Greg Nagy / Stranded
Stranded Spielzeit: 41:24
Medium: CD
Label: Big O Records, 2015
Stil: Roots Music

Review vom 20.03.2015


Joachim 'Joe' Brookes
1963 in Flint, Michigan geboren, widmete Greg Nagy schon relativ früh sein Ohr der Musik. Motown Sounds waren angesagt und aus dem Blues kam die Vorliebe für Muddy Waters beziehungsweise Albert King. Anfang der Neunzigerjahre war der amerikanische Künstler quasi rund um die Uhr in Soul- und Blues-Bands beschäftigt. Eine der wohl faszinierendsten Gruppen war Root Doctor, der er sich 2004 anschloss. Nicht lang nachdem "Live At The Cadillac Club" auf den Markt kam, verließ Greg Nagy die erfolgreiche Combo und stellte sich anschließend auf eigene musikalische Beine.
2009 veröffentlichte er "Walk That Fine Thin Line". Diese Scheibe beeindruckte nicht nur die Kritiker sehr, sondern führte darüber hinaus noch zu einer Nominierung als bester Künstler bei der Blues Foundation. Lob von allen möglichen Seiten bekam der Roots-Musiker auch für den 2011 erschienenen Nachfolger "Fell Toward None".
Greg Nagys dritte Platte mit dem Titel "Stranded" wird hier unter die Lupe genommen. Dieses Album kommt nicht von ungefähr, will der Protagonist damit doch eine schmerzliche Lebenserfahrung verarbeitet: »Many of the songs on Stranded were inspired by Nagy's own dissolution of a 24 year marrige, an event the fueled some of the most impassioned vocal performances of his career thus far.«
Die zehn Lieder sind allerdings nicht nur von Trauer oder gar Depression geprägt. Selbst wenn, solche Gefühlslagen können ja auch kraftvoll statt melancholisch zum Ausdruck gebracht werden. So verhält es sich auch auf "Stranded".
Auch wenn es im Titeltrack heißt:
»Everywhere I go
I still see your face
[...]
When I go to the movies
The girl in the story is you«
und Bilder wie das Meer der Tränen oder die Insel des gebrochenen Herzens zitiert werden, hat der Opener dennoch eine positive, musikalisch melodische Plattform, über der Greg Nagy mit einer sehr sympathischen, vom Soul gefüllten Stimme singt.
Das Album entstand in enger Zusammenarbeit mit Jim Alfredson, einem ehemaligen Roots Doctor-Gefährten. Beide haben die Scheibe produziert und viele der Songs geschrieben. Jim Alfredson ist gleichzeitig auch für die Keyboards und einige Percussion-Einsätze zuständig. "Still Doing Fine" ist eindeutig die Spielwiese des Tastenmannes und in "Been Such A Long Time" ist er der Funk-Meister am Keyboard.
Zach Zunis (Billy Boy Arnold, William Clarke, Floyd Lee, Janiva Magness und weitere) hat einen Lead-Gitarren-Gastauftritt in "Sometimes". Der Gitarrist spielt sein Arbeitsgerät mit einer deutlichen Blues-Intonation und spielt mit deutlichen Freiräumen in dieser Nummer. Von einem herrlichen Groove unterlegt hat das Stück mit einem eingängigen Refrain einen deutlichen 12-Takter-Einschlag und passt sehr gut in den Gesamtkontext der Platte.
Mit seiner souligen Stimme kann sich Greg Nagy auch einen Ausflug nach Memphis gönnen. In "Long Way To Memphis" wird der Gesang phasenweise etwas verfremdet, was zum gesamten Ambiente des Tracks super passt. Überhaupt ist diese Nummer eines der Highlights auf der Scheibe. Angejazzte Tastenklänge paaren sich mit klasse Hooklines und mit seinem verschleppten Tempo wird das Stück zu einer willkommenen Wiederholung.
Abschießend muss noch "Ain't No Love In The Heart Of The City" erwähnt werden. Greg Nagy macht eine durchaus eigene Version aus dem Original. Besonders sein Spiel der E-Gitarre lässt die Ohren spitzen. Der Amerikaner kann eben nicht nur mit seiner Stimme beeindrucken. In der vom Protagonisten neu angestrichenen Form findet der Hörer Gefallen daran.
Überhaupt ist "Stranded" eine klasse Roots Music-Platte, die ihre Fühler in ganz verschiedene Richtungen ausstreckt. Greg Nagys Album ist eine feine Entdeckung im musikalischen höllisch aktiven Ameisenhaufen der Veröffentlichungen.
Line-up:
Greg Nagy (guitar, lead vocals)
Jim Alfredson (keyboards - #1,2,4,5,9,10, backing vocals - #1,2,4,5,9,10, percussion - #2,8,9)
Joseph Veloz (bass - #1-3,5,7-10)
Jim Shaneberger (bass - #4,6)
Scott Veenstra (drums - #1,3,5,7,8,10)
Glenn Giordano (drums - #2,9)
Karl Schantz (drums - #6)
Dave Gross (drums - #4)
Bill Vits (percussion)
Zach Zunis (lead guitar - #9)
Marcia Allen (backing vocals - #1,3,5,7)
Jen Sygit (backing vocals - #1,3,5,7)
Heather Jones (backing vocals - #4)
Donny Jones (backing vocals - #4)
Tracklist
01:Stranded (4:28)
02:Walk Out That Door (4:25)
03:Ain't No Love In The Heart Of The City (5:00)
04:I Won't Give Up (4:16)
05:Run Away With You (3:42)
06:Long Way To Memphis (4:56)
07:Still Doing Fine (4:15)
08:Been Such A Long Time (3:07)
09:Sometimes (3:48)
10:Welcome Home (3:06)
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