Ryan McGarvey / The Road Chosen
The Road Chosen Spielzeit: 42:48
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 10.10.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Alleine schon die Ankündigung einer neuen Scheibe von Ryan McGarvey verursacht Adrenalinausschüttungen. Der Amerikaner hat sein drittes Album mit dem Titel "The Road Chosen" im Kasten und es wurde von Brian Lucey (unter anderem Artic Monkeys, The Black Keys, Counting Crows, Dr. John, Jane's Addiction, King King feat. Alan Nimmo, moe., Hadden Sayers) gemastert. Einen Gastauftritt hat Brant Leeper, Coco Montoyas Keyboarder, der in "Goodbye Blues" die schwarzen und weißen Tasten der Hammond B3 bedient.
Auf seiner Tour im Jahr Frühsommer 2014 hatte der Gitarren-Wirbelwind bereits einige der Tracks des vorliegenden Albums live präsentiert und die Platten-Ouvertüre "Memphis", auch als erste Single des Albums auf dem Markt sowie in einem offiziellen Video in bewegte Bilder umgesetzt, hat diesen überdimensionalen Haken, mit dem sich der riffige Song mit nachhaltigem Refrain im Gehirn, gleich neben "Joyride" niederlässt und für die Zukunft einen Platz gefunden hat. Etwas über vier Minuten vom Feinsten verzerrte Gitarrensounds, die einen nicht mehr loslassen.
Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Bei "My Heart To You" empfängt der bereits mit vielen Preisen dekorierte Künstler die Hörer durch die wunderschönen Klänge einer akustischen Gitarre. Zusammen mit dem emotionsgeladenen Gesang nimmt einen der Protagonist alleine schon gefangen. Nach einer knappen Minuten setzt die Band mit Sam Miller am Bass und Schlagzeuger Logan Miles Nix ein und wir werden Zeuge einer Ballade, die herrlicher kaum sein kann. Ryan McGarvey hat dann zur E-Gitarre gewechselt und seine Stimme hat eine gänsehäutig-hymnenhafte Stimmung. Herrlich!
Auch in "Always And Forever" wird man von der akustischen Gitarre umgarnt. Eine weitere Ballade, mit etwas mehr Dynamik und weniger Blues steht auf der Speisekarte und auch diese Nummer wird sehr gerne bestellt. Genießen kann man ein mit klasse Breaks dekoriertes, von feinen Gitarrenläufen garniertes Stück Musik, bei dem sich der Frontmann im kurz gehaltenen Solo in die Höhe schraubt.
Tanzbein-Groove gefällig? Okay, dann ist man bereit für das bereits erwähnte Lied "Goodbye Blues" mit Brant Leeper an der Hammond B3. Logan Miles Nix ist mit einem variantenreichen Rhythmus zur Stelle und Sam Millers Bass pumpt aus der Tiefe einer Berghöhle. Die Keyboardklänge sind genau der richtige Gegensatz zu Ryan McGarveys staubtrockenen Gitarreneskapaden. Ein plötzlich angesetztes, ruhiges Intermezzo, das mit einem weitern Break dramatisiert wird, lässt die Ohren noch spitzer werden und dann wird die geschickt aufgebaute Spannung durch das Song-Thema wieder kanalisiert.
Man lasse sich von den anfangs verführerischen-verträumten Augen eines "Firework Eyes" nicht hypnotisieren. Die entspannte E-Gitarren-Eröffnung entpuppt sich nur als sehr schöne, allerdings auch sehr kurzlebige Angelegenheit, denn nachdem deren letzter Ton im Nichts verhallt ist, donnern Ryan McGarvey & Co. mit einem hochoktanigen Boogie aus den Lautsprechern. Hammer, warum hat ein Schreibtischstuhl keine Sicherheitsgurte? Der Gitarrensolo-Exkurs steht in keinem Lehrbuch und zeigt an dieser Stelle, was der Amerikaner frei von der Leber und immer mit viel Inspiration live zaubern kann.
Für das in mittlerer Geschwindigkeit rockende "Wish I Was Your Man" stand die texanische Variante des Blues Rock Pate und die mit Wah Wah-Pedal-Klängen angereicherte E-Gitarre zeigt etwas von der psychedelischen Seite eines Ryan McGarvey. Hammer!
Über den Rock'n'Roll von "Mean Thing" kommt es zu einem, vom Titel her stimmigen "To An End". Rock ohne Schnörkel, aber abermals mit einer tollen, ruhigeren Phase versehen, setzt den Schlusspunkt.
Ryan McGarvey ist brillant. Seine beiden ständigen Begleiter auf "The Road Chosen" bringen die notwendige Portion Einfühlungsvermögen mit, um den Zauberer auf der Gitarre ins richtige Licht zu setzen.
Beim Schreiben eines Ryan McGravey-Konzertberichts ist mir der Vergleich mit einem Seefahrer eingefallen: Er ist »der Christopher Columbus des Blues Rock.«
Diese Formulierung bezog sich natürlich auf die famose Kohärenz von Song-Material und ideenreichem Ausbau der Vorlagen. Neue musikalische Landschaften kann dieser Mann bei seinen Auftritten definitiv erschließen. Einige Tracks des Albums haben die Livebühne ja schon gesehen und so kann man diese Scheibe als hervorragende Vorlage für weitere Konzerte von Ryan McGarvey ansehen.
Line-up:
Ryan McGarvey (guitar, vocals, tambourine, triangle)
Sam Miller (bass)
Logan Miles Nix (drums)

With:
Brant Leeper (Hammond B3 - #7)
Tracklist
01:Memphis (4:09)
02:Fading Away (3:26)
03:Little Red Riding Hood (3:47)
04:My Heart To You (5:40)
05:Firework Eyes (4:07)
06:Burnin Alive (4:15)
07:Goodbye Blues (3:32)
08:Always And Forever (3:58)
09:Wish I Was Your Man (2:53)
10:Mean Thing (2:49)
11:To An End (4:12)
(all songs written by Ryan McGarvey)
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