wieder wird für Rhythmus-Veränderungen gesorgt und hier gibt es wirklich Slide satt auf die Ohren.
"Prove Myself" ist eine Delikatesse in Sachen Funk. Es ist fast schon unheimlich, mit welcher Selbstverständlichkeit er auf der Blues-Basis mit diesem Genre-Ableger fast acht Minuten jongliert. Jede Sekunde dieses Tracks wird man genießen. Auch hier erlebt man live-haftig, was bei seinen Gitarren-Zaubereien auf der Bühne abgeht.
Meisterlich! Bei so vielen tollen Songs bildet aus meiner Sicht "Close To Heaven" den Höhepunkt der Scheibe. Auch mit den psychedelisch angehauchten Phasen war und ist ein McGarvey voll in seinem Element. Dieses Stück ist der Überflieger. Dann gibt es innerhalb von zweieinhalb Minuten ein erdiges Rock'n'Roll-Karussell auf die Lauscher. Mit "Pennies" führt er uns zurück zu den Wurzeln des Blues und wie zu Beginn des Albums schultert der Protagonist abermals die Akustische. McGravey und seine Gitarre... solo und instrumental. "Four Graces" ist eine weitere brillante Facette des Ryan McGarvey und auch am Ende dieser Rezension werde ich, gerade bei dieser Nummer darauf verzichten, auf einen Musiker zu verweisen, der in unseren Breitengraden mittlerweile große Hallen füllt.
"Redefined", von Brian Lucey (The Black Keys, Jane's Addiction, Dr. John) perfekt gemastert, lässt den neuen Stern am Blues-Himmel leuchten. Ryan McGarvey hat uns lange auf sein zweites Werk warten lassen, aber letztendlich hat es sich mehr als gelohnt. Das Album ist exzeptionell und für einen Blues Rock-Fan essenziell.
Line-up:
Ryan McGarvey (guitar, tambourine, vocals)
Sam Miller (bass, keyboards)
August Johnson (drums)
Bill Palmer (additional percussion)
Tracklist
01:All The Little Things (4:37)
02:Never Seem To Learn (3:50)
03:My Sweet Angel (4:32)
04:Starry Night (5:42)
05:Blues Knockin' At My Door (6:03)
06:Prove Myself (7:51)
07:Blue Morning Night (5:40)
08:So Close To Heaven (5:06)
09:Downright Insane (2:36)
10:Pennies (4:31)
11:Four Graces (3:21)
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